Wie schnell werden verschiedene depressive Symptome besser bei einer Therapie mit Antidepressiva?

Original Titel:
Trajectory of criterion symptoms of major depression under newly started antidepressant treatment : sleep disturbances and anergia linger on while suicidal ideas and psychomotor symptoms disappear early

Kurz & fundiert

  • Verschiedene Symptome machen eine Depression aus
  • Die Wirkung antidepressiver Behandlung wird allgemein nicht für Einzelsymptome getrennt betrachtet
  • Japanische Forscher untersuchten, wie die Behandlung bei einzelnen Symptomen verläuft
  • Suizidgedanken und Verlangsamung ließen rasch nach, Impulsivität und Schlafstörungen verbesserten sich langsamer

 

MedWiss – Depressionen werden anhand mehrerer typischer Symptome diagnostiziert. Aber wie schnell werden depressive Symptome besser bei einer Therapie? Dies wurde bisher nicht untersucht. Japanische Forscher fanden nun, dass verschiedene Symptome unterschiedlich schnell auf Antidepressiva reagieren. Patienten können demnach darauf hoffen, dass infolge der Therapie Suizidgedanken und Verlangsamung rasch nachlassen, brauchen aber bei Schlafproblemen und Energiemangel etwas mehr Geduld.


In der modernen Psychiatrie wird eine Depression anhand diagnostischer Kriterien, also aufgrund des Vorhandenseins wesentlicher Symptome, festgestellt. Dazu gehören beispielsweise eine depressive, gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Energielosigkeit. Auch Schlafstörungen oder Suizidgedanken treten häufig auf. Allerdings ist bisher unklar, wie sich jedes dieser Symptome im Verlauf der Behandlung entwickelt. Diesen Verlauf untersuchten Forscher nun.

Wie schnell werden depressive Symptome besser bei einer Therapie mit Antidepressiva?

Dazu führten sie wiederholte Einschätzungen von neun diagnostischen Kriterien durch. Dies wurde mit einem standardisierten Fragebogen (Gesundheitsfragebogen für Patienten, kurz PHQ‐9) über 25 Wochen durchgeführt. In diesem Test können mit zunehmender Schwere der Depression bis zu 27 Punkte erreicht werden, Werte unter 5 zeigen keine Depression an. Patienten mit einer Depression haben typischerweise mehr als 10 Punkte. Die Teilnehmer mit einer bisher unbehandelten depressiven Episode wurden in dieser Untersuchung zufällig entweder mit Sertralin oder Mirtazapin behandelt, oder erhielten beide Wirkstoffe. Die Symptome wurden zu mehreren Zeitpunkten der Behandlung mit der Symptomatik vor Behandlungsbeginn verglichen.

Symptomerfassung zu Beginn und im Verlauf der Behandlung

2011 Patienten nahmen an der Studie teil. Im Mittel lag der PHQ‐Wert vor Behandlungsbeginn bei 18,5. Im Verlauf der Therapie nahm dieser Wert nach einer Woche auf 15,3 (2011 Patienten) ab, erreichte nach drei Wochen 11,5 (1953 Patienten), 7,8 (1927 Patienten) nach neun Wochen und 6,0 (1910 Patienten) nach 25 Wochen. Besonders rasch nahmen dabei Suizidgedanken sowie psychomotorische Symptome wie etwa Verlangsamung ab. Energielosigkeit und Schlafstörungen verbesserten sich dagegen deutlich langsamer.

Rasche Verbesserung bei Suizidgedanken und psychomotorischen Symptomen

Die Forscher zeigen damit, dass die Symptome einer Depression unterschiedlich schnell auf eine neu begonnene, antidepressive Behandlung ansprechen. Patienten können demnach darauf hoffen, dass Suizidgedanken und Verlangsamung rasch nachlassen – Schlafprobleme und Energiemangel könnten dagegen noch etwas länger anhalten. Weitere Studien sollten nun ermitteln, ob bei anderen Antidepressiva vergleichbare Zeitverläufe zu finden sind.

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