Beschwerden an Armen und Schultern nach einer Wächterlymphknoten-Biopsie sind keine Seltenheit
Original Titel:
Long‐term morbidity after a negative sentinel node in breast cancer patients
MedWiss – Belgische Forscher zeigten in der im Folgenden beschriebenen Studie, dass Brustkrebspatientinnen häufig noch mehrere Jahre nach einer Wächterlymphknoten-Biopsie unter Beschwerden an Armen und Schultern leiden. Es ist wichtig, dass diese Beschwerden frühzeitig erkannt und behandelt werden, um den Frauen einen normalen Alltag und Schmerzfreiheit zu ermöglichen.
Die Lymphe ist ein wichtiges Transportsystem im Körper. Durch Lymphgefäße wird die Lymphflüssigkeit transportiert und in den Lymphknoten gefiltert. Über die Lymphe können sich auch Tumorzellen verbreitern. Die ersten Lymphknotenstationen im Abflussgebiet eines Tumors nennt man die Wächterlymphknoten. Ärzte entfernen diese Wächterlymphknoten vor der Operation und untersuchen sie. Dies nennt man Wächterlymphknoten-Biopsie. Stellt sich bei der Untersuchung heraus, dass die Wächterlymphknoten nicht von Metastasen befallen sind, kann auf eine weitere Entfernung von Lymphknoten während der Operation verzichtet werden.
Bei einer Brustkrebserkrankung liegen die entscheidenden Lymphknoten in der Achselhöhle. Wissenschaftler aus Belgien untersuchten nun, in welchem Ausmaße Brustkrebspatientinnen nach einer Biopsie und anschließenden Brustkrebsoperationen von Erkrankungen an den Armen und Schultern betroffen waren. Die Wissenschaftler schlossen 126 Patientinnen ein, bei denen kein Befall der Wächterlymphknoten festgestellt wurde (sodass keine weiteren Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt werden mussten) und deren Operation schon mindestens 2 Jahre zurück lag. Die Wissenschaftler befragen die Frauen dazu, ob bei ihnen je Beschwerden an Armen und Schulten aufgetreten waren, falls ja, ob diese Beschwerden noch vorhanden waren und ob die Frauen eine Behandlung für die Beschwerden bekommen hatten.
Auch noch Jahre nach der Biopsie litten viele Patientinnen unter Beschwerden
Zwischen 26 und 86 Monate nach der Operation (Durchschnitt: 55 Monate) wurden die Frauen zu ihren Beschwerden befragt. Zu diesem Zeitpunkt litten die Frauen noch an folgenden Beschwerden:
- Schmerzen (25,8 %)
- Taubheit (12,0 %)
- Missempfindungen (Parästhesien; 6,4 %)
- Lymphödeme (7,1 %)
- Entwicklung von Narben oder verbundenem Gewebe unter dem Arm (Geigenseitenphänomen; 8,0 %)
- Kräfteverlust (26,2 %)
- Eingeschränkter Bewegungsradius (19,5 %)
Knapp 40 % der Frauen (38,1 %) wurden aufgrund dieser Beschwerden von einem Physiotherapeuten behandelt.
Die Ergebnisse zeigen, dass viele Brustpatientinnen, bei denen eine Wächterlymphknoten-Biopsie durchgeführt wurde, auch mehrere Jahre nach der Biopsie unter Schmerzen im Bereich von Armen und Schultern litten. Die Wissenschaftler raten dazu, diese Beschwerden früher als es bisher der Fall ist, aufzudecken. So können die Beschwerden frühzeitig behandelt und den Patientinnen ein normaler Alltag und Schmerzfreiheit ermöglicht werden.
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