Innovative Diagnostik bei seltenen Tumoren des Auges

Ärzteduo aus Lübeck und Tübingen erhält Förderung der deutschen Krebshilfe für multizentrische Studie des Netzhautlymphoms

Tumore im Auge stellen eine lebenseinschränkende und lebensbedrohliche Diagnose dar. Das maligne Lymphom des Augeninneren ist eine seltene Form des Augenkrebses, die schwer zu diagnostizieren ist. Unter der Leitung von PD Dr. Vinodh Kakkassery, Oberarzt der Klinik für Augenheilkunde an der Universität zu Lübeck und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck und Prof. Dr. Falko Fend, Pathologe am Universitätsklinikum Tübingen startet im Sommer eine multizentrische Studie zur Verbesserung der Diagnostik beim Lymphom der Netzhaut. Die sechsjährige Studie wird von der Deutschen Krebshilfe mit rund 860.000 € gefördert.

Die DECODE VRL Studie ist eine Initiative von Vinodh Kakkassery und Falko Fend, die sich zum Ziel setzt, eine in Tübingen entwickelte innovative molekularbiologische Diagnostik für das vitreoretinale Lymphom (VRL) in einem multizentrischen Ansatz standardisiert zu implementieren und klinisch zu validieren.

Schwierige Diagnostik

Maligne Lymphome des Augeninneren sind sehr seltene Tumore, die für die klinische und pathologische Diagnostik eine große Herausforderung darstellen. Aufgrund der mehrdeutigen klinischen Symptomatik des Lymphombefalls von Glaskörper und Netzhaut, auch vitreoretinales Lymphom oder Masquerade-Syndrom genannt, ist die Diagnosestellung oft verzögert. Dadurch kommt es bei dieser Erkrankung häufig zu einem verspäteten Therapiebeginn. Selbst nach einer Operation mit Probegewinnung aus dem Auge wird die Diagnose mit den üblichen Analyseverfahren in bis zu einem Drittel der Fälle übersehen, was zu einer deutlichen Reduzierung der Lebenserwartung von Betroffenen führen kann.

Multizentrischer Ansatz

Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist eine möglichst breite Beteiligung operativer Zentren für Augenheilkunde von zentraler Bedeutung für das Gelingen der Studie. Daher beteiligen sich an der Studie zehn weitere probensammelnde Augenkliniken. Unterstützung erhält das Studienteam außerdem von Prof. Dr. Gerald Illerhaus aus der ZNS-Lymphom Studiengruppe der German Lymphoma Alliance (GLA) und von Prof. Dr. Andreas Stahl vom Forschungszusammenschluss der netzhautchirurgischen Kliniken in Deutschland Retina.net.

Vinodh Kakkassery, einer der wenigen Augenärzt:innen überhaupt, der eine Unterstützung der Deutschen Krebshilfe einwerben konnte, sieht einen klaren klinischen Nutzen: „Für die Patient:innen besteht eine doppelte Sorge. Der Krebs bedroht das eigene Leben und zusätzlich das Sehen. Eine bessere Diagnostik bedeutet eine frühere Behandlung, die dem Leben, dem Sehen und der Seele guttut.“

Als Pathologe steht für seinen Tübinger Kollegen Falko Fend fest: „Die Wissenserweiterung auf diesem Krankheitsgebiet ist dringend notwendig. Wir sind bei der diagnostischen Sicherheit vor allem in der Breite noch lange nicht im maximalen Bereich, so dass die DECODE VRL Studie nur zu begrüßen ist. Die Zusammenführung der Expert:innen aus den verschiedenen medizinischen Disziplinen für die Studie ist ein absoluter Mehrwert“.

Neueste Technik für verbesserte Diagnostik

Mit der Patient:innen-zentrierten DECODE VRL Studie möchte das Studienteam einerseits neueste molekularbiologische Techniken so breit wie möglich zum Einsatz bringen und andererseits deren Wertigkeit im Vergleich zur etablierten Diagnostik durch klinische Nachverfolgung validieren, da prospektive Studien aufgrund der Seltenheit der Erkrankung fehlen.