Bei Nackenschmerzen fragen Sie Ihren Physiotherapeuten und bewegen
Original Titel:
Effect of specific deep cervical muscle exercises on functional disability, pain intensity, craniovertebral angle, and neck-muscle strength in chronic mechanical neck pain: a randomized controlled trial
- Menschen mit Migräne leiden häufig unter einem schmerzendem Genick
- Hilft gezielte Physiotherapie bei chronischen Nackenschmerzen?
- 6-wöchiges Training der Nackenmuskulatur im Vergleich mit Standardbehandlung ohne Physiotherapie
- Weniger Nackenprobleme, Verbesserungen der Beweglichkeit und Muskelstärke bei den Patienten in Physiotherapie
MedWiss – Nackenschmerzen bei Migräne sind ein häufiges Problem und können auch einen möglichen Trigger, also Auslöser von Migräneanfällen, darstellen. Forscher untersuchten nun, ob gezielte Physiotherapie bei chronischen Nackenschmerzen nachhaltig im Vergleich zu einer Standardbehandlung helfen kann. Die Belastung durch die Nackenprobleme besserte sich messbar im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Physiotherapie brachte zudem mehr Beweglichkeit und stärkte die Nackenmuskulatur.
Bei Nackenschmerzen hilft Bewegung. Dies ist meistens auch den Betroffenen klar – unklar ist aber, welche Art von Bewegung guttun könnte. Da Nackenschmerzen bei Migräne ein häufiges Problem und eventuell einen möglichen Trigger darstellen könnten, spielt auch bei der chronischen Kopfschmerzerkrankung die Nackenmuskulatur und -beweglichkeit eine wichtige Rolle. Physiotherapeuten ermittelten nun in einer thailändisch-australischen Kooperation, ob gezieltes Training der Nackenmuskulatur im Vergleich zu einer Standardbehandlung Patienten Linderung verschaffte.
Chronische Nackenschmerzen: hilft gezielte Physiotherapie?
Dabei wurden speziell der Muskel semispinalis cervicis (ein Extensormuskel oder Strecker) oder der tiefliegende zervikale Flexor (ein Flexormuskel oder Beuger) trainiert. Die Studie ermittelte, wie sich diese 6-wöchigen Trainingsprogramme im Vergleich zu einer Standardbehandlung auf die Funktion, Genickschmerzintensität, Bewegungsspielraum des Genicks und Muskelkraft des Nackens auswirkten. Die Teilnehmer litten unter chronischen Nackenschmerzen, die nicht durch einen Unfall oder ähnliches ausgelöst worden waren und auf Bewegungsbeeinträchtigung und Schwäche der tiefen Nackenmuskulatur zurückzuführen waren. Die Teilnehmer wurden zufällig in drei Gruppen aufgeteilt: die Extensor-Trainingsgruppe, die Flexor-Trainingsgruppe und die Kontrollgruppe. Zu Beginn der Untersuchung wurde die Beeinträchtigung durch die Nackenproblematik ermittelt, die Schmerzintensität auf einer Skala bis 10 erfragt und die Nackenfunktion, speziell Bewegungsfähigkeit (Drehwinkel) und Kraft der Nackenmuskulatur, gemessen. Diese Messungen wurden im Anschluss an die Trainingsphase (nach 6 Wochen) sowie einen und drei Monate später wiederholt.
Vergleich von 6-wöchigem Training der Nackenmuskulatur mit Standardbehandlung ohne Physiotherapie
54 Patienten mit chronischen, mechanischen Nackenschmerzen nahmen an der Studie teil. In beiden Trainingsgruppen verbesserte sich die Belastung durch die Nackenprobleme messbar im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dieser Effekt war direkt nach der Trainingsphase, aber auch nach einem und drei Monaten nachweisbar. Ebenso litten die Patienten mit aktivem Training direkt anschließend unter geringeren Nackenschmerzen als die Patienten der Kontrollgruppe, unabhängig davon, ob der Extensor-Muskel oder der Flexor-Muskel trainiert worden war. Die Übungen machten sich auch in einer verbesserten Beweglichkeit bemerkbar: das Genick konnte direkt nach dem Training und nach drei Monaten weiter gedreht werden als ohne ein solches Training. Einen Monat nach dem Training war diese verbesserte Beweglichkeit dagegen nur in der Flexor-Trainingsgruppe messbar. Die Übungen verbesserten auch die Muskelkraft der Patienten. In beiden Trainingsgruppen war zu allen Messzeitpunkten mehr Stärke nachweisbar als in der Kontrollgruppe. Dabei gewann die Extensor-Trainingsgruppe Stärke in eben diesem trainierten Muskel, die Flexor-Trainingsgruppe stärkte dagegen messbar den tiefliegenden zervikalen Flexormuskel.
Mehr Beweglichkeit, mehr Kraft und weniger Schmerzen durch gezielte Übungen
Die Studienergebnisse zeigen damit, dass ein 6-wöchiges Training der Nackenmuskulatur Probleme durch Nackenschmerzen verringern kann. Die Verbesserungen der Beweglichkeit und Muskelstärke wirken dabei auch über die Trainingsphase hinweg nach. Für Migränepatienten mit begleitenden Nackenprobleme könnte also eine physiotherapeutische Untersuchung und Behandlung eventuell Besserung bringen – zumindest wäre eventuell das Genick weniger steif und schmerzhaft.
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