KHK / Herzinfarkt

Akutes Koronarsyndrom: Wirkt Alirocumab auch bei zusätzlichem Diabetes?

Original Titel:
Effects of alirocumab on cardiovascular and metabolic outcomes after acute coronary syndrome in patients with or without diabetes: a prespecified analysis of the ODYSSEY OUTCOMES randomised controlled trial

MedWiss – Die Senkung des LDL-Cholesterinspiegels mit Alirocumab reduzierte laut der vorliegenden Studie das Herz-Kreislauf-Risiko von Patienten, die ein akutes Koronarsyndrom überstanden hatten – und zwar sowohl bei Patienten mit normalem Blutzuckerspiegel als auch bei Patienten mit Diabetes.


Erhöhte Cholesterinwerte erhöhen das Herz-Kreislauf-Risiko. Speziell geht es dabei um das sogenannte LDL-Cholesterin. LDL-Cholesterin ist Cholesterin, welches an dem Transportprotein LDL (kurz für: low density lipoprotein) gebunden ist. Dieses sorgt dafür, dass das Cholesterin durch das Blut zum Gewebe transportiert wird. Erhöhte LDL-Cholesterinwerte sollten gesenkt werden, um das Herz-Kreislauf-Risiko zu minimieren. Dies gilt auch für Patienten, die ein akutes Koronarsyndrom (eine unmittelbar lebensbedrohliche Phase der koronaren Herzkrankheit (KHK)) überstanden haben. Wenn die klassische Therapie mit Statinen hierbei nicht ausreicht, können innovative Wirkstoffe wie Alirocumab eingesetzt werden. Wissenschaftler untersuchten die Wirksamkeit von Alirocumab im Hinblick auf die Reduktion des Risikos für weitere dramatische Herz-Kreislauf-Ereignisse. Dabei legten sie ein Augenmerk auf die zusätzliche Erkrankung an Diabetes. Sie wollten herausfinden, ob und wie gut Alirocumab auch bei Patienten mit Diabetes das Herz-Kreislauf-Risiko senkt.

Patienten bekamen nach einem akutem Koronarsyndrom entweder Alirocumab oder ein Placebo

Die Studie wurden an 1315 Kliniken in 57 Ländern durchgeführt. An der Studie nahmen 18924 Patienten teil, die vor 1 bis 12 Monaten aufgrund eines akuten Koronarsyndroms im Krankenhaus behandelt wurden. Die Patienten hatten trotz einer hochdosierten Statin-Therapie steigende Konzentrationen von Blutfetten, die mit Arteriosklerose im Zusammenhang stehen (wie das LDL-Cholesterin). Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt. Während die eine Gruppe alle zwei Wochen mit Alirocumab behandelt wurde, bekam die andere Gruppe stattdessen ein Placebo. Weder die Patienten selbst noch der behandelnde Arzt wusste, wer das Placebo und wer den Wirkstoff bekam. Die Alirocumab-Konzentration wurde so gewählt, dass ein LDL-Cholesterinwert von 0,65 bis 1,30 mmol/l erreicht wurde. Je nachdem, ob die Patienten zu Beginn der Studie an Diabetes litten oder nicht, wurden sie in verschiedene Gruppen eingeteilt: Diabetes (5444 Patienten, 28,8 %), Prädiabetes (8246 Patienten, 43,6 %) und normaler Blutzuckerspiegel (5234 Patienten, 27,7 %). Die Wissenschaftler untersuchten, wie häufig es in welcher Gruppe zu einem dramatischen Herz-Kreislauf-Ereignis kam. Dazu zählten: Todesfälle aufgrund der KHK, nicht tödliche Herzinfarkte, tödliche oder nicht tödliche Schlaganfälle und eine instabile Angina, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machte.

Der Blutzuckerspiegel wirkte sich nicht auf die LDL-Cholesterinwerte aus

Die verschiedenen Gruppen (Diabetes, Prädiabetes, normaler Blutzuckerspiegel) unterschieden sich zu Beginn der Studien nicht hinsichtlich ihrer mittleren LDL-Cholesterinwerte. Diese lagen zwischen 2,20 und 2,28 mmol/l. Auch nach viermonatiger Behandlung mit Alirocumab gab es keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Blutzuckergruppen (LDL-Cholesterinwerte: 0,8 mm/l). Das galt auch für die Patienten, die ein Placebo bekamen. Auch hier machte es im Hinblick auf die LDL-Cholesterinwerte keinen Unterschied, ob die Patienten an Diabetes bzw. Prädiabetes litten oder nicht (LDL-Cholesterinwerte: 2,25 bis 2,28 mmol/l).

Alirocumab senkte das Herz-Kreislauf-Risiko sowohl bei Patienten mit als auch bei Patienten ohne Diabetes

Was die dramatischen Herz-Kreislauf-Ereignisse anging, so ereigneten sich diese während einer mittleren Beobachtungszeit von 2,8 Jahren in der Placebo-Gruppe häufiger bei Patienten mit Diabetes (16,4 %) als bei Patienten mit Prädiabetes (9,2 %) oder normalem Blutzuckerspiegel (8,5 %). Patienten, die Alirocumab bekamen, erlitten hingegen seltener ein solches dramatischen Herz-Kreislauf-Ereignis. In diesem Fall waren 2,3 % der Patienten mit Diabetes, 1,2 % der Patienten mit Prädiabetes und 1,2 % der Patienten mit normalem Blutzuckerspiegel betroffen. Alirocumab senkte somit das Herz-Kreislauf-Risiko sowohl bei Patienten mit als auch bei Patienten ohne Diabetes.

Nicht mehr Neuerkrankungen an Diabetes durch Alirocumab

Von allen Patienten, die zu Beginn der Studien nicht an Diabetes litten, entwickelten 676 Patienten (10,1 %) aus der Placebo-Gruppe während der Beobachtungszeit Diabetes, während aus der Alirocumab-Gruppe 648 Patienten (9,6 %) an Diabetes erkrankten. Somit schien Alirocumab nicht die Entstehung von Diabetes zu fördern, was statistische Tests bestätigten.

Patienten, die ein akutes Koronarsyndrom erlitten hatten, profitierten somit von Alirocumab. Das galt sowohl für Patienten mit Diabetes als auch für Patienten mit Prädiabetes als auch für Patienten mit normalem Blutzuckerspiegel. Bei allen drei Patientengruppen konnte Alirocumab im Vergleich zu einem Placebo die LDL-Cholesterinwerte und folglich auch das Risiko für weitere dramatische Herz-Kreislauf-Ereignisse senken.

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