Morbus Crohn

Wirkungsverlust von Infliximab – Wie sollte die Infliximab-Therapie intensiviert werden?

Original Titel:
Anti-infliximab antibody concentrations can guide on treatment intensification in patients with Crohn's disease who lose clinical response.

MedWiss – Wenn Infliximab im Laufe der Zeit seine Wirkung verliert, könnte eine Intensivierung der Therapie sinnvoll sein. In der vorliegenden Studie verglichen Wissenschaftler diesbezüglich verschiedene Strategien (Dosis-Erhöhung, Intervall-Verkürzung oder beides). Sie stellten fest, dass die Konzentration von Antikörpern gegen den Wirkstoff bei der Wahl der geeigneten Intensivierungsstrategie helfen könnte.


Infliximab ist ein Biologikum, das für die Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt wird. Biologika sind Wirkstoffe, die mit Hilfe von lebenden Zellen gewonnen werden. Die Wirkung von Infliximab besteht darin, dass es den Botenstoff des Immunsystems TNF (Tumornekrosefaktor) hemmt und somit Entzündungen entgegenwirkt. Infliximab hat sich sowohl bei der Behandlung von Morbus Crohn als auch bei der Behandlung von Colitis ulcerosa mehrfach bewährt. Der Wirkstoff wird vor allem dann eingesetzt, wenn die klassischen Wirkstoffe keine ausreichende Wirkung erzielen oder nicht vertragen wurden. Das große Problem bei der Behandlung mit Infliximab ist jedoch, dass dieses im Laufe der Zeit häufig seine Wirkung verliert. Dies ist höchstwahrscheinlich auf Antikörper zurückzuführen, die vom Körper gegen Infliximab gebildet werden. Es konnte bereits gezeigt werden, dass das Vorhandensein von Antikörpern gegen Infliximab mit einer geringeren Infliximab-Konzentration im Blut des Patienten und schließlich auch mit einem Verlust der Wirksamkeit einhergeht. Um diesem Wirkungsverlust entgegenzuwirken, wird meistens die Infliximab-Therapie intensiviert. Diese Intensivierung ist jedoch nicht bei allen Morbus Crohn-Patienten hilfreich.

Wissenschaftler wandten verschiedene Intensivierungsstrategien an

Ein Forscherteam aus Belgien untersuchte, welche Intensivierungsstrategie der Infliximab-Therapie, Verdopplung der Dosis oder Verkürzung des Zeitraums zwischen zwei Injektionen, für die Behandlung von Morbus Crohn-Patienten, bei denen Infliximab seine Wirkung verloren hat, am effektivsten ist. Insgesamt wurden hierzu 103 Patienten mit Morbus Crohn untersucht, die von einem Wirkungsverlust von Infliximab betroffen waren und bei denen deshalb die Infliximab-Therapie intensiviert wurde. Um die Infliximab-Therapie zu intensivieren wurde entweder die Dosis von Infliximab verdoppelt (von 5 mg/kg auf 10 mg/kg; bei 45 Patienten) oder der Zeitabstand zwischen zwei Infliximab-Infusionen verkürzt (von 8 auf 6 Wochen; bei 45 Patienten) oder beides (bei 13 Patienten). Sowohl die Infliximab-Konzentrationen als auch die Konzentrationen von dessen Antikörpern wurden im Blut der Patienten bestimmt. Dies geschah einmal kurz vor der Intensivierung der Infliximab-Therapie und einmal kurz danach.

Die meisten Patienten profitierten von der Intensivierung der Therapie

Die Auswertung der Patientendaten ergab, dass bei vielen Patienten die Wirkung von Infliximab durch die Intensivierung der Therapie wiederhergestellt werden konnte. 63 % zeigten laut der Gesamtbeurteilung der Ärzte eine Verbesserung der Symptome. Bei 42 % der Patienten mit erhöhten Entzündungswerten konnten diese um mindestens 50 % reduziert werden. Eine Ruhephase der Erkrankung (Senkung der Entzündungswerte auf den Normalwert) konnte nach der Intensivierung bei 24 % der Patienten erreicht werden. Die Intensivierung der Infliximab-Therapie führte zu einem Anstieg der Infliximab-Konzentration im Blut der Patienten (von durchschnittlich 1,2 µg/ml auf durchschnittlich 3,6 µg/ml; ab einer Blutkonzentration von 3,0 µg/ml gilt Infliximab als wirksam).

Antikörper gegen Infliximab standen mit einem Wirkungsverlust im Zusammenhang

Was die Antikörper gegen Infliximab anging, so waren diese vor der Intensivierung der Therapie im Blut von 47 % der Patienten zu finden. Diese gingen mit einer geringeren Infliximab-Blutkonzentration und mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für das Ansprechen auf Infliximab einher. Bei Patienten, die Infliximab mit einem Immunmodulator kombinierten, wurden seltener Infliximab-Antikörper nachgewiesen. Das konnte bereits in einer anderen Studie bei Kindern mit Morbus Crohn festgestellt werden (Studie von Kansen und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of pediatric gastroenterology and nutrition veröffentlicht).

Welche Intensivierungsstrategie am wirksamsten war, war abhängig von den Antikörpern gegen Infliximab

Welche Intensivierungsstrategie für die Erhöhung der Infliximab-Blutkonzentration am wirksamsten war, hing von der Konzentration der Antikörper gegen Infliximab ab. Wenn keine Antikörper gegen Infliximab vor der Therapie-Intensivierung nachweisbar waren, waren die beiden Intensivierungsstrategien und deren Kombination gleichermaßen wirksam. Wenn vor der Therapie-Intensivierung Antikörper gegen Infliximab nachgewiesen werden konnten, diese jedoch eine Konzentration von 281 ng/ml nicht überschritten, war es am wirksamsten, die Infliximab-Dosis zu verdoppeln und gleichzeitig den Zeitraum zwischen zwei Injektionen zu verkürzen. Eine der beiden Maßnahmen alleine war weniger effektiv, wobei die Verdopplung der Dosis alleine einen positiveren Effekt hatte als die alleinige Verkürzung des Injektion-Abstandes. Wenn die Infliximab-Antikörper-Konzentration vor der Intensivierung jedoch bei mindestens als 282 ng/ml lag, waren weder die Dosis-Erhöhung noch die Verkürzung des Zeitabstandes zwischen zwei Injektionen noch eine Kombination beider Maßnahmen wirksam. Von allen Patienten, bei denen die Wirksamkeit von Infliximab durch die Intensivierung der Therapie wiederhergestellt werden konnte, konnten 78 % auch nach einem Jahr noch erfolgreich mit Infliximab behandelt werden. Dabei spielte es keine Rolle, welche Intensivierungsstrategie zuvor angewandt wurde.

Welche Strategie für die Intensivierung der Infliximab-Therapie bei der Behandlung von Morbus Crohn-Patienten am wirksamsten war, hing somit von der Blutkonzentration der Antikörper gegen Infliximab vor der Therapie-Intensivierung ab. Somit könnte die Bestimmung der Infliximab-Antikörper dabei helfen, die passende Intensivierungsstrategie zu wählen.

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