Depression

Inflammatorisches Darm-Mikrobiom bei Depression

Original Titel:
Reductions in anti-inflammatory gut bacteria are associated with depression in a sample of young adults

Kurz & fundiert

  • Vergleich von Mikrobiomcharakteristika bei jungen Erwachsenen mit und ohne Depression
  • Die Vielfalt des Mikrobioms ist bei jungen Menschen mit Depression reduziert
  • Mangel besonders an anti-inflammatorischen Bakterien, wie etwa Faecalibacterium

 

MedWiss – Forscher analysierten das Darm-Mikrobiom von 90 US-amerikanischen jungen Erwachsenen mit und ohne Depression. Die Analyse zeigte eine Verbindung zwischen Depression und geringeren Mengen an anti-inflammatorischen Bakterien im Darm.


Zusammenhänge zwischen Mikrobiom und Psyche sind ein wachsendes Forschungsfeld. Bei möglichen Auslösern einer Depression wird auch ein niedrig-gradiger Entzündungsprozess diskutiert, der durch bakterielle Faktoren im Darm verursacht oder durch einen Mangel an protektiven, anti-inflammatorischen Bakterien nicht verhindert wird. Wissenschaftler analysierten nun, in welchen Aspekten sich das Darm-Mikrobiom bei jungen Menschen mit Depression von dem gesunder Kontrollpersonen unterscheidet.

Vergleich von Mikrobiomcharakteristika bei jungen Erwachsenen mit und ohne Depression

Die Forscher analysierten das Darm-Mikrobiom von 90 US-amerikanischen jungen Erwachsenen. 43 Teilnehmer litten unter Depression, 47 Teilnehmer waren gesunde Kontrollen.

Insgesamt zeigte sich, dass junge Menschen mit Depression ein signifikant anderes Mikrobiom haben als gesunde Kontrollen. Teilnehmer mit Depression hatten eine geringere Zahl von Firmicutes und höhere Zahlen von Bacteroideten. Innerhalb der Bakterienklassen und -ordnungen sahen die Forscher entsprechende Muster (weniger Clostridia und mehr Bacteroidia bzw. weniger Clostridiales und mehr Bacteroidales). Im Detail war das Faecalibacterium bei Menschen mit Depression in geringerer Menge vertreten. Ebenso traten verwandte Ruminococcaceae seltener als bei gesunden Kontrollen auf. Gammaproteobacteria und speziell Flavonifractor wurden dagegen häufiger im Mikrobiom der Patienten mit Depression gefunden als bei Kontrollpersonen.

Die Vielfalt des Mikrobioms ist bei jungen Menschen mit Depression reduziert

Daraus ergaben sich funktionelle Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen, wie etwa eine geringere Zahl an Produktionswegen für kurz-kettige Fettsäuren bei den Menschen mit Depression. Interessanterweise stimmen die Größe der Biom-Unterschiede und der Schweregrad depressiver Symptome in vielen Fällen überein – weitere Studien müssten diesen Punkt gezielt untersuchen. Zudem schienen Mikrobiom-Differenzen unabhängig von psychotropen Medikamenten der depressiven Patienten zu sein.

Mangel besonders an anti-inflammatorischen Bakterien, wie etwa Faecalibacterium

Insgesamt zeigt die Analyse eine Verbindung zwischen Depression und geringeren Mengen an anti-inflammatorischen Bakterien im Darm. Dabei scheinen besonders Butyrat-bildende Bakterien eine Rolle zu spielen. Die Unterschiede im Darm-Mikrobiom könnten eine Ursache für chronisch, niedrig-gradige inflammatorische Prozesse sein, die häufig bei Menschen mit Depression nachweisbar sind.

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