Welche Bedeutung haben moderne Krebstherapien für die Patient:innen?
Deutsche Krebshilfe fördert interdisziplinäres Projekt der Universitätsmedizin Mainz mit 500.000 Euro. Ziel des Projekts ist es, Krebstherapien wertbasiert zu analysieren.
Wissenschaftler:innen des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit sowie der I. Medizinischen Klinik starten das Projekt „Eskalation, Erhaltung, Enthaltung: Ethisch fundierte Strategien zur partizipativen Abwägung von Risiken und Nutzen therapeutischer Konzepte bei gynäkologischen Tumoren und beim kolorektalen Karzinom“. Von der Deutschen Krebshilfe erhalten sie dafür eine dreijährige Förderung von knapp 500.000 Euro. Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt im Rahmen des Förderschwerpunkts „Ethische Verantwortung in der modernen Krebsmedizin“ analysiert Krebsbehandlungen sowohl aus ethischer als auch aus medizinischer Sicht, um den größtmöglichen Nutzen für die Patient:innen zu erzielen.
„Angesichts neuer, vor allem auch immunbasierter, Tumortherapien stehen Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patienten immer öfter vor der Entscheidung, ob die modernen Behandlungen in Frage kommen. Das Wohl der Betroffenen insbesondere ihre Werthaltungen und Bedürfnisse sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Deshalb wird es zunehmend wichtiger, zu verstehen, welche Risiken und Nutzen die moderne Krebsmedizin für die Betroffenen haben können. Ziel unseres Projekts ist es, eine ethisch und lebensweltlich fundierte Strategie zu entwickeln, mit der therapeutische Konzepte im gesamten Spektrum von Eskalation, Erhaltung und therapeutischer Enthaltung klinisch bewertet werden können. Diese Strategie soll nach Abschluss des Projekts Eingang in die medizinische Aus- und Weiterbildung finden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und Sprecher des Projekts.
In Deutschland erhalten jährlich etwa 510.000 Patient:innen zum ersten Mal die Diagnose Krebs. Brustkrebs ist dabei die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und der Darmkrebs ist die dritthäufigste, bösartige Gewebeveränderung bei Männern. Eine Tumorerkrankung bedeutet für jede/n Betroffenen eine Grenzerfahrung, die das Leben oft grundlegend verändert. In der Regel besteht der Wunsch, dass die Erkrankung radikal durch Chemotherapie, Bestrahlung und chirurgische Eingriffe bekämpft wird. Darüber hinaus stehen auch moderne Konzepte zur Verfügung, die sich auf die eine Erhaltung oder die therapeutische Enthaltung fokussieren. Es stellt sich den Betroffenen und Ärzt:innen immer öfter die Frage, ob eine Krebstherapie radikal ausgeweitet werden soll, oder ob eine der milderen Therapiemethoden den größtmöglichen Nutzen für die Patient:innen bedeuten. Eine schwere Entscheidung für alle Beteiligten.
Das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin unter der Leitung von Professor Paul führt gemeinsam mit der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Annette Hasenburg sowie der I. Medizinischen Klinik unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Markus Möhler ab Juli 2022 patientenzentrierte Analysen durch, die die Risiken und Nutzen therapeutischer Konzepte bei gynäkologischen Tumoren wie Brustkrebs und beim kolorektalen Karzinom, auch als Darmkrebs bezeichnet, bewerten sollen. Daraus sollen Strategien erstellt werden, die den behandelnden Medizinern bei der bestmöglichen Festlegung von Behandlungszielen gemeinsam mit Krebspatient:innen unterstützen sollen.
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 300.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 600 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.600 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.