Depression

Genügt abgemilderte EKT gegen suizidale Depression?

Original Titel:
Magnitude of Reduction and Speed of Remission of Suicidality for Low Amplitude Seizure Therapy (LAP-ST) Compared to Standard Right Unilateral Electroconvulsive Therapy: A Pilot Double-Blinded Randomized Clinical Trial.

MedWiss – Diese kleine Pilotstudie fand, dass eine Elektrokonvulsionstherapie mit geringerer Stromstärke (LAP-ST) gute und rasche Wirkung auf Suizidalität bei depressiven Patienten hatte. Weitere Studien mit diesem Ansatz zu einer milderen EKT folgen nun.


Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ist eine seit Langem etablierte Methode zur Behandlung schwerer Depression. Sie wird auch häufig erfolgreich bei Suizidalität eingesetzt. Allerdings ist die EKT mit einem Stigma behaftet, das mit dem Einsatz von Strom einerseits, mit möglichen Nebenwirkungen auf das Gedächtnis andererseits zusammenhängt. Beides könnte mit angepassten Behandlungsparametern verbessert werden. So untersuchte eine Studie bereits den Effekt einer Niedrig-Amplituden-Konvulsionstherapie (low amplitude seizure therapy, LAP-ST), also eine angepasste EKT mit niedrigerer Stromstärke. Diese LAP-ST-Methode schien in einer offenen Studie wirksam gegen depressive Symptome zu helfen, aber geringere Nachteile mit Blick auf die Denkleistung zu haben (Youssef und Sidhom, 2017 in der Fachzeitschrift Journal of affective disorders erschienen). Es war bisher aber nicht bekannt, ob diese Methode ähnlich effektiv gegen Suizidgedanken helfen kann wie die klassische EKT. Dies wurde nun in dieser vergleichenden Pilotstudie untersucht.

EKT: der Goldstandard bei starker Depression, aber mit Akzeptanzproblem

Die Patienten wurden zufällig (randomisiert) entweder der LAP-ST oder EKT zugeordnet und erhielten je 3-mal pro Woche eine Behandlung. Die depressiven Symptome der Patienten wurden mithilfe der Depressionsbewertungsskala MADRS (Montgomery-Åsberg depression rating scale) eingeschätzt. MADRS ist ein Fragebogen mit 10 Fragen zu Themen wie abgeflachten Gefühlen, Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Schlafproblemen. In jeder Frage wird die Stärke der Symptome erfragt, die so mehr oder weniger zum gesamten MADRS-Wert, also zur Stärke der Depression, beitragen. Zur Analyse der Wirksamkeit wurde hier besonders die Frage herangezogen, die sich um suizidale Gedanken dreht. Diese Ergebnisse wurden rein beschreibend analysiert, da die Zahl der Teilnehmer keine gute Einschätzung echter Wirkeffekte ermöglichte.

Kann auch mildere EKT (low amplitude, LAP) gut gegen suizidale Gedanken helfen?

11 Patienten mit einer ausgeprägten depressiven Episode (unipolar oder bipolar) wurden untersucht und von diesen wurden 7 Erkrankte in die Studie aufgenommen und randomisiert. Alle Teilnehmer litten zu Beginn der Studie akut unter Suizidgedanken, erreichten also in der Suizid-Frage in der MADRS-Skala mindestens 2 Punkte (bis auf einen Patienten über 2). Im Mittel lag der anfängliche Wert in der Standard-EKT-Gruppe bei fast 4 Punkten, in der LAPST-Gruppe bei über 5 Punkten. Diese Anzeichen der Suizidgefährdung nahmen mit der Behandlung durchschnittlich ab Sitzung 3 ab. Im Mittel wurden in beiden Gruppen jeweils etwa 6 Sitzungen durchgeführt. Alle Patienten der LAPST-Gruppe erreichten Symptomfreiheit mit der 4. Behandlungseinheit. Mit dem Standard-EKT konnte dies mit der 6. Behandlung erreicht werden.

Vielversprechend: weniger Strom, aber rasch wirksam in der Pilotstudie

Diese kleine, vorläufige Untersuchung fand demnach, dass die LAP-ST-Methode mit geringerer Stromstärke als die übliche EKT gute und rasche Wirkung auf Suizidalität bei depressiven Patienten hatte. Weitere Studien mit diesem Ansatz zu einer milderen EKT folgen nun und werden hoffentlich die Verträglichkeit und Akzeptanz der Methode verbessern – und so mehr Patienten eine vielversprechende Behandlung ermöglichen.

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