Erstes Halbjahr 2022: Beschäftigte melden sich häufiger krank
- DAK-Gesundheit analysiert Fehlzeiten von 2,3 Millionen Beschäftigten
- Krankenstand wieder so hoch wie vor Corona, starker Anstieg bei Erkältungen und Covid-19
- DAK-Vorstandschef fordert dauerhafte Regelung für telefonische Krankschreibung.
Im ersten Halbjahr 2022 haben sich Beschäftigte in Deutschland deutlich häufiger krankgemeldet als im Vorjahr: Der Krankenstand lag für Januar bis Juni bei 4,4 Prozent, 0,7 Prozentpunkte über dem Niveau des ersten Halbjahrs 2021. Damit hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder so viele Fehlzeiten wie zuletzt vor der Pandemie. Rund jeder sechste Fehltag im Job (16,9 Prozent) ging auf eine Atemwegserkrankung zurück. Corona verursachte 64 Fehltage je 100 Versicherte, etwa sechsmal so viele wie im Vorjahr. Das zeigt eine aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit. Die Krankenkasse hat alle Krankschreibungen des ersten Halbjahrs 2022 von 2,3 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten bundesweit ausgewertet.
Auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte kamen im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 788 Fehltage, 115 Tage mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Grund für den Anstieg waren vor allem die vielen Atemwegserkrankungen. Die Anzahl der Fehltage wegen Husten und Schnupfen ging von 48 Tagen je 100 Versicherte im 1. Halbjahr 2021 auf rund 133 Tage hoch. Parallel zu der schrittweisen Lockerung der Corona-Einschränkungen im März 2022 konnte sich eine ausgeprägte Erkältungs- und Grippewelle entwickeln. Sie wurde von einer hochansteckenden Omikron-Variante begleitet, die so viel Arbeitsausfall in deutschen Unternehmen bewirkt hat wie keine Variante des Coronavirus zuvor. „Es ist wichtig, dass die telefonische Krankschreibung wieder eingeführt wird“, kommentiert DAK-Vorstandschef Andreas Storm die Ergebnisse. „Ich begrüße es, dass sich der Gemeinsame Bundesausschuss Anfang August mit dem Thema befassen will. Doch eine Krankschreibung per Telefon muss zu einer dauerhaften Lösung werden und nicht immer wieder zur Debatte stehen. Unmittelbar nach der politischen Sommerpause muss für eine Dauerlösung die gesetzliche Grundlage geschaffen werden“, so Storm.
2022 kamen in den ersten sechs Monaten auf 100 Versicherte knapp sechs Krankschreibungsfälle mit Corona-Bezug, die meisten davon im März. Frauen waren deutlich häufiger wegen Corona krankgeschrieben als Männer. Arbeitnehmerinnen im Alter bis 19 Jahre hatten mit mehr als neun Fällen je 100 Versicherte die meisten Corona-Krankschreibungen. Die wenigsten hatten Männer zwischen 25 und 29 Jahren mit 4,4 Fällen je 100.
Insgesamt haben im ersten Halbjahr 2022 Beschäftigte in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege am häufigsten mit einer Krankschreibung bei der Arbeit gefehlt. Hier lag der Krankenstand bei 5,7 Prozent. Damit waren in diesen Berufen an jedem Tag des ersten Halbjahrs 2022 von 1.000 Beschäftigten 57 krankgeschrieben. Auch in medizinischen Gesundheitsberufen, beispielsweise beim Fachpersonal in Arztpraxen, war der Krankenstand mit 5 Prozent überdurchschnittlich hoch. Den niedrigsten Krankenstand verzeichneten Berufe im Rechnungswesen und in der Unternehmensführung mit jeweils 3,1 Prozent.
Rückenleiden und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen standen an erster Stelle der Fehltage-Statistik. Fast jeder fünfte Fehltag wurde damit begründet (18,5 Prozent). Danach folgten Krankheiten des Atmungssystems mit 16,9 Prozent. An dritter Stelle standen psychische Erkrankungen: Ihr Anteil am Krankenstand betrug 15,6 Prozent (erstes Halbjahr 2021: 19,8 Prozent). Es gab im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr etwas weniger Fälle und diese waren im Durchschnitt auch etwas weniger langwierig.
Insgesamt lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2022 um 0,7 Prozentpunkte über dem Niveau von 2021. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten musste sich bis einschließlich Juni mindestens einmal krankschreiben lassen. Zum Vergleich: 2021 hatte bis zum Ende des ersten Halbjahrs nur ein Viertel mindestens eine Krankschreibung.