Depression
Kann Magnetstimulation Gehirnfunktionen bei der Bipolaren Störung fördern?
Original Titel:
High-frequency repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS) improves neurocognitive function in bipolar disorder.
MedWiss – Zusammenfassend könnte es nach dieser Untersuchung sein, dass eine kurze tägliche Behandlungsreihe mit der Magnetstimulation (rTMS) des präfrontalen Gehirns kognitive Funktionen wie das räumliche Gedächtnis bei Patienten mit der Bipolaren Störung fördert. Ob die Besserungen längerfristig anhalten und alltagsrelevant sind, ist bisher aber noch unklar. Weitere Forschung ist demnach zu erhoffen.
Patienten mit der Bipolaren Störung leiden unter einer Vielfalt von Symptomen. Dazu gehören besonders auch deutliche neurokognitive Beeinträchtigungen, die in allen Phasen der Erkrankung ein spürbares Problem sein können. Die sogenannte repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) stimuliert mit Magneten, die über dem Kopf positioniert sind, Nervenzellen in speziell anvisierten Regionen im Gehirn. Repetitiv bedeutet dabei, dass nicht nur ein einzelner solcher Stimulationspuls erfolgt, sondern viele in schneller Abfolge. Diese Methode wurde schon bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt: Depression, Angsterkrankungen, Schizophrenie und auch bei der Bipolaren Störung. Es ist bisher aber unklar, ob rTMS die kognitive Funktion, also etwa Konzentration, Aufmerksamkeit oder Impulskontrolle, bei Patienten mit der Bipolaren Störung verbessern kann.
Kann Magnetstimulation Gehirnfunktionen bei der Bipolaren Störung unterstützen?
Dazu führten TMS-Experten nun eine Untersuchung durch. Dabei wurde ein besonders schnelles Gerät eingesetzt, das an 10 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils 25 000 Stimulationen oder scheinbaren Stimulationen in der Scheinbehandlungs-Gruppe abgab. Die Magnete waren so positioniert, dass der linke dorsolaterale Präfrontalcortex (linksseitige Region im Gehirn etwa hinter der oberen Stirn) erreicht wurde. Wie sich die Behandlung klinisch und auf die Denkleistung auswirkte, wurde mit der Hamilton-Depressions-Bewertungsskala (HAM-D), der Young-Manie-Bewertungsskala (YMRS) und einer Testreihe zur Ermittlung kognitiver Funktionen (MATRICS Consensus Cognitive Battery, MCCB) überprüft.
52 Patienten mit der Bipolaren Störung wurden zufällig entweder einer aktiven oder sham genannten Scheinbehandlung mit rTMS zugeordnet. Die zehntägige Behandlung mit aktiver rTMS verbesserte verschiedene Testergebnisse. Räumlich-zeitliche Verarbeitung, Aufmerksamkeit und Kontrollfunktionen (Wechsler Memory Scale-III Spatial Span) sowie Kategorienbildung und -zuordnung, beispielsweise mit Tiergruppen (MCCB Category Fluency subtest) waren verbessert. Die Behandlung schien gut verträglich zu sein. Allerdings bewirkte diese Behandlung im Vergleich zur Scheinbehandlung keine Unterschiede in depressiven oder manischen Symptomen.
Vielversprechende Besserungen mancher Denkleistungen durch 10-tägige Behandlung
Offene Fragen bleiben aber: so wurde das Behandlungsergebnis nur direkt im Anschluss an die Behandlungsphase, nicht aber zu einer Nachuntersuchung überprüft. Ob die Effekte zu späteren Zeitpunkten also noch zu messen wären, ist unklar. Außerdem waren die Patienten unterschiedlich medikamentös eingestellt. Dies wurde bei der Analyse nicht berücksichtigt, könnte aber natürlich auch relevant sein. Zudem ist nicht geklärt, ob die untersuchten Funktionsverbesserungen im Alltag der Patienten einen spürbaren Unterschied machen könnten.
Viele offene Fragen und weiterer Forschungsbedarf
Zusammenfassend könnte es demnach sein, dass eine kurze tägliche Behandlungsreihe mit der Magnetstimulation (rTMS) des präfrontalen Gehirns kognitive Funktionen bei Patienten mit der Bipolaren Störung fördert. Ob die Besserungen längerfristig anhalten und alltagsrelevant sind, ist bisher aber noch unklar. Weitere Forschung ist demnach zu erhoffen.
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