Chronische Darmentzündung
Upadacitinib: ein möglicher zukünftiger Wirkstoff gegen Morbus Crohn
Original Titel:
Efficacy and Safety of Upadacitinib in a Randomized Trial of Patients With Crohn's Disease
- Patienten mit Morbus Crohn bekamen entweder Upadacitinib oder ein Placebo
- Patienten, die hohe Dosen an Upadacitinib bekamen, erreichten häufiger eine endoskopische Remission als Patienten mit Placebo
- Allerdings erhöhte Upadacitinib das Risiko für Infektionen
- Weitere Studien müssen nun zeigen, ob sich Upadacitinib tatsächlich für die Behandlung von Morbus Crohn eignet
MedWiss – Wissenschaftler untersuchten in einer Phase-2-Studie die Sicherheit und Wirksamkeit von Upadacitinib bei der Behandlung von Morbus Crohn. Sie stellten fest, dass hohen Dosen Upadacitinib die Chancen auf eine endoskopische Remission erhöhten. Allerdings erhöhte Upadacitinib zugleich das Risiko für Infektionen. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob sich Upadacitinib zukünftig für die Behandlung von Morbus Crohn eignen könnte.
Tofacitinib ist ein Januskinase-Hemmer, der für die Behandlung von Morbus Crohn zugelassen ist. Er wirkt über einen anderen Mechanismus als die Biologika und erweitert somit das Behandlungsspektrum eines mittelschweren bis schweren Morbus Crohn, der auf die klassische Therapie nicht anspricht. Tofacitinib hat den Vorteil, dass er im Gegensatz zu den Biologika oral eingenommen werden kann. Neben Tofacitinib werden derzeit weitere Januskinase-Hemmer in klinischen Studien erforscht. Einer von ihnen ist Upadacitinib. Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung aus Deutschland führte eine Phase-2-Studie durch, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Upadacitinib bei Morbus Crohn zu untersuchen.
Patienten mit Morbus Crohn bekamen entweder Upadacitinib oder ein Placebo
An der Phase-2-Studie nahmen 220 Erwachsene mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn teil, die die klassischen Immunsuppressiva oder TNF-Hemmer nicht vertrugen oder nicht ausreichend auf diese ansprachen. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in etwa gleich großen Gruppen eingeteilt. Je nachdem, welcher Gruppe der Patient angehörte, bekam er unterschiedliche Mengen des Wirkstoffs bzw. ein Placebo:
- Gruppe 1: Placebo
- Gruppe 2: zweimal täglich 3 mg Upadacitinib
- Gruppe 3: zweimal täglich 6 mg Upadacitinib
- Gruppe 4: zweimal täglich 12 mg Upadacitinib
- Gruppe 5: zweimal täglich 24 mg Upadacitinib
- Gruppe 6: einmal täglich 24 mg Upadacitinib
Nach 12 oder 16 Wochen untersuchten die Ärzte die Patienten mittels Ileokoloskopie, um beurteilen zu können, ob diese eine endoskopische Remission erreicht hatten. Außerdem ermittelten die Wissenschaftler, ob sich die Patienten nach 16 Wochen in einer klinischen Remission befanden.
Upadacitinib hatten keinen signifikanten Einfluss auf die klinische Remissionsrate
Einige Patienten erreichten nach 16 Wochen eine klinische Remission. Der Anteil der Patienten, die sich in klinischer Remission befanden, sah bei den verschiedenen Gruppen wie folgt aus:
- Gruppe 1: 11 %
- Gruppe 2: 13 %
- Gruppe 3: 27 %
- Gruppe 4: 11 %
- Gruppe 5: 22 %
- Gruppe 6: 14 %
Allerdings waren die beobachteten Unterschiede zwischen den Gruppen laut statistischen Analysen nicht signifikant.
Häufiger endoskopische Remission mit Upadacitinib
Was die endoskopische Remission anging, konnten hingegen statistisch signifikante Unterschiede festgestellt werden Der Anteil der Patienten, die eine endoskopische Remission erreichten, war wie folgt:
- Gruppe 1: 0 %
- Gruppe 2: 10 %
- Gruppe 3: 8 %
- Gruppe 4: 8 %
- Gruppe 5: 22 % (p<0,01 vs. Placebo)
- Gruppe 6: 14 % (p<0,05 vs. Placebo)
Patienten, die entweder einmal oder zweimal täglich 24 mg Upadacitinib einnahmen, erreichten somit häufiger eine endoskopische Remission als Patienten, die stattdessen ein Placebo bekamen.
Upadacitinib erhöhte das Infektionsrisiko
Während der Induktions-Phase erlitten Patienten, die Upadacitinib bekamen, häufiger Infektionen (auch speziell schwere Infektionen) als Patienten, die stattdessen das Placebo erhielten. Die Patienten, die zweimal täglich 12 mg oder 24 mg Upadacitinib einnahmen, zeigten im Vergleich zu der Placebo-Gruppe häufiger einen signifikanten Anstieg der Cholesterinwerte (sowohl beim Gesamtcholesterin als auch beim HDL-Cholesterin als auch beim LDL-Cholesterin).
Die Phase-2-Studie machte deutlich, dass Patienten mit Morbus Crohn von Upadacitinib profitieren konnten. Patienten, die höhere Dosen an Upadacitinib bekamen, erreichten nämlich häufiger eine endoskopische Remission als Patienten, die stattdessen ein Placebo erhielten. Die Autoren der Studie schlussfolgerten aus den Studienergebnissen, dass es sich lohnt, weiterhin an Upadacitinib zu forschen, sodass er womöglich in Zukunft für die Behandlung von Morbus Crohn eingesetzt werden kann.
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