Immer mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen über Jahrzehnte beeinträchtigt
Bedarf an verlässlichen Gesundheitsinformationen steigt
40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben eine oder mehrere chronische Erkrankungen und 30 Prozent leben 20 Jahre oder länger mit ihrer Erkrankung. Das zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Gesundheitswissen, die den Blick speziell auf chronisch Kranke und ihre individuellen Informationsbedürfnisse richtet.
Menschen mit chronischen Erkrankungen sind keine Minderheit. Auch wenn die heutige ältere Generation deutlich vitaler als ihre Vorgängergenerationen ist, nimmt vor allem die Anzahl der Menschen, die eine oder mehrere chronische Erkrankungen haben, deutlich zu. Wie aus der aktuellen Auswertung „Gesundheitsorientierung und Informationsverhalten chronisch Kranker“ hervorgeht, leben in Deutschland etwa 40 Prozent der Bevölkerung mit einer chronischen Erkrankung. Sie leiden am häufigsten an Bluthochdruck, Arthrose oder Rückenschmerzen.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach hat die Stiftung Gesundheitswissen eine repräsentative Bevölkerungsumfrage speziell auf die Informationsbedarfe von Menschen mit chronischen Erkrankungen ausgewertet. Damit setzt die Stiftung eine Reihe von Erhebungen fort, aus denen Erkenntnisse für die Erstellung von Gesundheitsinformationen und zur verbesserten Ansprache und möglichen Präventionsansätzen für Erkrankte gezogen werden können.
Chronische Erkrankungen haben gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und ziehen sich oft über lange Strecken des Lebens hin. Bei den meisten Menschen liegen die Anfänge der Erkrankung bereits viele Jahre zurück. 30 Prozent leben 20 Jahre und länger mit ihrer Erkrankung. „Diese Entwicklung führt zwangsläufig dazu, dass chronisch kranke Menschen häufig in Kontakt mit dem Versorgungssystem kommen“, sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen. „Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft wird die Bedeutung chronischer Erkrankungen weiter zunehmen. Die Prävention chronischer Krankheiten und die angemessene Versorgung der Betroffenen sind deshalb eine der zentralen Herausforderung für unser Gesundheitssystem“, betont Suhr.
„Für chronisch kranke Personen steht im Vordergrund, ihre Lebensqualität trotz Krankheit zu erhalten“, erläutert Suhr. Ohne die aktive Mitwirkung der Betroffenen seien die Erkrankungen aber nicht zu bewältigen. „Da ist jede Menge Selbstmanagement gefragt. Voraussetzung dafür ist ein hohes Maß an Gesundheitskompetenz – sei es bei der direkten Krankheitsbewältigung, dem Leben mit der Krankheit oder bei den dabei zu fällenden Entscheidungen im Rahmen der Behandlung, Versorgung und Gesundheitserhaltung“, so Suhr. Der Bedarf an verlässlichen Gesundheitsinformationen steige dadurch erheblich.
Die Kernaussagen der Studie auf einen Blick
- Menschen mit chronischen Erkrankungen geben an, dass es ihnen speziell an Informationen mangelt, die ihre Erkrankung betreffen, z.B. bei Entscheidungen zu Behandlungsmöglichkeiten.
- Je älter die Menschen mit chronischen Erkrankungen sind und je stärker sie ihre Erkrankung einschränkt, desto schwieriger ist es für sie, relevante Informationen zu finden.
- Die Bewertung von Informationen fällt chronisch Kranken mit erheblichen Einschränkungen schwerer als denjenigen, die nur begrenzt oder überhaupt nicht im Alltag durch ihre Krankheit beeinträchtigt werden.
- Menschen mit chronischen Erkrankungen vertrauen den Informationen am meisten, die sie in einem persönlichen Gespräch bekommen. Wichtige Ansprechpartner sind Hausärzte, Fachärzte und auch Freunde und Bekannte.
- Das Internet dient vor allem älteren Personen weniger als Quelle für Gesundheitsthemen, gewinnt jedoch weiter an Bedeutung für die Gesundheitsinformation der Bevölkerung.
„Menschen mit chronischen Erkrankungen haben andere, sehr spezifische Themenschwerpunkte ihre Erkrankung betreffend und nutzen auch andere Quellen als der Rest der Bevölkerung“, fasst Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen die Studienergebnisse zusammen. Die Krankheitsgeschichte, die Erkrankungsdauer, der Grad und die Art der Beeinträchtigung und die Beschäftigung mit der Krankheit im Alltag variieren teilweise erheblich mit der Art der jeweiligen Erkrankung. „Um diesen Menschen verlässliche Hilfestellungen an die Hand geben zu können, müssen alle Anbieter von Gesundheitsinformationen die besondere Situation chronisch Kranker stärker berücksichtigen“, so Suhr. „Die Stiftung will daher auch fokussierter in die Lebenswelten der Menschen hineinwirken.“
Detaillierter Einblick in die Studienergebnisse
Wie informieren sich Menschen mit chronischen Erkrankungen zu Gesundheitsthemen? Welche Informationen wünschen sie sich? Und welche Schlüsse können für eine verbesserte Ansprache im Bereich Gesundheitskommunikation gezogen werden? Lesen Sie hier eine Zusammenfassung der Studie „Gesundheitsorientierung und Informationsverhalten chronisch Kranker“ der Stiftung Gesundheitswissen.
- „Menschen mit chronischen Erkrankungen: Hausarzt erster Ansprechpartner“
- Mehr über die Studie „Gesundheitsorientierung und Informationsverhalten chronisch Kranker“