Der Mann mit den drei Herzen
Rainer P. aus Berlin gehört zu den wenigen Menschen, die zweimal herztransplantiert wurden. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Operation und eines Patienten, den seine Lebensfreude auch durch schwerste Niederlagen getragen hat.
Nach 30 Jahren als Betriebsschlosser erleidet Rainer P. (heute 57) im August 2012 einen schweren Herzinfarkt. Er überlebt, doch sein Herz bleibt schwer geschädigt und wird in den folgenden Jahren immer schwächer.
Anfang 2018 wird Rainer P. als „hochdringlich“ für eine Herztransplantation gelistet, drei Monate später steht ein passendes Organ zur Verfügung. Rainer P. erholt sich zunächst gut von der OP und genießt seine neue Leistungsfähigkeit: „Als erstes habe mir neue Turnschuhe bestellt“, erzählt er.
Rainer P. gibt acht auf sein neues Herz; er raucht nicht, trinkt nicht, ernährt sich gesund, sorgt für Bewegung. Doch im Herbst 2019 kommt es zu einer schweren Abstoßungsreaktion – eine häufige, aber in diesem Fall besonders schwere Komplikation. Rainer P. muss zeitweilig an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden.
Erneut kämpft sich der Patient zurück ins Leben. Doch auch diesmal hat das Herz schweren Schaden genommen, wieder bleibt als langfristige Chance nur eine Herztransplantation. Rainer P. wartet zu Hause auf ein Spenderorgan, bei seiner Lebensgefährtin. Es ist ein Leben mit maximal 20prozentiger Herzleistung und der ständigen Angst vor einer Covid-19-Infektion. Aber es ist Leben: Rainer P. kann einkaufen gehen, Autofahren. Mit der Impfung kommt ein Stück Freiheit dazu.
Die Nachricht, dass wieder ein passendes Organ für ihn zur Verfügung steht, sorgt bei Rainer P. deshalb für gemischte Gefühle. Rainer P. kennt die Risiken und weiß, was auf ihn zukommt. Aber er weiß auch um seine Chance. Und lässt sich ins DHZB bringen.
In einer Nacht Ende Juli setzt ein Team um DHZB-Herzchirurg Felix Hennig zum zweiten Mal ein Spenderherz in Rainer P.s Brustkorb ein. Der Eingriff gelingt, der Patient erholt sich.
Mitte September dann ein erneuter Rückschlag: Der Körper stößt auch das neue Spenderorgan ab.
Doch auch diese Komplikationen können Rainer P. seine Lebensfreude nicht nehmen.
Da sind seine Partnerin, sein Sohn und seine Enkelin. Da ist seine Reiselust („es muss auch absolut nicht weit sein“), da warten seine Gitarre und „The XXXXX“, die Band: „Ich habe einfach noch keine Zeit zum Sterben“, sagt Rainer P. Und lacht.
Gemeinsam mit seinen Ärzt*innen hat Rainer P. die Komplikationen überstanden.
Jetzt konnte der „Mann mit den drei Herzen“ aus dem Deutschen Herzzentrum Berlin entlassen werden.
Wir wünschen ihm alles Gute.