Belotecan als Zweitlinienbehandlung bei kleinzelligem Lungenkrebs
Original Titel:
Safety of Belotecan as second-line treatment for recurrent small cell lung cancer: A phase IIb randomized multicenter study
MedWiss – Chinesische Forscher berichten zu Ergebnissen einer Phase-II-Studie zu Belotecan als Zweitlinienbehandlung bei kleinzelligem Lungenkrebs. Der Wirkstoff könnte eine Alternative zu Topotecan werden.
Für Patienten mit fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC), deren Erkrankung nach einer platin-basierten Kombinationschemotherapie weiter voranschreitet oder zurückkommt, wird Topotecan als Zweitlinienbehandlung empfohlen. Topotecan ist ein Zytostatikum, also ein Wirkstoff, der die Zellteilung und das Zellwachstum hemmt. Zytostatika wirken umso stärker, je schneller Zellen wachsen und sich teilen. Daher kommen sie als Chemotherapie bei Krebs zum Einsatz, da sie besonders die schnell wachsenden Krebszellen schädigen.
Schutzmechanismus der DNS wird gestört
Topotecan wirkt, in dem es ein bestimmtes Enzym in den Zellen, die DNA-Topoisomerase I, hemmt. Dieses Enzym schützt die DNS in den Zellen. Durch Topotecan wird dieser Mechanismus gestört und es kommt vermehrt zu Schäden an der DNS, die die Zellen nicht wieder reparieren können. Das Wachstum der Zellen wird so unterbrochen, die Zellen sterben bei starker Schädigung ab. Topotecan ist eine Weiterentwicklung von Camptothecin, eines Inhaltsstoffs des Chinesischen Glücksbaums, der als Zellgift wirkt.
Untersuchung zur Sicherheit von Belotecan
Als Zweitlinientherapie bei fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs kann mit Topotecan ein messbares Tumoransprechen erreicht werden, oft ist diese Wirkung jedoch nur von kurzer Dauer. Daher wird an neuen Wirkstoffen gearbeitet. Chinesische Wissenschaftler berichteten kürzlich von Ergebnissen zu Belotecan, einem Wirkstoff, der ebenfalls auf Campthothecin beruht. Belotecan blockiert ebenfalls die DNA-Topoisomerase I. Studien zum Wirkstoff haben gezeigt, dass er bei fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs und Eierstockkrebs wirkt. Die chinesischen Wissenschaftler haben in einer Phase-IIb-Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von Belotecan als Zweitlinientherapie bei fortschreitendem oder wiederauftretendem kleinzelligem Lungenkrebs untersucht.
Belotecan wurde genauso vertragen wie Topotecan
Zwischen März 2010 und März 2018 behandelten die Forscher Patienten mit fortschreitendem oder wiederkehrendem fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs entweder mit Belotecan oder mit Topotecan für 5 aufeinanderfolgende Tage alle drei Wochen für sechs Zyklen oder bis die Erkrankung voranschritt. Von 161 Patienten lagen ausreichend Daten vor, um die Sicherheit der beiden Behandlungen auszuwerten. Die Patienten, die Belotecan bekamen, erhielten nachweislich mehr Behandlungszyklen als die Patienten mit Topotecan. Trotzdem musste in keiner Gruppe öfter die Dosis aufgrund von Nebenwirkungen reduziert werden oder ließen Patienten den jeweiligen Behandlungszyklus ausfallen. Auch hinsichtlich der Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten gab es keinen statistisch nachweisbaren Unterschied in der Untersuchung zwischen der Behandlung mit Belotecan und Topotecan. Die häufigsten Nebenwirkungen in beiden Gruppen waren eine verringerte Anzahl bestimmter Immunzellen im Blut, Blutarmut, verringere Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten), Übelkeit und Appetitlosigkeit.
Wissenschaftler sehen Belotecan als sicheren Wirkstoff
Die Wissenschaftler fassen daher zusammen, dass Belotecan eine sichere Zweitlinienbehandlung für Patienten mit fortschreitendem oder wiederkehrendem kleinzelligem Lungenkrebs im lokalen oder fortgeschrittenen Stadium sein könnte. Weitere Untersuchungen zum Wirkstoff sind nötig, um ausreichend Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit zu sammeln, um eine Zulassung bei den entsprechenden Behörden zu beantragen.
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