Prostatakrebs
Metastasierter, kastrationsresistenter Prostatakrebs: PSMA-Therapie als letzter Ausweg
Original Titel:
Treatment Outcome, Toxicity, and Predictive Factors for Radioligand Therapy with 177Lu-PSMA-I&T in Metastatic Castration-resistant Prostate Cancer
MedWiss – Wenn gegen einen metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs nichts mehr hilft, könnte eine PSMA-Therapie neue Hoffnung geben. Wissenschaftler der Technischen Universität München berichteten, welche Erfahrung sie mit dieser Behandlungsmethode gemacht haben.
Wenn sich der Prostatakrebs bereits in andere Körperregionen ausgebreitet hat (Metastasen gebildet hat) und nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht (kastrationsresistent geworden ist), wird in der Regel eine Chemotherapie oder eine neuartige Hormontherapie gestartet. Wenn auch diese Therapien gescheitert sind, könnte eine Therapie mit einem radioaktiven Liganden (Radioliganden) der an PSMA (prostataspezifisches Membranantigen) bindet, eine weitere Alternative darstellen. Da sich PSMA an der Oberfläche von Prostatakrebszellen befindet, bindet der Radioligand an Prostatakrebszellen und zerstört diese durch seine abgegebenen Strahlungen. Ein solcher Radioligand ist 177Lutetium-PSMA. Die Therapie mit 177Lutetium-PSMA ist noch nicht zugelassen, wird jedoch schon angewandt, wenn dem Patienten keine Behandlungsalternativen mehr zur Verfügung stehen. Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München berichteten nun, welche Erfahrungen sie mit dieser Behandlungsmethode gemacht haben.
Wissenschaftler der Klinik der Technischen Universität München berichteten von ihren Erfahrungen mit der PSMA-Therapie
100 Patienten mit einem metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs, bei denen die zugelassenen Arzneimittel nicht zufriedenstellend waren, unterzogen sich der PSMA-Therapie mit 177Lutetium-PSMA. Insgesamt wurden 319 Zyklen durchgeführt – zwischen einem und sechs Zyklen pro Person (im Mittel zwei Zyklen). Zwischen den Zyklen lag jeweils ein Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Voraussetzungen für die Teilnahme waren, dass zuvor ein Behandlungsversuch mit der neuartigen Hormontherapie (mit Abirateronacetat oder Enzalutamid) unternommen wurde, dass sich der Patient – wenn es ihm möglich war – einer Taxan-basierten Chemotherapie unterzogen hatte und dass nachgewiesen wurde, dass die Tumorzellen PSMA auf ihrer Oberfläche trugen.
Wirksamkeit der PSMA-Therapie
Die Behandlung konnte bei einigen Patienten Erfolge erzielen. Bei 38 Patienten sank der PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert um mindestens 50 %. Die mittlere Zeit ohne Fortschreiten der Erkrankung lag bei 4,1 Monaten. Die Hälfte der Patienten lebte auch nach 12,9 Monaten noch. Bei genauerer Betrachtung stellten die Wissenschaftler fest, dass Metastasen in inneren Organen (dies war bei 35 Patienten der Fall) mit einer schlechteren PSA-spezifischen Ansprechrate, mit einem kürzeren Zeitraum ohne Fortschreiten der Erkrankung und mit einem kürzeren allgemeinen Überleben einhergingen. Des Weiteren fiel auf, dass die Patienten, bei denen der PSA-Wert innerhalb von 12 Wochen um mindestens 50 % sank, länger von einem Fortschreiten der Erkrankung verschont blieben und länger lebten als Patienten, bei denen dies nicht der Fall war.
Nebenwirkungen der PSMA-Therapie
Die Behandlung war jedoch nicht frei von Nebenwirkungen. So traten folgende schwere hämatologische Nebenwirkungen auf: Blutarmut (9 %), Thrombozytopenie (ein Mangel an Thrombozyten im Blut, 4 %) und Neutropenie (Mangel an neutrophilen Granulozyten, 6 %). Schwere Nebenwirkungen, die nicht das Blut oder die blutbildenden Organe betrafen, wurden keine beobachtet.
Mehr als jeder dritte Patient mit einem metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs, bei dem andere Therapien bereits ausgeschöpft wurden, sprach gut auf die Radioligandentherapie mit 177Lutetium-PSMA an. Metastasen in inneren Organen standen bei diesen Patienten mit einer schlechteren Prognose im Zusammenhang.
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