Leukämie

Vielversprechende Erfolge einer neuen Immuno-Chemotherapie mit Brentuximab Vedotin bei CD30-positiven Lymphomen

Original Titel:
Brentuximab vedotin with chemotherapy for CD30-positive peripheral T-cell lymphoma (ECHELON-2): a global, double-blind, randomised, phase 3 trial.

MedWiss –  Bei CD30-positiven Tumorzellen kann der Wirkstoff Brentuximab Vedotin mit seinem Antikörper an das CD30-Oberflächenmerkmal binden und dort zielgenau mit seinem Zellgift angreifen. In einer randomisierten Studie der Phase 3 wurde dieser Wirkstoff nun als Element einer Immuno-Chemotherapie mit der üblichen Chemotherapie bei CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma verglichen. Das Mittel bewirkte ermutigende Behandlungserfolge und könnte zukünftig die Therapie deutlich wirksamer gestalten.


Periphere T-Zell-Lymphome gehören zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome, bei denen häufig auch das Oberflächenmerkmal oder Marker CD30 nachzuweisen ist. Daher nennt man sie CD30-positiv. Bei solchen CD30-positiven Tumorzellen kann der genau auf diesen Marker abzielende Wirkstoff Brentuximab Vedotin greifen: die Substanz ist ein sogenanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, enthält also einen Antikörper, der in diesem Fall an die Zellstruktur CD30 bindet. An den Antikörper ist ein Zellgift, also ein Zytostatikum, gekoppelt. Dadurch kommt das Zellgift gezielt an den mit ihrem Marker erkennbaren Zellen zur Wirkung.

Brentuximab Vedotin: ein Antikörper gegen den Lymphom-Oberflächenmarker CD30 bietet eine zielgenaue Angriffsstelle für ein Zellgift

Auf diese Weise werden bereits verschiedene CD30-positive Krebserkrankungen behandelt: in der EU ist das Mittel zur Behandlung von CD30-positiven Hodgkin-Lymphomen, großzellig-anaplastischen Non-Hodgkin-Lymphomen und kutanen T-Zell-Lymphomen zugelassen. In einer früheren Untersuchung wurde der Wirkstoff in Kombination mit chemotherapeutischen Wirkstoffen zur Behandlung von CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma getestet und zeigte ermutigende Wirkung und akzeptable Sicherheit. Nun wurde die Wirksamkeit und Sicherheit in einer größeren Studie der Phase 3 mit einer sonst üblichen Chemotherapie verglichen.

Kann Brentuximab Vedotin in Kombination mit Chemotherapie besser bei CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma helfen als die Standardtherapie?

Dazu wurde Brentuximab Vedotin in Kombination mit Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (im sogenannten A+CHP-Schema) mit dem CHOP-Schema (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison) bei der Behandlung von CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma verglichen. Patienten erhielten die Zuweisung zu einer der Therapien zufällig und ihnen und den behandelnden Ärzten unbekannt (doppelblind). Patienten wurden in 132 Kliniken in 17 Ländern zur Teilnahme gewonnen. Die Patienten litten unter bisher unbehandelten, CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma. Etwa drei Viertel der Patienten litten unter dem systemischen großzellig-anaplastischen Lymphom. Die Behandlung mit A+CHP oder CHOP fand für 6 oder 8 Zyklen über je 21 Tage statt. Im Anschluss wurde analysiert, ob die Behandlung mit Brentuximab Vedotin zu einem besseren Behandlungserfolg führte. Dazu wurde das sogenannte progressionsfreie Überleben ermittelt, also wie lange die Patienten ohne Fortschreiten der Krankheit lebten.

Randomisierte Studie der Phase 3 mit 226 Patienten

Zwischen Januar 2013 und November 2016 wurden 601 Patienten untersucht und von diesen 452 Patienten in die Studie aufgenommen. Je 226 Patienten erhielten zufällig die Behandlung mit Brentuximab Vedotin (A+CHP) oder dem bisherigen Standard (CHOP). Die Behandlungen zeigten drastische Unterschiede in der Wirkung. Im Mittel überlebten Patienten mit dem neueren Wirkstoff 4 Jahre ohne Fortschreiten der Krankheit, Patienten, die nach dem bisherigen Standard behandelt worden waren, aber nur durchschnittlich etwas mehr als 20 Monate. Die Krankheit wurde demnach häufiger längerfristig gestoppt, wenn Patienten mit dem neueren Mittel behandelt worden waren.

Die kritischeren Nebenwirkungen der intensiven Behandlungen schienen dagegen kaum unterschiedlich zu sein: eine fiebrige Neutropenie erlitten 41 Patienten mit der A+CHP-Behandlung (18 %) sowie 33 Patienten mit der CHOP-Behandlung (15 %). Auch eine periphere Neuropathie (eine Erkrankung von Nerven) erlitten fast gleich viele Patienten (52 % mit A+CHP, 55 % mit CHOP) in beiden Behandlungsgruppen.

Deutlich bessere Behandlungserfolge mit Brentuximab Vedotin bei ähnlicher Sicherheit

Die Studie konnte damit demonstrieren, dass die Behandlung nach dem A+CHP-Schema mit dem neuen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab Vedotin, einer reinen CHOP-Behandlung (Chemotherapie) bei Patienten mit CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphoma überlegen ist. Dies zeigte sich mit deutlich längerer durchschnittlichen Zeit bis zu einem Krankheitsfortschritt (progressionsfreies Überleben). Die Autoren berichten zudem, dass die Patienten mit der neueren Therapie auch insgesamt länger überlebten. Damit könnte sich das Medikament zum grundlegenden Element einer Immun-Chemotherapie bei CD30-positiven Lymphoma entwickeln und so die Behandlung deutlich wirksamer gestalten.

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