Besser auf Pandemien vorbereitet sein
Neues Konzept hat die Entwicklung breit wirksamer Therapeutika gegen Viren zum Ziel
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) haben ein Konzept zum Aufbau einer Nationalen Allianz für Pandemie-Therapeutika (NA-PATH) entwickelt. Sie wollen damit gezielt die Forschung und Entwicklung breit wirksamer Therapeutika ankurbeln, um auf zukünftige Ausbrüche durch virale Erreger mit Pandemiepotenzial besser vorbereitet zu sein. Die Überwindung der aktuellen COVID-19-Pandemie wird durch den Mangel an antiviralen Wirkstoffen erheblich erschwert.
In den vergangenen 15 Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation allein sechs infektionsbedingte globale Gesundheitsnotstände ausrufen müssen. „Das Auftreten weiterer schwerer Pandemien ist nur eine Frage der Zeit“, sagt Prof. Hans-Georg Kräusslich, DZIF-Vorstandsvorsitzender. Trotz der erfreulichen Impfstoffentwicklung sei es dringend notwendig, Medikamente zu entwickeln, mit denen Virusinfektionen schnell und wirksam behandelt werden können. Denn auch das habe COVID-19 gezeigt: Die Entwicklung eines Impfstoffs bis zur Anwendung wird immer Zeit und damit unter Umständen Leben kosten. „Wir wollen daher gemeinsam mit dem HZI eine Initiative ins Leben rufen, mit der wir für neue Pandemien gewappnet sind: die Nationale Allianz für Pandemie-Therapeutika (NA-PATH).“
NA-PATH ist geplant als eine strategische Allianz aus Wissenschaft, Industrie, regulatorischen Behörden und Politik. „Diese Allianz soll bereits in Pandemie-freien Zeiten die notwendige Forschung und Entwicklung von Wirkstoffen leisten, um im Krisenfall deutlich schneller wirksame Therapien bereitstellen zu können“, sagt Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und DZIF-Vorstandsmitglied. Im DZIF, das 35 Mitgliedseinrichtungen unter einem Dach vereint und bereits 2012 einen Schwerpunkt für „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ aufgebaut hat, sowie am HZI sind die notwendigen Strukturen für ein solch ambitioniertes Vorhaben bereits vorhanden.
Prepare for the unknown – die Herausforderungen, Wirkstoffe im Vorfeld einer Pandemie zu entwickeln, deren Ursache und Zeitpunkt bisher keiner voraussehen kann, sind groß. Zumal die Entwicklung von antiviralen Wirkstoffen häufig zum Scheitern verurteilt war. Dennoch sind die Initiatoren von NA-PATH überzeugt davon, dass es einen erfolgreichen Weg gibt.
NA-PATH setzt auf breiter wirksame Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen, die mit guter Effektivität gegen unterschiedliche Erreger entwickelt und getestet werden. Im Fokus sollen vor allem RNA-Viren aus den Gruppen der Influenza (Virusgrippe), Coronaviren (SARS) und Flaviviren (z.B. Zika oder Dengue) stehen. Für diese Virusfamilien, die für die größten Epidemien der Neuzeit verantwortlich sind, gibt es große und weitgehend unerforschte tierische Reservoire. Aus ihnen könnten sich neue Pandemien durch noch unbekannte Erreger entwickeln.
Die Nationale Allianz hat sich das Ziel gesetzt, vor diesem Hintergrund eine nachhaltige Wirkstoff-Pipeline aufzubauen, die in zukünftigen Ausbruchssituationen möglichst schnell Therapieoptionen zur Verfügung stellen kann.
Weitere Informationen zum geplanten Aufbau von NA-PATH:
Konzeptpapier der Nationalen Allianz für Pandemie-Therapeutika: Eine gemeinsame Initiative des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF)