Individuelle Probleme mit der Denkleistung und Migräne-Charakter – eine Querschnittsstudie
Original Titel:
Subjective cognitive complaints and migraine characteristics: A cross-sectional study.
- Gedächtnis bei Migräne: Bei wem hakt es und welche Faktoren spielen eine Rolle?
- Querschnittsstudie mit fast 700 Migränepatienten in Taiwan
- Mehr Gedächtnisbeschwerden bei häufigerer Migräne mit Aura, Depression und Schlafstörungen
MedWiss – Das Gedächtnis kann bei Migräne ein Problem sein. Was in einer akuten Migräneattacke jedem einleuchtet, kann aber auch zu anderen Zeiten individuell spürbar sein. Ist es aber auch nachweisbar, dass Migränepatienten unter Einbußen in ihrer Gedächtnisleistung leiden können? Dies untersuchten Forscher nun mit einer Patientengruppe in Taiwan, die zu subjektiven Gedächtnisproblemen, verschiedenen Symptomen und der Art der Migräne befragt wurden. Demnach sind subjektive Beschwerden auch mit etablierten Interviewbögen ersichtlich und um so schwerer, je häufiger Betroffene unter Migräne, besonders mit Aura, leiden. Symptome in der Gedächtnisleistung könnten entsprechend einen Hinweis auf den Schweregrad der Migräneerkrankung liefern und ein weiteres Argument für stärkere Prophylaxebemühungen bieten.
Bei Migränepatienten können auch subjektiv empfundene Beschwerden in der Denkleistung auftreten. Dies wurde vor allem im Zusammenhang mit Gedächtnisstörungen gesehen. Bislang war allerdings unklar, wie die Schwere dieser Störungen mit Charakteristiken der Migräne, etwa Häufigkeit der Anfälle oder Auftreten von Aura-Symptomen, zusammenhängt. Dies untersuchten Forscher nun in einer Querschnittsstudie.
Gedächtnis bei Migräne: Bei wem hakt es und welche Faktoren spielen eine Rolle?
Dazu rekrutierten sie 669 Patienten, die in einer Klinik in Taiwan ambulant behandelt wurden. Die Patienten wurden nach Häufigkeit der Migräne sowie nach Vorhandensein einer Aura gruppiert. Verschiedene mögliche Erklärungen für Gedächtnisprobleme, unter anderem etwa geringe Schlafqualität oder Depression, wurden als Faktoren in der Analyse mit berücksichtigt. Die Gedächtnis-Symptome der Patienten wurden mit zwei Fragebögen abgeklärt. Ein Fragebogen ermittelte subjektive Beschwerden, der andere (ascertain dementia 8, AD8) wird im pflegerischen Umfeld eingesetzt, um Menschen mit Symptomen der Demenz, also beispielsweise beginnenden Gedächtnisstörungen, zu erkennen.
Querschnittsstudie mit fast 700 Migränepatienten in Taiwan
Insgesamt tendierten subjektive Gedächtnisbeschwerden dazu, mit zunehmender Migränehäufigkeit bei Patienten mit Migräne mit Aura schwerer zu werden (p = 0,022). Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch in den AD8-Werten bei Frauen mit Migränge mit Aura – die subjektiven Einschätzungen spiegelten sich also auch in einem konkreteren Fragebogen zur Erkennung von Gedächtnisstörungen wider. Schlechte Schlafqualität war ebenfalls mit größeren subjektiven Gedächtnisbeschwerden und mit höheren Werten im AD8-Fragebogen assoziiert. Zusätzlich zeigten sich auch stärkere depressive Symptome als ein Faktor, der mit mehr Gedächtnisproblemen einherging, sowohl subjektiv als auch in den AD8-Werten.
Mehr Gedächtnisbeschwerden bei häufigerer Migräne mit Aura, Depression und Schlafstörungen
Subjektive Beschwerden in der Denkleistung tendierten schwerer zu werden, wenn Patienten häufiger unter Migräne mit Aura litten. Dieser Zusammenhang wurden außerdem besonders durch die Schwere depressiver Symptome und Schlafstörungen beeinflusst. Demnach sind subjektive Beschwerden auch mit etablierten Interviewbögen ersichtlich, also nicht eingebildet. Symptome in der Gedächtnisleistung könnten entsprechend einen Hinweis auf den Schweregrad der Migräneerkrankung liefern und ein weiteres Argument für stärkere Prophylaxebemühungen bieten.
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