Prostatakrebs
Lokal fortgeschrittener Prostatakrebs – Ist eine lokale Behandlung sinnvoll?
Original Titel:
Comparative Effectiveness of Local and Systemic Therapy for T4 Prostate Cancer
MedWiss – Patienten, bei denen sich bei der Diagnose herausstellt, dass der Prostatakrebs bereits über die Prostata hinausgewachsen ist, jedoch noch keine Metastasen gebildet hat, stehen vor der schwierigen Entscheidung, ob sie sich dennoch einer lokalen Behandlung unterziehen sollen oder nur einer Behandlung, die auf den gesamten Körper wirkt. Wissenschaftler stellten in der vorliegenden Studie fest, dass die Betroffenen von einer Operation oder Strahlentherapie zusätzlich zur Hormontherapie profitieren konnten.
Für die Behandlung von Prostatakrebs stehen eine Reihe von Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Wichtig bei der Wahl der geeigneten Therapie ist, zu wissen, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Die erste Einschätzung wird bei der Diagnose vorgenommen. Durch Tastuntersuchungen prüft der Arzt, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat. Stellt der Arzt bei der Tastuntersuchung fest, dass der sich der Prostatakrebs bereits über die Prostata hinaus ins benachbarte Gewebe ausgebreitet hat, ist von einem klinischen Status cT4 die Rede. In diesem Fall wird in der Regel eine Therapie gestartet, die auf den gesamten Körper wirkt (systemische Therapie wie Hormontherapie oder Chemotherapie). Da sich der Tumor bereits über die Prostata hinaus ausgebreitet hat, ist es fraglich, ob eine zusätzliche lokale Therapie (Bestrahlung oder Operation) einen weiteren Nutzen bringt. Wissenschaftler aus den USA gingen dem auf den Grund. Sie wollten herausfinden, ob Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs (T4), bei denen noch keine Metastasen nachgewiesen werden konnten, von einer zusätzlichen lokalen Behandlung profitierten.
Einige Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs unterzogen sich zusätzlich zur Hormontherapie einer lokalen Behandlung
Die Wissenschaftler nutzten für ihre Studie Daten aus der nationalen Krebsdatenbank. Aus dieser entnahmen sie die Daten von 1914 Männer mit einem lokal fortgeschrittenen, nicht metastasierten Prostatakrebs. Je nachdem, ob die Patienten eine lokale Behandlung bekamen oder nicht, wurden sie in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt. Zu der Gruppe mit der lokalen Behandlung (1559 Patienten) zählten alle Männer, die zusätzlich zu einer Hormontherapie eine Strahlentherapie bekamen (709 Patienten), sich die Prostata entfernen ließen (560 Patienten) oder beides (290 Patienten). Die Patienten, die hingegen nur eine Hormontherapie oder Chemotherapie bekamen und keine weitere lokale Behandlung, bildeten die Gruppe mit der systemischen Therapie (355 Patienten). Die Wissenschaftler verglichen den Krankheitsverlauf der beiden Patientengruppen.
Eine zusätzliche lokale Behandlung verschaffte einen Überlebensvorteil
Bei der Auswertung der Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass die Patienten, die zusätzlich eine lokale Behandlung bekamen, einen Überlebensvorteil gegenüber den Patienten hatten, die nur systemisch behandelt wurden. Der Überlebensvorteil war sowohl bei Patienten, die operiert wurden, als auch bei Patienten, die bestrahlt wurden, ersichtlich, wobei der schützende Effekt bei der Strahlentherapie deutlicher zu sein schien als bei der Operation. Patienten, die sich zusätzlich zur Hormontherapie einer Strahlentherapie unterzogen, hatten eine 5-Jahres-Überlebensrate von 61 % und die, die sich die Prostata entfernen ließen, eine von 51,4%. Von den Patienten, die beide lokale Behandlungen bekamen, lebten 62,2 % auch nach 5 Jahren noch.
Eine lokale Behandlung zusätzlich zur Hormontherapie verlängerte somit das Überleben von Männern mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs. Es ist jedoch anzumerken, dass die Patienten rückblickend betrachtet wurden und nicht nach dem Zufallsprinzip in die beiden Behandlungsgruppen eingeteilt wurden. Daher ist weitere Forschung wünschenswert, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
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