Antipsychotika erster und zweiter Generation mit entgegengesetztem Effekt bei exzessivem Durst (Polydipsia)
Original Titel:
Relationship between polydipsia and antipsychotics: A systematic review of clinical studies and case reports.
- Polydipsia: exzessiver Durst oder exzessives Trinken
- Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Polydipsia und Antipsychotika
- Systematische Forschungsübersicht über 61 Publikationen
- Antipsychotika erster und zweiter Generation mit entgegengesetztem Effekt
MedWiss – Als Polydipsia bezeichnet man exzessiven Durst oder exzessives Trinken, häufig auch mit ausgeprägter Mundtrockenheit. Dieses Symptom kann ein frühes Anzeichen von Diabetes sein. Ein Zusammenhang zwischen Polydipsia und Antipsychotika wird aber auch beschrieben. In einer systematischen Forschungsübersicht ermittelten nun Forscher entgegengesetzte Effekte von Antipsychotika erster und zweiter Generation auf Polydipsia.
Als Polydipsia bezeichnet man exzessiven Durst oder exzessives Trinken, häufig auch mit ausgeprägter Mundtrockenheit. Dieses Symptom kann ein frühes Anzeichen von Diabetes sein, kann aber auch bei Behandlungen mit manchen Antipsychotika auftreten – welche Antipsychotika aber in welcher Weise Polydipsia beeinflussen, ist bislang nicht klar. In einer systematischen Forschungsübersicht ermittelten nun Forscher den Zusammenhang zwischen Polydipsia und Antipsychotika.
Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Polydipsia und Antipsychotika
Dazu durchsuchten sie die medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, Embase und PsycINFO nach klinischen Studien und Fallberichten zu Polydipsia, die entweder durch Antipsychotika ausgelöst oder aber verbessert wurden.
Systematische Forschungsübersicht über 61 Publikationen
Die Wissenschaftler identifizierten 61 Veröffentlichungen. Darunter waren eine doppelblind randomisiert-kontrollierte Studie, 4 Studien ohne Kontrollarm, eine Querschnittsstudie, drei Fallserien und 52 Fallberichte. In der kontrollierten Studie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Verbesserung von Polydipsia zwischen den beiden Mitteln Olanzapin und Haloperidol. Zwei Studien ohne Kontrollgruppe zeigten, dass sich Polydipsia unter Clozapin verbesserte, zwei weitere Studien zeigten dagegen, dass Risperidon den exzessiven Durst nicht verbesserte.
In der Querschnittsstudie trat eine häufigere Hyponatremie (niedrige Natriumkonzentration im Blut, kann durch exzessives Trinken verursacht sein) mit Antipsychotika der ersten Generation auf (FGA: 26,1 %), weniger häufig auch mit Antipsychotika der zweiten Generation (SGA: 4,9 %). In zwei Fallserien wurde berichtet, dass Clozapin Polydipsia verbesserte. In der dritten Fallserie wurden die Grunderkrankungen von Patienten mit Polydipsia und Behandlung mit Antipsychotika der ersten Generation berichtet (70,4 % litten an Schizophrenie, mentale Retardation betraf 25,9 %). Die Fallberichte zeigten ebenfalls auf Schizophrenie als häufige Grunderkrankung bei Polydipsia im Zusammenhang mit Antipsychotika (67 von 90 Fällen, 75,3 %). Von 83 Fällen, in denen eine Behandlung mit Antipsychotika vor Beginn der Polydipsia startete, erhielten 75 Patienten (90,3 %) Antipsychotika der ersten Generation, davon besonders Haloperidol (24 Fälle, 28,9 %) und Risperidon (11 Fälle, 13,3 %). Unter 40 Fällen, in denen Polydipsia nach antipsychotischer Behandlung besser wurde, erhielten 36 (90,0 %) Antipsychotika der zweiten Generation, besonders Clozapin (14 Fälle, 35,0 %).
Antipsychotika erster und zweiter Generation mit entgegengesetztem Effekt
Obwohl die kausale Beziehung zwischen Polydipsia, dem exzessiven Durst, und Antipsychotika aufgrund eines Mangels an hochwertigen Untersuchungen zum Thema unklar bleibt, scheint ein grundlegender Unterschied zwischen Antipsychotika erster und zweiter Generation zu bestehen. Die Autoren sehen hier die Medikamente mit höherer Affinität zum Dopamin D2 Rezeptor als problematisch für ein mögliches Polydipsia-Risiko an, während vor allem Clozapin möglicherweise eine Behandlungsoption für den exzessiven Durst sein kann.
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