Depression
Coronavirus-Pandemie: Psychische Auswirkungen auf das Gesundheitspersonal
Original Titel:
Factors Associated With Mental Health Outcomes Among Health Care Workers Exposed to Coronavirus Disease 2019
MedWiss – Die Coronavirus-Pandemie ist für das medizinische Personal nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Dies zeigte die vorliegende Studie aus China. Besonders Krankenpfleger, Frauen und Gesundheitspersonal, welches in der direkten Diagnose, Behandlung und Pflege von COVID-19-Patienten eingebunden war, litten unter depressiven Symptomen, Ängsten, Schlaflosigkeit und Stress.
Die Coronavirus-Pandemie hat weitreichende Folgen – und zwar nicht nur für die Erkrankten. Das ganze Gesundheitssystem und damit auch das medizinische Personal werden im Angesicht der Pandemie vor eine harte Probe gestellt. Dass sich die belastende Situation auch psychisch auf behandelnde Ärzte und Krankenpfleger auswirkt, ist daher nur wahrscheinlich. Wissenschaftler aus China gingen dem nun auf dem Grund. Sie wollten herausfinden, welche psychischen Folgen die Coronavirus-Pandemie bei Krankenpflegern und Ärzten, die COVID-19-Patienten versorgen, hat.
Ärzte und Krankenpfleger aus China füllten verschiedene Fragebögen aus
Die Wissenschaftler baten das medizinische Personal, das in Krankenhäusern arbeitete, die mit Fieberkliniken oder Stationen für Patienten mit COVID-19 ausgestattet waren, zwischen dem 29. Januar 2020 und dem 03.Februar 2020 verschiedene Fragebögen anonym auszufüllen. Diese dienten dazu, psychische Belastungen wie depressive Symptome, Ängste, Schlafstörungen und negativen Stress festzustellen. An der Umfrage nahmen insgesamt 1257 Personen, die in 34 verschiedenen Krankenhäusern in China arbeiteten, teil (764 Krankenpfleger und 493 Ärzte). Die Mehrheit (813 Personen, 64,7 %) war zwischen 26 und 40 Jahre alt. 76,7 % der Befragten waren Frauen. 760 der Befragten (60,5 %) arbeiteten in Krankenhäusern in Wuhan und 522 (41,5 %) kämpften an vorderster Front – das bedeutet, dass sie direkt an der Diagnose, Behandlung und Betreuung von COVID-19-Patienten involviert waren.
Mitarbeiter im Gesundheitswesen litten häufig unter depressiven Symptomen, Ängsten und Schlaflosigkeit
Die Auswertung der Fragebögen machte deutlich, dass ein großer Teil der Befragten von Depressionen (50,4 %, 634 Personen), Ängsten (44,6 %, 560 Personen), Schlaflosigkeit (34,0 %, 427 Personen) und Stress (71,5 %, 899 Personen) betroffen waren. Besonders Krankenpfleger, Frauen, Mitarbeiter an vorderster Front und Personen, die in Wuhan arbeiteten, waren von diesen psychischen Problemen betroffen. So litten beispielsweise Krankenpfleger häufiger unter starken depressiven Symptomen als Ärzte und Frauen häufiger unter starken Ängsten als Männer. Mitarbeiter an vorderster Front waren hingegen häufiger von starker Schlaflosigkeit betroffen als medizinisches Personal, das nicht direkt mit der Diagnose, Behandlung und Betreuung von COVID-19-Patienten involviert war.
Gesundheitspersonal, das an vorderster Front kämpfte, war besonders von den psychischen Problemen betroffen
Spezielle statistische Analysen zeigten, dass Befragte außerhalb der Provinz Hubei ein geringeres Risiko für negativen Stress hatten als Befragte aus Wuhan (OR: 0,62; 95 % CI: 0,43–0,88; p = 0,008). Medizinisches Personal, das in der direkten Diagnose, Behandlung und Pflege von COVID-19-Patienten eingebunden war, hatten ein größeres Risiko für depressive Symptome (OR: 1,52; 95 % CI: 1,11–2,09; p = 0,01), Ängste (OR: 1,57; 95 % CI: 1,22–2,02; p < 0,001), Schlaflosigkeit (OR: 2,97; 95 % CI: 1,92–4,60; p < 0,001) und Stress (OR: 1,60; 95 % CI: 1,25–2,04; p < 0,001).
Die Coronavirus-Pandemie war somit für das medizinische Personal, das in Krankenhäuser arbeitete, die mit Fieberkliniken oder Stationen für Patienten mit COVID-19 ausgestattet waren, psychisch belastend. Dies galt besonders für Krankenpfleger, Frauen und Gesundheitspersonal, welches in der direkten Diagnose, Behandlung und Pflege von COVID-19-Patienten eingebunden war. Diese Daten zeigen noch einmal, dass das, was das Gesundheitspersonal derzeit leistet, enorm ist. Die Arbeit ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch kräftezehrend.
[DOI 10.1001/jamanetworkopen.2020.3976]
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