Multiple Sklerose
Infektionsraten bei MS: Schwachpunkt Harntrakt und Niere, Pilzerkrankung Candidasis
Original Titel:
Infections in patients diagnosed with multiple sclerosis: A multi-database study
- Vergleich der Infektionsrate bei Menschen mit und ohne Multipler Sklerose
- Höhere Inzidenz für Infektionen bei MS-Patienten
- Hospitalisierungsrate aufgrund von Infektionen zweifach höher als bei Patienten ohne MS-Erkrankung
- Besonders häufig Harnwegs- und Niereninfekte im Vergleich
MedWiss – Aus zwei separaten medizinischen Datenbanken (USA und Großbritannien) ermittelten Forscher die Häufigkeit von Infektionen bei Patienten mit und ohne Multiple Sklerose (MS). Die Inzidenz für Infektionen war demnach besonders im renalen Trakt bei MS erhöht, zudem mussten MS-Patienten doppelt so häufig wegen einer Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Vorsorge für bekannte, häufige Infektionen an den Schwachpunkten Harntrakt und Niere sowie der Pilzerkrankung Candidasis ist demnach bei MS besonders wichtig.
Neuere Daten zur Häufigkeit von Infektionen bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) gibt es kaum. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Inzidenz der Infektionen bei MS-Patienten mit einer ähnlichen Gruppe von Menschen ohne MS-Erkrankung zu untersuchen.
Wie häufig haben MS-Patienten im Vergleich zu anderen mit Infektionen zu kämpfen?
Die Studie wurde in zwei separaten medizinischen Datenbanken durchgeführt. Eine umfasst das US-amerikanische Militär, die andere ist eine britische Datenbank zur Erforschung der klinischen Praxis. Die Forscher identifizierten Patienten mit einer Erstdiagnose MS zwischen 2001 und 2016 (Großbritannien) oder zwischen 2004 und 2017 (USA) und dazu passenden Patienten ohne MS. Die jeweiligen Infektionen und Inzidenzraten bzw. die Inzidenzraten-Ratio (IRR) wurden schließlich nach Infektionslokalisation und -art verglichen.
Im Vergleich zu Patienten ohne MS traten bei MS-Patienten häufiger Infektionen jeder Art auf:
- USA: IRR: 1,76; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,72 – 1,80
- Großbritannien: IRR: 1,25; 95 % KI: 1,21 – 1,29
MS-Patienten hatten zudem eine doppelt so hohe Rate von Infektionen mit der Notwendigkeit für eine Krankenhausbehandlung:
- USA: IRR: 2,43; 95% CI: 2,23 – 2,63
- Großbritannien: IRR 2,00; 95% CI: 1,84 – 2,17
Die Inzidenzraten waren generell höher bei Frauen als bei Männern, unabhängig von einer MS-Erkrankung. Krankenhausbehandlungen aufgrund einer Infektion waren dagegen ähnlich häufig bei beiden Geschlechtern.
Die Inzidenzrate einer ersten Harnwegsinfektion oder Niereninfektion war bei MS-Patienten im Vergleich zu nicht-MS-Patienten fast verdoppelt (USA: IRR: 1,88; 95 % KI: 1,81 – 1,95; Großbritannien: IRR: 1,97; 95 % KI: 1,86 – 2,09). Dabei waren Frauen häufiger betroffen als Männer. Opportunistische Infektionen, Candidasis und Infektionen mit Herpes Viren traten ebenfalls häufiger (zwischen 20 und 52 %) bei MS-Patienten auf. Die Inzidenzraten von Meningitis, Tuberkulose sowie Hepatitis B und C waren dagegen alle niedrig.
Schwachpunkt Harntrakt und Niere sowie Pilzerkrankung Candidasis
MS-Patienten hatten demnach ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Dies zeigte sich besonders bei Harnwegs- und Niereninfekten sowie einem doppelt so hohen Risiko für Infekte mit Bedarf der Krankenhausbehandlung. Die Vorsorge für bekannte, häufige Infektionen, beispielsweise im renalen Trakt, aber auch von opportunistischen Erregern wie bei der Candidasis, ist demnach bei MS besonders wichtig.
© Alle Rechte: HealthCom