Immuntherapie-Studie zur Behandlung von Meningeosis neoplastica gestartet

Studienteilnehmende gesucht

Meningeosis neoplastica bezeichnet eine spezielle Ausbreitungsform von Tumorzellen in Gehirn und Rückenmark, die sich über das Hirnwasser verteilen. Manche von ihnen siedeln sich in den Hirnhäuten ab. Die Erkrankung tritt eher in Spätstadien einiger Krebserkrankungen auf und geht mit einer schlechten Prognose einher. Eine nun anlaufende Phase-1-Studie untersucht die Verträglichkeit des PD1-Antikörpers Nivolumab bei der Therapie von Meningeosis neoplastica. Das Medikament wird bei der Erkrankung erstmals in Europa intrathekal – also direkt ins Hirnwasser und damit am Ort des Geschehens – verabreicht. Die multizentrische Studie wird von Professor Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen geleitet. Weitere beteiligte Standorte sind Freiburg, Heidelberg, Heilbronn, Mannheim und Ulm.

„PD1- und auch PDL1-Antikörper sind für die intravenöse Behandlung verschiedener solider Tumoren zugelassen“, erklärt Studienleiterin Professor Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai. „Neu ist die Verabreichungsform in unserer Studie: Wir geben den PD1-Antikörper Nivolumab nicht in die Vene, sondern verabreichen es ins Hirnwasser.“ Auf diese Weise wird die Blut-Hirn-Schranke umgangen. Sie behindert viele Medikamente auf ihrem Weg aus dem Blut ins zentrale Nervensystem. Daher kommt manchmal eine geringere Medikamentenkonzentration dort an, um gegen die Tumorzellen wirksam werden können.

Ziel der aktuellen Phase-1-Studie ist, die Verträglichkeit von Nivolumab bei der intrathekalen Anwendungsweise bei der Therapie von Meningeosis neoplastica zu untersuchen. Die multizentrische Studie ist vor kurzem am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen angelaufen und nimmt weitere interessierte Patientinnen und Patienten auf.  Das Universitätsklinikum Ulm wird in Kürze mit dem Start der Untersuchungen folgen. Weitere beteiligte Zentren sind die Uniklinika in Freiburg, Heidelberg, Mannheim und das SLK Klinikum Heilbronn.

Der Vorstand der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft (NOA) der Deutschen Krebsgesellschaft führt die Studie als „NOA-26“-Studie. Die Studie wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.

Informationen für Studieninteressierte

An der Studie können erwachsene Personen ab 18 Jahren mit soliden Tumoren und diagnostizierter Meningeosis neoplastica teilnehmen, deren Primärtumor in Europa für die intravenöse Behandlung mit PD1- oder PDL1-Antikörper zugelassen ist. Weitere Kriterien zur Studienteilnahme werden vor Beginn der Therapie überprüft.

„Wichtig ist, sich möglichst frühzeitig nach der Diagnose einer Meningeosis neoplastica bei uns zu melden, damit wir zügig die Einschlussoptionen gemeinsam mit den behandelnden Kolleginnen und Kollegen evaluieren können“, sagt Tabatabai. Für die Beurteilung benötigt das Studienteam Informationen zum Primärtumor in Form von Arztbriefen und Bildern sowie Informationen zu Vorbehandlungen.

Interessierte Patientinnen und Patienten, Angehörige, sowie Ärztinnen und Ärzte können sich per E-Mail unter zno@med.uni-tuebingen.de melden. Bitte „IT-PD1/NOA-26“ als Betreff angeben.