Chronische Migräne – Veränderte Schmerzwahrnehmung durch den Gesichtsausdruck
Original Titel:
Facial expressions modulate pain perception in patients with chronic migraine
Kurz & fundiert
- Untersuchung, ob und welche visuellen Einflüsse die Schmerzwahrnehmung bei chronischer Migräne beeinflussen können
- 4 experimentelle Reize (positives Gesicht, neutrales Gesicht, negatives Gesicht, weißer Bildschirm) wurden an 38 Teilnehmerinnen 3-mal in randomisierter Reihenfolge untersucht
- Die Stärke des Migräneschmerzes wurde direkt nach der Betrachtung jedes Reizes identifiziert
- Es konnten signifikante Unterschiede im Schmerzempfinden zwischen den Reizen erkannt werden
- Wahrnehmung positiver Emotionen: Regulation der Schmerzwahrnehmung
Bei chronischer Migräne leiden betroffene Menschen nicht nur an mehr als 15 Tagen pro Monat an starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel, häufig kommen auch psychische Störungen wie Depressionen vor oder eine Veränderung im Ausdruck von Emotionen und Gefühlen. Vor diesem Hintergrund, und da auch visuelle Reize einen Einfluss auf Migräne haben können, untersuchten die Autoren dieser Studie, wie sich die Schmerzwahrnehmung durch Betrachtung verschiedener Gesichtsausdrücke verändert.
Analyse von 3 Gesichtsausdrücken bei 38 Patientinnen
Die Autoren untersuchten bei 38 weiblichen Patientinnen mit chronischer Migräne die Auswirkung 4 verschiedener visueller Reize (positiver, neutraler und negativer Gesichtsausdruck, weißer Bildschirm) während einer Migräneattacke. Die Reize waren 3-mal in randomisierter Reihenfolge zu sehen, jeder einzelne Reiz war dabei 40 Sekunden sichtbar. Migräneschmerz (VAS-Score 0 – 100) und die Identifikation wurden direkt im Anschluss nach der Betrachtung eines Reizes gemessen.Positiver Gesichtsausdruck – weniger Schmerz?
Es konnte beobachtet werden, dass zwischen den verschiedenen Reizen verschiedene Schmerz-Werte auftraten. Der positive Gesichtsausdruck hatte die niedrigsten Werte (26,69 – 38,2), der negative den höchsten Schmerz-Wert (33,09 – 44,13) und der neutrale Gesichtsausdruck lag in der Mitte (31,89 – 42,41). Die Teilnehmerinnen identifizierten sich allerdings eher mit dem neutralen Gesichtsausdruck als mit den übrigen. Ein positiver Gesichtsausdruck resultierte in einer ausreichenden Veränderung der Schmerzwahrnehmung. Die Autoren spekulieren, dass über die Wahrnehmung positiver Emotionen eine positive Regulation der Schmerzwahrnehmung stattfindet und sehen ihre Studie als möglichen Wegweiser für neue kognitive Therapieansätze.© Alle Rechte: HealthCom