Einfluss bestimmter CED-Medikamente auf das COVID-19-Risiko

Original Titel:
Impact of Anti-TNF and Thiopurines medications on the development of COVID-19 in patients with inflammatorybowel disease: A Nationwide VA cohort study

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler analysierten die Daten von 37857 CED-Patienten aus den USA
  • Weder TNF-Hemmer noch Thiopurine erhöhten für die CED-Pateinten das COVID-19-Risiko

 

MedWiss – Begleiterkrankungen, nicht aber TNF-Hemmer und Thiopurine, erhöhten für Patienten mit einer chronischen Darmentzündung das Risiko für COVID-19. Zu dieser Schlussfolgerung kamen Wissenschaftler in der vorliegenden Studie.


Nach derzeitigem Wissensstand scheinen Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa an sich kein erhöhtes Risiko für COVID-19 – die Krankheit, die das neue Coronavirus ausgelöst wird – zu haben. Doch welchen Einfluss haben bestimmte immunsupprimierende Medikamente, die häufig bei CED eingesetzt werden, auf das COVID-19-Risiko? Das wollten Wissenschaftler aus der USA mit ihrer Studie herausfinden. Hierbei legten sie ihr Augenmerk auf TNF-Hemmer und Thiopurine.

Wissenschaftler analysierten die Daten von mehr als 35000 CED-Patienten

Für ihre retrospektive Kohortenstudie standen den Wissenshaftlern die Daten von 37857 CED-Patienten (durchschnittlich 63 Jahre alt) zur Verfügung. Die Daten wurden zwischen dem 01.01.2020 und dem 15.05.2020 erhoben. Die Wissenschaftler untersuchten, ob die Patienten Thiopurine oder TNF-Hemmer bekamen bzw. innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vor dem 01.01.2020 bekommen hatten. Zudem analysierten sie, wie häufig bestimmte Patientengruppen an COVID-19 erkrankten. Als COVID-19-Patienten galten nur die Patienten, die positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden.

Nur wenige CED-Patienten infizierten sich mit dem neuen Coronavirus

Während der Studienlaufzeit erkrankten 36 der 37 857 CED-Patienten an COVID-19. Im Vergleich zu den Patienten, die von COVID-19 verschont geblieben sind, hatten die Patienten, die sich mit dem neuen Coronavirus infiziert hatten, durchschnittlich einen signifikant höheren Charlson Komorbiditätsindex (CCI) (2,2 vs. 1,2; p < 0,001).

TNF-Hemmer und Thiopurine erhöhten nicht das COVID-19-Risiko

2391 CED-Patienten bekamen zu Beginn der Studie Thiopurine. Von diesen erkrankten 2 Patienten an COVID-19. Von den 4920 CED-Patienten, die TNF-Hemmer bekamen, infizierten sich 3 Patienten mit dem neuen Coronavirus. Statistische Analysen zeigten, dass weder Thiopurine (OR: 0,962, 95 % CI 0,2304,027; p = 0,9577) noch TNF-Hemmer (OR: 0,581, 95 % CI 0,1741,939; p = 0,3774) mit einem erhöhten Risiko für COVID-19 einhergingen. Anders sah es bei Begleiterkrankungen aus. Ein höherer CCI-Score war mit einem signifikant höheren COVID-19-Risiko assoziiert.

Weder TNF-Hemmer noch Thiopurine erhöhten somit für CED-Patienten, das Risiko, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren. Die Autoren der Studien schlussfolgern daraus, dass die Patienten eine bestehende Therapie mit diesen Wirkstoffen fortführen und nicht aufgrund der Coronavirus-Pandemie abbrechen sollten.

[DOI: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.05.065 ]

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