73 % Telemedizin bei Diabetes
Original Titel:
Impact of the COVID-19 pandemic and lockdown restrictions on psychosocial and behavioural outcomes among Australian adults with type 2 diabetes: findings from the PREDICT cohort study
Kurz & fundiert
- Wie hat sich die Coronavirus-Pandemie auf Patienten mit Typ-2-Diabetes ausgewirkt?
- Befragung von Teilnehmern einer australischen Kohortenstudie
- Ängste, depressive Symptome, körperliche Aktivität, medizinisches Selbstmanagement, Arzttermine
- 470 Patienten
- Lebensqualität litt häufig, Termin-Management auch – Psyche blieb meist stabil
Die Pandemie ist an niemandem spurlos vorbei gegangen. Forscher untersuchten nun, wie sich diese besondere Phase mit Sorgen und Lockdown-Situationen auf Erwachsene mit Typ-2-Diabetes auswirkte. Teilnehmer an einer australischen Kohortenstudie zur Progression diabetischer Komplikationen wurden zu einem telefonischen bzw. Online-Nachgespräch Mitte 2020, also zur Zeit von Lockdown-Restriktionen in Australien, eingeladen.
Wie hat sich die Coronavirus-Pandemie auf Patienten mit Typ-2-Diabetes ausgewirkt?
Im Vergleich zu Erhebungen vor der Coronavirus-Pandemie ermittelten die Forscher Angstsymptome (GAD-7), depressive Symptome (PHQ-8), Diabetes-Stress (PAID), körperliche Aktivität und Sitzverhalten, Alkoholkonsum und wie die Patienten das Selbstmanagement des Diabetes umsetzen konnten. Zusätzlich erfragte die Studie COVID-19-spezifische Sorgen, Lebensqualität und ob sich gesundheitliche Termine geändert hatten, beispielsweise zu Telemedizin umgewandelt oder abgesagt wurden oder ob Patienten Termine gar vermieden.Befragung von Teilnehmern einer australischen Kohortenstudie
489 Diabetes-Patienten mit einer vorherigen Studienteilnahme und Befragung (vor 2020) konnten gewonnen werden. Von diesen nahmen 470 Patienten (96 %) an der Befragung mitten im Lockdown teil. Die Patienten waren im Schnitt 66 (+/- 9) Jahre alt, 69 % der Teilnehmer waren Männer. Etwa jeder Dritte der Patienten (31 %) hatte zumindest moderate Sorgen bezüglich einer Coronavirus-Infektion. Zur Lebensqualität wurden unterschiedliche Aspekte erfragt. Am häufigsten negativ betroffen (bei 73 % der Befragten) waren Freizeitaktivitäten. Auch Gefühle über die Zukunft und das emotionale Wohlbefinden litten häufig in der Pandemie-Situation. Jüngere Teilnehmer berichteten dabei mehr negative Folgen als ältere Patienten (p < 0,05). Insgesamt waren allerdings Angstsymptome und depressive Symptome ähnlich im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Belastung aufgrund des Diabetes war sogar vergleichsweise reduziert (p < 0,001). Schlechtere Verläufe von Ängsten und depressiven Symptomen zeigten sich bei den Befragten, die COVID-19-spezifische Sorgen oder einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität angaben (p < 0,05). Die körperliche Aktivität war reduziert bei einem Teil der Patienten (~10 %), dafür waren allerdings die sitzend verbrachte Zeit, Alkoholkonsum und die Häufigkeit des Blutzuckermessens unverändert. 73 % der Teilnehmer nutzten Telemedizin. Allerdings hatten auch 43 % medizinische Termine storniert und 39 % vermieden es, neue Termine zu machen, obwohl sie eine Notwendigkeit für diese Termine sahen.Lebensqualität litt häufig, Termin-Management auch – Psyche blieb meist stabil
Die Lockdown-Restriktionen und spezielle Situation in der Coronavirus-Pandemie hatten somit einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der meisten Diabetes-Patienten. Zudem beeinflusste die Situation und Sorgen rund um das Coronavirus manche Verhaltensweisen und wie stark die Befragten mit Typ-2-Diabetes medizinische Termine nutzten oder vermieden. Allerdings waren generalisierte Ängste und depressive Symptome relativ stabil trotz der stark veränderten und häufig belastenden Situation. [DOI: 10.1111/dme.14611]© Alle Rechte: HealthCom