Wahl der geeigneten Therapie – Viele Prostatakrebs-Patienten wünschen sich mehr Unterstützung
Original Titel:
Making their decisions for prostate cancer treatment: Patients' experiences and preferences related to process
MedWiss – Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind, stehen meist vor der schwierigen Entscheidung, wie sie weiter vorgehen sollen. Wissenschaftler befragten Prostatakrebs-Patienten zu ihrem Entscheidungsprozess und wie zufrieden sie mit diesem waren. Sie stellten fest, dass die meisten Patienten bei der Wahl ihrer Behandlung mitentscheiden wollten, sich bei der Entscheidung jedoch oftmals mehr Hilfe gewünscht hätten.
Für den Kampf gegen einen Prostatakrebs stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Je nach Krankheitsstadium werden verschiedene Therapien empfohlen. Im Idealfall sollten der Arzt und der Patient gemeinsam über die Therapie entscheiden. Doch ist dies in der Praxis tatsächlich der Fall? Oder entscheidet der Arzt oftmals über den Kopf des Patienten hinweg? Oder hält sich der Arzt gar ganz aus der Entscheidung raus, so dass der Patient diese allein treffen muss, was ihn möglicherweise überfordert? Wissenschaftler aus Kanada interessierten sich für den Entscheidungsprozess für oder gegen eine bestimmte Therapie. Sie wollten herausfinden, welche Erfahrung Prostatakrebs-Patienten mit der Therapiewahl gemacht haben und wie zufrieden sie mit dem Entscheidungsprozess waren.
Wissenschaftler befragten Prostatakrebs Patienten zu der Wahl ihrer Therapie
Wissenschaftler führten zwischen 2014 und 2015 in vier verschiedenen Provinzen Kanadas Umfragen durch. Die Fragebögen wurden nach dem Zufallsprinzip an Männer verschickt, die 2012 mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert wurden. Die Fragebögen erhielten Fragen zur Therapiewahl und der Zufriedenheit der Patienten mit dieser und dem Entscheidungsprozess. Insgesamt nahmen 1366 Prostatakrebs-Patienten in verschiedenen Stadien an der Umfrage teil.
Etwa jeder 4. Patient hätte sich bei der Therapiewahl mehr Hilfe gewünscht
Von allen Patienten, die an der Umfrage teilnahmen, berichteten 90 %, dass sie bei der Wahl der Therapie einbezogen wurden, während bei den restlichen 10 % der Arzt die Entscheidung allein traf. Insgesamt wollten 92 % der Befragten bei der Wahl ihrer Therapie mitentscheiden. Obwohl schließlich 89 % der Patienten mit der getroffenen Therapiewahl zufrieden waren, hätte sich etwa jeder 4. Patient (23 %) mehr Hilfe bei der Entscheidung gewünscht als er bekommen hatte – und das obwohl sich etwa die Hälfte von ihnen gut informiert fühlte. Nur 51 % der Patienten gaben an, dass sie Produkte als Entscheidungshilfe bekamen – dazu zählten beispielsweise Informationsbroschüren, Bücher oder Kurse.
Die große Mehrheit der Prostatakrebs-Patienten wollte somit mitentscheiden, wie ihre Behandlung aussehen soll. Bei den allermeisten Patienten war dies auch der Fall. Allerdings hätte sich jeder 4. Patient mehr Unterstützung gewünscht. Diese Studie weist darauf hin, dass es für den Patienten nicht leicht ist, sich für eine bestimmte Vorgehensweise zu entscheiden und dass die Kommunikation zwischen Patienten und Arzt wichtig für den Entscheidungsprozess ist. Es ist jedoch zu beachten, dass die Umfrage in Kanada durchgeführt wurde. Eine ähnliche Studie in Deutschland wäre wünschenswert, um herauszufinden, ob sich auch die Deutschen häufig mehr Unterstützung bei der Therapiewahl wünschen.
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