Morbus Crohn

CED und COVID-19: Krankheitsschübe erhöhen das Risiko

Original Titel:
Outcomes of COVID-19 in 79 patients with IBD in Italy: an IG-IBD study

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler analysierten die Daten von 79 Patienten mit chronischer Darmentzündung, die sich mit dem neuen Coronavirus infiziert hatten
  • Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf waren eine aktive chronische Darmentzündung, ein höheres Alter und Begleiterkrankungen
  • Medikamente gegen die chronische Darmentzündung erhöhten das Risiko hingegen nicht

 

MedWiss – Patienten mit einer chronischen Darmentzündung hatten ein größeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19, wenn sie älter waren und Begleiterkrankungen aufwiesen. Auch wenn die chronische Darmentzündung aktiv war, war das Risiko erhöht.


Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus verläuft in den meisten Fällen mild. Sie kann jedoch auch schwer oder gar tödlich verlaufen. Besonders vorerkrankte Personen scheinen hierfür ein höheres Risiko zu tragen. Bezüglich einer chronischen Darmentzündung deutet derzeit alles darauf hin, dass Betroffene kein erhöhtes Risiko für COVID-19 aufweisen. Es existieren derzeit nur wenige Daten von Patienten mit chronischer Darmentzündung und COVID-19, die Krankheit, die durch das neue Coronavirus ausgelöst wird. Wissenschaftler aus Italien berichteten von solchen Fällen.

Wissenschaftler analysierten die Daten von COVID-19-Patienten mit einer chronischen Darmentzündung

Die Wissenschaftler sammelten die Daten von 79 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die sich zwischen dem 11. und dem 29. März 2020 mit dem neuen Coronavirus infiziert hatten. 2 Patienten litten an Morbus Crohn, während 47 Patienten an Colitis ulcerosa erkrankt waren. Etwa die Hälfte der Patienten (36 Patienten, 46 %) hatte eine COVID-19-bedingte Lungenentzündung. Etwa jeder vierte Patient war im Krankenhaus (22 Patienten, 28 %). 6 Patienten (8 %) starben. Bei 4 Patienten (6 %) wurde COVID-19 diagnostiziert, während sie aufgrund eines schweren Krankheitsschubes im Krankenhaus lagen.

Verschiedene Faktoren erhöhten das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19

Die Wissenschaftler identifizierten Faktoren, die das Risiko für eine COVID-19-bedingte Lungenentzündung signifikant erhöhten. Zu diesen Faktoren zählten ein Alter von über 65 Jahren, die Erkrankung an Colitis ulcerosa, die Aktivität der chronischen Darmentzündung und Begleiterkrankungen. Medikamente, die zur Behandlung der chronischen Darmentzündung eingesetzt wurden, erhöhten das Risiko hingegen nicht. Das galt sowohl für Kortikosteroide, für TNF-Hemmer, für Vedolizumab als auch für Thiopurine. Ein Alter von mehr als 65 Jahren, eine aktive chronische Darmentzündung und Begleiterkrankungen erhöhten auch signifikant das Risiko, an COVID-19 zu sterben.

Patienten mit chronischer Darmentzündung und COVID-19 hatten somit ein größeres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf von COVID-19, wenn sie eine aktive chronische Darmentzündung hatten, wenn sie älter waren und wenn sie unter Begleiterkrankungen litten. Medikamente gegen die chronische Darmentzündung erhöhten das Risiko nicht. Um das Risiko, welches von COVID-19 ausgeht, bei Patienten mit chronischer Darmentzündung gering zu halten, ist es somit wichtig, Krankheitsschüben der chronischen Darmentzündung vorzubeugen.

[DOI 10.1136/gutjnl-2020-321411]

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