Gefäßerkrankungen: Risiko für die Denkleistung bei MS
Original Titel:
Effects of Vascular Comorbidity on Cognition in Multiple Sclerosis Are Partially Mediated by Changes in Brain Structure
- Vaskuläre Komorbiditäten bei MS mit reduzierter Denkleistung und Gehirnstrukturänderungen assoziiert
- Was ist Ursache, was ist Wirkung?
- Untersuchung mit 105 Patienten mit MS und teils vaskulären Begleiterkrankungen
- Denkleistungstests, Bildgebung (MRT) und Befragung zu Komorbiditäten
- Gefäßerkrankungen beeinträchtigen Denkleistung teils via Gehirnstrukturänderung
MedWiss – Begleitende Gefäßerkrankungen sind mit reduzierter kognitiver Leistung und Veränderungen von Gehirnstrukturen bei Multipler Sklerose verbunden. Aus der Analyse von bildgebenden Daten, Denkleistungstests und Komorbiditäten bei 105 MS-Patienten zeigte sich nun, dass Änderungen der Gehirnstruktur vermutlich ursächlich für Einbußen der Denkleistung infolge von vaskulären Erkrankungen sind. Komorbiditäten sollten demnach bei MS stärker in die Therapie einbezogen werden.
Bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) sind begleitende Gefäßerkrankungen (vaskuläre Komorbiditäten) mit reduzierter kognitiver Leistung und Veränderungen von Gehirnstrukturen verbunden. Um den Einfluss solcher Begleiterkrankungen zu mindern, ist es wichtig, zu verstehen, was Ursache und was Wirkung ist, so dass gezielte Interventionen entwickelt und ihre Wirksamkeit geprüft werden können. Forscher untersuchten daher nun die Beziehung zwischen vaskulärer Komorbidität, Denkleistung und Gehirnstruktur bei Menschen mit MS.
Was ist Ursache, was ist Wirkung bei Denkleistungseinbußen und Gefäßerkrankungen?
Erwachsene mit bestätigter MS gaben in dieser Untersuchung Begleiterkrankungen an und wurden untersucht, um Blutdruck, HbA1c (Langzeitblutzucker) und eine Reihe von Denkleistungsfunktionen zu ermitteln. Dazu wurden Tests zu Zahlen und Zeichen (SDMT), verbale Lerntests (CVLT-II), visuospatiale Gedächtnistests und Tests zur Flüssigkeit der verbalen Kommunikation durchgeführt. Die Testergebnisse wurden unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Ausbildungsgrad analysiert. Zusätzlich wendeten die Forscher bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie, MRT) zur Untersuchung des ganzen Gehirns an. Daraus wurden die Volumina von Thalamus und Hippocampus, die durchschnittliche Diffusivität der grauen Substanz und normal erscheinender weißen Substanz ermittelt und ebenfalls unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer analysiert und in Bezug zu Denkleistung und Begleiterkrankungen betrachtet.
Untersuchung mit 105 Patienten mit MS und teils vaskulären Begleiterkrankungen
105 Patienten mit MS, davon 84,8 % Frauen, im durchschnittlichen Alter von 51,8 Jahren (+/- 12,8 Jahre), nahmen an der Studie teil. Im Schnitt traten bei den Teilnehmern erste Symptome der MS im Alter von 29,4 Jahren (+/- 10,5 Jahre) auf. Vaskuläre Komorbiditäten traten häufig auf. 35,2 % der Teilnehmer berichteten mindestens eine solche Begleiterkrankung, 15,2 % berichteten zwei und 8,6 % gaben an, drei oder mehr vaskuläre Komorbiditäten zu haben. Die Analyse von Denkleistung und Bildgebungsdaten identifizierte Zusammenhänge besonders im Test zu Zahlen und Symbolen sowie zu verbalem Lernen, und in der Bildgebung die Diffusionsergebnisse der Grauen Substanz sowie das Volumen des Thalamus. In der weiteren Analyse zeigte sich eine Assoziation vaskulärer Komorbiditäten mit den auffälligsten Aspekten in Bildgebung und Denkleistung. Die Forscher analysierten den Zusammenhang auch nach Adjustierung für Unterschiede in Thalamus-Volumen und Diffusion in der Grauen Substanz – nach dieser Adjustierung zeigte sich keine weitere Assoziation zwischen vaskulärer Komorbidität und Denkleistung.
Gefäßerkrankungen beeinträchtigen Denkleistung teils via Gehirnstrukturänderung
Vaskuläre Komorbiditäten sind demnach mit reduzierter Denkleistung bei Menschen mit MS assoziiert. Dieser Zusammenhang, so zeigen die Daten dieser Studie, sind mindestens teilweise durch Veränderungen der Gehirnstruktur vermittelt. Begleiterkrankungen des Gefäßsystems sollte demnach bei der MS besondere Beachtung zukommen, da sie sich, zusätzlich zur MS selbst, nachteilig auf Gehirnstruktur und Denkleistung auswirken können.
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