Helfen Cortison und B-Vitamine gegen das Post-COVID-Syndrom?

PreVitaCOV geht am 1. Februar an den Start. Die vom Würzburger Institut für Allgemeinmedizin geleitete Pilotstudie ist eine der ersten medikamentösen Therapiestudien zu langfristigen Symptomen nach einer Infektion mit COVID-19.

Hausärztinnen und Hausärzte stehen seit knapp zwei Jahren vor ganz neuen Herausforderungen, eine davon ist die Behandlung des Post-COVID-Syndroms, auch als Long COVID bekannt. Bis zu 15 Prozent der SARS-COV19-Infektionen* ziehen Beschwerden nach sich, die länger als zwölf Wochen anhalten können. Die Betroffenen leiden am häufigsten unter Müdigkeit und Erschöpfung, Atembeschwerden, Kopfschmerzen sowie Riech- und Schmeckstörungen. Weitere häufige Symptome reichen von allgemeinen Schmerzen und Husten über posttraumatische Belastungsstörungen, Ängste und Zwänge bis hin zu kognitiven Einschränkungen und Haarausfall.

Ursachen für Long COVID sind unklar

„Es gibt bislang keine wirksame Therapie gegen das Post-COVID-Syndrom. Es gibt lediglich Empfehlungen der S1-Leitlinie zur Linderung der Beschwerden und Vermeidung der Chronifizierung“, berichtet Professorin Ildikó Gágyor. Sie leitet gemeinsam mit Professorin Anne Simmenroth das Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg, beide sind auch als Hausärztinnen tätig. Vermutet werden, dass Gewebeschäden und chronische Entzündungsprozesse die Symptome hervorrufen. Eine Viruspersistenz, also das Überleben des Krankheitserregers im Körper sowie Fehlregulationen von Zell- und Gewebsfunktionen werden ebenfalls als Ursachen von Long COVID diskutiert.

Therapiestudie mit Cortison und B-Vitaminen

In der Regel verordnen Hausärztinnen und Hausärzte entzündungshemmende Medikamente und bestimmte B-Vitaminen um das Nervensystem zu unterstützen. Die Wirksamkeit dieser Therapie mit Cortison und Vitamin B1, 6 und 12 werden nun in der Studie PreVitaCOV untersucht. Die vierarmige randomisierte kontrollierte Pilotstudie ist eine der ersten Therapiestudien zu Post-COVID und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Koordiniert wird das Projekt von Prof. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Beteiligt sind neben dem UKW und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die Institute für Allgemeinmedizin Kiel und Tübingen, die Forschungspraxennetzwerke der jeweiligen Institute sowie die Klinische Pharmakologie der Universität Magdeburg.

Konkret werden ab Sommer 2022 insgesamt 100 Patientinnen und Patienten über 28 Tage entweder mit einem Kortikosteroid behandelt, mit einem Vitamin-B Komplex oder mit einem Placebo. In der Pilotstudie werden nicht nur erste Daten zur Wirksamkeit des Behandlungskonzeptes gesammelt, sondern auch Erkenntnisse zur Machbarkeit dieser klinischen Studie unter Integration von ambulanten und klinischen Versorgungstrukturen gewonnen.

Wichtig für ambulante Forschung und Standort

„Ich freue mich sehr, dass wir mit PreVitaCOV so schnell an den Start gehen konnten“, kommentiert Ildikó Gágyor. „Das Post-COVID-Syndrom geht mit einer hohen psychosozialen Belastung einher und hat eine enorme ökonomische Relevanz. Sofern es Hinweise für eine Wirksamkeit gibt, und wenn die Pilotstudie machbar ist, können wir sie fortsetzen, was ungemein wichtig ist für ambulante Forschung und den Standort – Würzburg, Bayern und Deutschland.“

* Sudre, C.H., Murray, B., Varsavsky, T. et al. Attributes and predictors of long COVID. Nat Med 27, 626–631 (2021). https://doi.org/10.1038/s41591-021-01292-y

Weitere Informationen:

 

http://Leitlinie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2…