Forschungsverbund will Prognose junger Darmkrebs-Patientinnen und -Patienten verbessern
Die Prognose und Lebensqualität junger Patientinnen und Patienten nach Darmkrebs zu verbessern: Dieses Ziel steht im Fokus des interdisziplinären Forschungsverbundes OUTLIVE-CRC. Den Verbund koordinieren Dr. Stefanie Derer, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck, und Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie des UKSH, Campus Lübeck, und Vorstand des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit 6,6 Millionen Euro als „Forschungsverbund zur Prävention von Darmkrebs in jüngeren und künftigen Generationen“ im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs. Das Projekt ist für eine Laufzeit von sieben Jahren angelegt.
Junge Darmkrebs-Patientinnen und -Patienten unter 50 Jahren sind rückfallgefährdet und ihre Teilhabe am beruflichen und sozialen Leben ist besonders stark beeinträchtigt. Daher sind neben wirksamen Vorsorge- und Früherkennungsprogrammen eine langfristige Nachsorge und eine Anpassung des Lebensstils erforderlich. Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Disziplinen wie Onkologie, Ernährungsmedizin, Gastroenterologie, Chirurgie, Epidemiologie und Systembiologie haben sich zusammengetan, um Angebote zur Vermeidung oder möglichst frühen Erkennung eines Rückfalls zu entwickeln. Im Rahmen des Verbundes OUTLIVE-CRC (engl. Colorectal Cancer, kurz CRC) soll aus Stuhl- und Blutproben der Erkrankten Informationen unter anderem über den Darmstoffwechsel, das Darmmikrobiom und weitere molekulare Ebenen erfasst und mittels künstlicher Intelligenz analysiert werden. Die Forschenden wollen so Biomarker finden, die besonders frühzeitig auf entstehenden Krebs hinweisen. Auch soll der Einfluss personalisierter Ernährung untersucht werden. Eine Besonderheit des Verbundes ist die kontinuierliche Einbindung von Patientinnen und Patienten, um die Forschung eng an den Bedürfnissen von Betroffenen und ihren Angehörigen auszurichten. Partizipation wird in den Teilprojekten in verschiedenen Abstufungen umgesetzt, zum Beispiel in Form von Beratung, Mitwirkung oder Zusammenarbeit.
Am Forschungsverbund beteiligen sich verschiedene Einrichtungen des UKSH und der Universität zu Lübeck: Neben dem genannten Institut für Ernährungsmedizin und der Klinik für Hämatologie und Onkologie zählen dazu die Sektion für Ernährungsmedizin der Medizinischen Klinik I (Prof. Dr. Christian Sina), das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie (Prof. Dr. Alexander Katalinic und Prof. Dr. Ruth Deck), das Interdisziplinäre Centrum für Biobanking-Lübeck (Dr. Martina Oberländer), die Sektion für Translationale Chirurgische Onkologie und Biomaterialbanken der Klinik für Chirurgie (Prof. Dr. Timo Gemoll) sowie die Abteilung Medizinische Systembiologie (Prof. Dr. Hauke Busch). Weitere Partner sind das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg, die Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e. V. in Freiburg und die Perfood GmbH.
Weltweit ist eine zunehmende Inzidenz von Darmkrebs im jüngeren Alter zwischen 20 und 50 Jahren zu beobachten. Hochrechnungen haben ergeben, dass bis 2030 die globale Inzidenz von Darmkrebs um rund 60 Prozent ansteigen wird; für das Jahr 2040 werden weltweit 3,2 Millionen neue Darmkrebsfälle prognostiziert. Es wird damit gerechnet, dass insbesondere europäische Länder von diesem besorgniserregenden Trend stark betroffen sind, der eine Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellt.
Rund 95 Prozent der Darmkrebserkrankungen treten sporadisch auf, das heißt, die genetischen Veränderungen entwickeln sich zufällig nach der Geburt eines Menschen. Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkoholkonsum, Fehlernährung, Körperfettanteil und geringe körperliche Aktivität, aber auch (chronische) Entzündungen im Darm können die Krebsentwicklung im Darm auslösen.