Demenz / Alzheimer

Computerassistierte Rehabilitation bei leichten Demenzsymptomen: Option mit Zukunft?

Original Titel:
A comparison of the effects between 2 computerized cognitive training programs, Bettercog and COMCOG, on elderly patients with MCI and mild dementia: A single-blind randomized controlled study.

MedWiss – In dieser vorläufigen kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass ein neu-entwickeltes kognitives Rehabilitationsprogramm am Computer wirksam manche Aspekte der Denkleistung bei Menschen mit leichten Einbußen der Denkleistung verbessern kann. Wesentliche Vorteile gegenüber älteren Programmen zeigten sich allerdings nicht. Grundlegend scheinen aber computerassistierte Programme zur Förderung der Denkleistung und Alltagsfunktionen ein nützlicher Beitrag bei ersten Demenzsymptomen zu sein.


Bei noch leichten Einschränkungen der Denkleistung oder frühen Symptomen einer Demenzerkrankung bieten sich viele mögliche Ansätze zur Förderung des Denkens an. Dazu gehören auch Computer-basierte kognitive Rehabilitationsprogramme, also Trainingsprogramme, die in kleinen Spielen und Übungen gezielt Gedächtnis und Aufmerksamkeit fördern. Ein solches Programm (Comcog) wird aktuell häufig in Korea genutzt und konnte bei Patienten mit der Alzheimererkrankung Gedächtnisleistungen bessern. Eine neuere Entwicklung (Bettercog) sollte nun weitere Aspekte der Denkleistung ansprechen und wurde dazu mit fordernden Spielelementen, Worten und Bildern aus der koreanischen Kultur erweitert. Vergleichbare Programme werden auch im deutschsprachigen Raum eingesetzt. Wie gut nun das neue, vielseitigere Training im Vergleich zum bisher eingesetzten Standard wirkte, wurde nun in einer Studie ermittelt.

Computerassistierte Rehabilitation der Denkleistung: wie viel mehr bringen komplexere Inhalte?

In einer randomisierten, einzel-verblindeten (nur die Patienten waren nicht über ihre konkrete Behandlung informiert) vergleichenden Pilotstudie wurden 20 ältere Patienten (8 Männer, 12 Frauen) untersucht. Die Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 74 Jahren litten alle an abnehmender Denkleistung.

Die Teilnehmer wurden zufällig einem der beiden Trainingsprogramme (Comcog und Bettercog) zugeordnet und nahmen damit in 12 Sitzungen an einem Computer-basierten kognitiven Rehabilitationsprogramm über drei Wochen teil. In beiden Programmen werden Gedächtnis und Aufmerksamkeit trainiert. Das Bettercog-Programm bietet aber auch Übungselemente zur Verbesserung von Orientierung, Kopfrechnen, Impulskontrolle und planvollem Handeln (die sogenannte exekutive Kontrolle), Sprache und Verstehen sowie räumlich-zeitlicher Koordination, wie sie beispielsweise beim Ballfangen nötig sind. Die Aufgaben sind in spielerischen oder animierten Einheiten verpackt, um das Interesse der Teilnehmer hoch zu halten.

Vor und nach dieser Behandlungsphase wurden durch einen unabhängigen klinischen Psychologen verschiedene neuropsychiatrische Tests und Messungen der Denkleistung durchgeführt. Dabei wurde auch der MMST (Mini-Mentalstatus-Test) zur Früherkennung oder Verlaufskontrolle von Demenzsymptomen gemessen. Mit dem modifizierten Barthel-Index (MBI) wurden die Alltagsfähigkeiten der Teilnehmer eingeschätzt.

Vergleich der Trainingserfolge mit älterem und neuerem Programm

Die beiden Patientengruppen unterschieden sich nicht in durchschnittlichem Alter, Geschlechtszusammenstellung, Ausbildungsdauer und anfänglichen Leistungen in den neuropsychiatrischen Tests. In den an die Trainingsphase anschließenden Tests verbesserte sich der MMST-Wert in der Bettercog-Gruppe leicht, aber messbar. Eine leichte Verbesserung in der COMCOG-Gruppe war statistisch nicht signifikant. Es deuteten sich auch Verbesserungen der Gedächtnisleistungen in der Bettercog-Gruppe an. Keiner dieser Effekte konnte aber im direkten Vergleich zwischen den beiden Gruppen erhärtet werden – beide Programme schienen stattdessen ähnlich gut die Alltagsfähigkeiten (MBI) der Teilnehmer zu verbessern.

Bessere Alltagsfähigkeiten, eventuell besseres Gedächtnis

In dieser vorläufigen kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass ein neu-entwickeltes kognitives Rehabilitationsprogramm am Computer wirksam manche Aspekte der Denkleistung verbessern kann. Das Programm konnte vergleichbar zu einem bereits international eingesetzten älteren Programm die Alltagsfähigkeiten der Teilnehmer verbessern. Wesentliche Vorteile der neueren, vielseitigeren Inhalte des Bettercog-Programms konnten die Autoren aber nicht aufzeigen. Um den längerfristigen Wert des Trainings zu ermitteln, sind nun weitere, längere Studien mit mehr Teilnehmern nötig. Grundlegend scheinen aber computerassistierte Programme zur Förderung der Denkleistung und Alltagsfunktionen ein nützlicher Beitrag bei ersten Demenzsymptomen zu sein, bei denen noch viel Entwicklung zu erwarten ist.

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