Migräne

Pilotstudie: Liponsäure als mögliche ergänzende Therapie bei Insulinresistenz bei Migränepatienten

Original Titel:
Alpha-Lipoic Acid Shows Promise to Improve Migraine in Patients with Insulin Resistance: A 6-Month Exploratory Study.

MedWiss – Diese Pilotstudie fand Hinweise darauf, dass Migränepatienten mit Insulinresistenz möglicherweise von einer Behandlung mit der Liponsäure profitieren können. In dieser Studie wurden allerdings keine Kontrollbehandlungen eingesetzt. Kontrollierte und verblindete Untersuchungen wären also nötig, bevor diese Idee der ergänzenden Therapie Schule machen könnte.


Wer regelmäßig von Migräne attackiert wird, hat selten den Blick auf seinen Blutzucker gerichtet. Bei manchen Patienten hilft ein kleiner Zuckerschub sogar, die akuten Schmerzen abzumildern. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass die Insulinresistenz ein relativ häufiges Problem bei Patienten mit Migräne ist.

Die Alpha-Liponsäure, die sowohl vom Körper selbst gebildet als auch in kleinen Mengen mit der Nahrung aufgenommen wird, erhöht die Insulinempfindlichkeit des Körpers, wirkt also der Insulinresistenz entgegen. Könnte sich auch die Migräne bessern, wenn Blutzucker und Insulinresistenz mit Hilfe einer solchen Substanz stabilisiert werden? In einer italienischen Pilotstudie im Kopfschmerzzentrum des San Lazzaro-Krankenhauses in Alba, in Kooperation mit verschiedenen Kliniken, untersuchten Dr. Cavestri und Kollegen nun, ob eine Behandlung der Insulinresistenz die Migränehäufigkeit senken könnte.

Insulinempfindlichkeit des Körpers erhöhen

Um die Wirkung der Liponsäure auf die Kopfschmerzen von Migränepatienten mit Insulinresistenz zu überprüfen, wurde eine Gruppe von 32 Patienten zur Behandlung und Beobachtung im Rahmen der Studie eingeladen. Die Teilnehmer erhielten zweimal täglich Liponsäure in einer Dosis von 400 mg für ein halbes Jahr. Die Behandlung erfolgte zusätzlich zu ihrer Standardbehandlung.

Die Zahl der Kopfschmerztage reduzierte sich infolge der Behandlung. Nach 2 Monaten waren die Kopfschmerztage von etwa der Hälfte der Patienten (53 %) halbiert im Vergleich zum Studienbeginn. Nach 4 Monaten waren die Kopfschmerztage von 56 % der Patienten, nach einem halben Jahr von 69 % halbiert. Die Zahl der Migräneattacken halbierte sich bei den Patienten nach 6 Monaten im Vergleich zur Vorstudienzeit. Dies entsprach im Mittel 5 Migräneattacken pro Monat nach der Behandlung, nachdem die Patienten zuvor unter durchschnittlich 11 Attacken pro Monat gelitten hatten. Die Zahl der Tage, an denen die Patienten Schmerzmedikamente einnehmen mussten, betrug vor Studienbeginn fast 8. Nach 2 und 4 Monaten mit Liponsäure nahmen die Patienten nur noch an etwa 5 Tagen, nach 6 Monaten nur noch an 4 Tagen Medikamente gegen akute Kopfschmerzen. Interessanterweise hatten sich Blutzuckerwerte und die messbare Empfindlichkeit auf Insulin nicht im Vergleich zu den Werten vor der Behandlung verändert. Dies wurde mit Hilfe des quantitativen Insulinsensitivitäts-Check Index (QUICKI) und des sogenannten Stumvoll-Index ermittelt.

Weniger Kopfschmerztage, aber gleicher Blutzuckerwert – Placebo-Effekt oder echte Wirkung?

Diese Pilotstudie fand also Hinweise darauf, dass Migränepatienten mit Insulinresistenz möglicherweise von einer Behandlung mit der Liponsäure profitieren können. In dieser Studie wurden allerdings keine Kontrollbehandlungen eingesetzt. Die Patienten waren auch über ihre zusätzliche Behandlung informiert. Es besteht also die Möglichkeit, dass zumindest ein Teil der Wirkung auf den Placeboeffekt zurückzuführen ist. Eine kontrollierte Studie, in der den Teilnehmern zufällig Placebo oder Liponsäure zugeteilt wird, wird diese Möglichkeit nun testen müssen. Von vorzeitigen Selbstmedikation ist auch hier, obwohl Liponsäure eine körpereigene Substanz ist, abzuraten. Liponsäure kann mit verschiedenen Medikationen wechselwirken, Mineralstoffe binden und somit die sonstige Behandlung sehr durcheinanderbringen. Aber als Migränepatient kann man mit recht einfachen Mitteln auf den eigenen Insulinhaushalt achten: ein gesundes Körpergewicht, reduzierte Kalorienaufnahme oder regelmäßiger Sport können helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Und möglicherweise können Sie damit das Ergebnis dieser Studie ganz privat für sich bestätigen.

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