Triptane und begleitende Gefäßerkrankungen bei Migränepatienten über 50

Original Titel:
Triptans and vascular comorbidity in persons over fifty: Findings from a nationwide insurance database - A cohort study

 
Kurz & fundiert
  • Untersuchung des Zusammenhangs von Triptan-Gebrauch und Gefäßerkrankungen bei Migränepatienten über 50
  • Basierend auf einer nationalen Versicherungsdatenbank von 2011
  • Vergleich der Verschreibung, Diagnose und Klinikeinweisung aufgrund von Gefäßerkrankungen bei Triptan-Nutzung und einer Vergleichsgruppe über 50 Jahren
  • Vermehrte Verschreibung von Herz-Kreislauf-Therapien und Beta-Blockern bei Triptan-Nutzung
  • Geringere Verschreibung von Blutdrucksenkern bei Triptan-Nutzung
  • Kein Unterschied bei Verschreibung von Medikamenten gegen Hypertonie, Diuretika, Lipidsenkern und Blutverdünnern
  • Empfehlung regelmäßiger Kontrollen des Risikos für Gefäßerkrankungen
  MedWiss – Auch bei Patienten ab 50 Jahren kommt Migräne häufig vor. Allerdings steigt in dieser Altersklasse auch das Vorkommen von Gefäßerkrankungen. Triptane sind gefäßverengende Wirkstoffe, die bei Migräne verschrieben werden. Bei zusätzlich auftretenden Gefäßerkrankungen könnten sie das Wohlbefinden hingegen sogar verschlechtern und zu zusätzlichen Gesundheitsrisiken führen. In dieser Studie wurden Datenbanken genutzt, um zu analysieren, wie häufig Triptane bei Migränepatienten über 50 Jahren eingesetzt werden und wie dies in Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen steht.
Migräne ist eine der am weitesten verbreiteten, neurologischen Störungen und tritt gehäuft bei Frauen (ca. 80 %) im Alter von 30 – 50 Jahren auf. Allerdings leiden auch Menschen über 50 Jahren noch an Migräne. Ab dieser Altersgruppe können aber zusätzlich vermehrt Gefäßerkrankungen auftreten. Der Einsatz von Triptanen soll eigentlich bei bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken nicht erfolgen. In dieser Studie wurde untersucht, ob Triptane einen Einfluss auf Gefäßerkrankungen bei Migränepatienten über 50 Jahren haben können.

Analyse von Daten einer österreichischen Versicherungsdatenbank

Dazu nutzten die Autoren eine nationale Versicherungsdatenbank aus Österreich mit Daten bis 2011. Sie verglichen die Verschreibung von Medikamenten gegen Gefäßerkrankungen sowie Diagnosen und Einweisungen aufgrund von Gefäßerkrankungen zwischen über 50-jährigen Nutzern von Triptanen mit einer Kontrollgruppe.

Triptane machen den Unterschied – oder nicht?

Insgesamt wurden in der österreichischen Datenbank 3 116 000 über 50-jährige Personen identifiziert, von denen 0,44 % (13 833) mindestens einmal ein Triptan verschrieben wurde. Dies entsprach einem Drittel der gesamten Triptan-Nutzer. Unter den über 50-jährigen nahmen 49,4 % mindestens ein Medikament gegen Gefäßerkrankungen ein. Ganze 15,7 % nutzten Triptane übermäßig. Bei dem Vergleich mit der bezüglich Alter und Geschlecht vergleichbaren Kontrollgruppe zeigte sich eine häufigere Verschreibung bei Triptan-Nutzern von:
  • Herz-Kreislauf-Therapien: Odds Ratio, OR: 1,35; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,24 – 1,47
  • Beta-Blockern: OR: 1,19; 95 % KI: 1,14 – 1,25
Jedoch ergab sich eine geringere Verschreibung bei Triptan-Nutzern von:
  • Kalziumkanal-Blockern: OR: 0,82; 95 % KI: 0,76 – 0,88
  • Renin-/Angiotensin-Hemmern: OR: 0,75; 95 % KI: 0,72 – 0,79
Keine Unterschied fanden die Wissenschaftler hingegen bezüglich der Verschreibung von Medikamenten gegen Hypertonie, Diuretika, Lipidsenkern und Blutverdünnern Zudem traten bei den Nutzern von Triptanen häufiger Krankenhausaufenthalte auf (OR: 1,39; 95 % KI: 1,33 – 1,45). Die Dauer des Aufenthalts und die stationäre Diagnose von Gefäßerkrankungen unterschied sich wiederum nicht zwischen Triptan-Nutzern und der Kontrollgruppe. Die Autoren folgern, dass bei Patienten über 50 Jahren häufig Triptane verschrieben werden. Zusätzlich auftretende Gefäßerkrankungen kommen in vergleichbarem Maße bei Triptan-Nutzern und der Kontrollgruppe vor. Triptane werden demnach trotz Gefäßerkrankungen in dieser Altersgruppe verschrieben, erhöhen jedoch offenbar nicht das Risiko einer Gefäßerkrankung. Die Autoren empfehlen trotzdem eine regelmäßige Kontrolle bezüglich des Risikos von Gefäßerkrankungen.

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