Migräne

Objektive Migränediagnose? Ultraschallmessung zeigt Unterschiede zwischen Blutgefäßreaktionen bei Menschen mit und ohne Migräne

Original Titel:
Objective Diagnosis of Migraine without Aura with Migraine Vascular Index: A Novel Formula to Assess Vasomotor Reactivity.

Kurz & fundiert

  • Diagnose Migräne bislang aufgrund von Patientenberichten ohne objektive Messung
  • Kann die vasomotorische Reaktivität Migräne messbar machen?
  • Messbare Unterschiede zwischen Blutgefäßreaktionen bei Menschen mit und ohne Migräne

 

MedWiss – Unterschiede in manchen Blutwerten und der Gehirnaktivität zeigen Differenzen zwischen Menschen mit Migräne und ohne auf. Die Diagnose kann bislang allerdings nur aufgrund von Patientenberichten gestellt werden. Indonesische Neurologen berichteten nun die Ergebnisse einer Pilotstudie, die zeigten, dass die Reaktion der Blutgefäße bei Migränepatienten signifikant geringer ausfiel als bei gesunden Kontrollpersonen. Die Forscher beschreiben als neues Maß den mit mit Dopplerultraschall gemessenen Migräne-spezifischen vaskulären Index (MVI), der zur objektiven Diagnose der Migräne angewandt werden könnte. Weitere Forschung soll die Ergebnisse nun validieren.


Eine Migräne wird immer noch nur auf der Basis der Patientenberichte diagnostiziert. Bestimmte Symptome, deren Häufigkeit, Lokalisation und Schweregrad und eventuell eine Familiengeschichte mit Migräne ermöglichen die Diagnosestellung. Es gibt nur wenige Blutwerte, die einen Hinweis auf Migräne geben können. Auch moderne bildgebende Verfahren zeigen nur im Vergleich über viele Probanden Unterschiede zwischen Gehirnaktivitäten Gesunder und Migräneerkrankter an.

Diagnose Migräne bislang aufgrund von Patientenberichten ohne objektive Messung

Eine Pilotstudie zielte nun auf die Entwicklung einer objektiven Diagnosemethode für Migräne ab. Dazu sollen Unterschiede in der vasomotorischen Reaktivität zwischen Migränebetroffenen und Menschen ohne Migräne gemessen werden. Die vasomotorische Reaktivität beschreibt die Geschwindigkeit, mit der Blutgefäße auf Änderungen in den Blutgasen reagieren. Um diese Anpassungsfähigkeit einzuschätzen, wird beispielsweise die Änderung der Blutgeschwindigkeit über jede angehaltene Sekunde ermittelt (breath holding index, BHI). Vergleichbar wird eine Reaktion der Blutgeschwindigkeit nach Hyperventilation bestimmt (Hyperventilationsindex). Die Experten entwickelten außerdem den neuen Migräne-spezifischen vaskulären Index (MVI), für den die mittlere Zerebralarterie mittels transkraniellem Dopplerultraschall untersucht wird.

Kann die vasomotorische Reaktivität Migräne messbar machen?

30 Patienten mit Migräne ohne Aura und 30 gesunde Teilnehmer wurden zur Teilnahme an der Studie eingeladen. Die vasomotorische Reaktivität aller Teilnehmer wurde mit dem BHI, dem Hyperventilationsindex und dem neuen MVI eingeschätzt.

Bei den Migränepatienten fanden sich signifikant niedrigere BHI- und MVI-Werte als bei den gesunden Teilnehmern (p < 0,001). In der Regressionsanalyse zeigte sich, dass der MVI-Wert signifikant zur Vorhersage der Migräneerkrankung verwendet werden konnte (p = 0,007). Die Sensitivität des MVI-Werts (mit Grenzwert von 1,035) zur Diagnose der Migräne lag bei 86,7%, die Spezifizität bei 86,7 %.

Messbare Unterschiede zwischen Blutgefäßreaktionen bei Menschen mit und ohne Migräne

Die Ergebnisse zeigen, dass der MVI von Migränepatienten signifikant niedriger ist als der von gesunden Kontrollpersonen. Die Kombination der Untersuchungen deutet auf reduzierte Vasodilation nach Atemanhalten und erhöhte Vasokonstriktion nach Hyperventilation als Faktoren, die die Migräne erkennbar machen könnten. MVI mittels Dopplerultraschall könnte damit zur objektiven Diagnose der Migräne angewandt werden. Weitere Forschung soll diese Ergebnisse nun validieren.

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