Medizinisches Cannabis senkt Schmerzen und Opioid-Gebrauch bei Multipler Sklerose
Original Titel:
Multiple Sclerosis and Use of Medical Cannabis: A Retrospective Review of a Neurology Outpatient Population
- Welche Rolle spielt medizinisches Cannabis bei Multipler Sklerose?
- Retrospektive Analyse
- 141 Patienten mit MS und medizinischem Cannabis
- THC-dominiertes Cannabis bei 56 % der Patienten
- Schmerzlinderung bei 72 % und signifikant weniger Opioide
MedWiss – Eine rückblickende Analyse medizinischer Daten von 141 Patienten mit Multipler Sklerose (MS) fand, dass eine ergänzende Cannabis-Therapie bei MS häufig gut verträglich war, zu Schmerzlinderung und weniger Opioid-Gebrauch sowie zu Verbesserungen von Spastizität und Schlafproblemen führte.
Bei Multipler Sklerose (MS) kann es zu einem breiten Spektrum von Symptomen kommen. Ohne medikamentöse Behandlung lässt sich die Erkrankung selten managen, und auch mit Medikamenten ist nicht immer jedes Symptom unter Kontrolle. Ziel der vorliegenden Studie war es zu ermitteln, welche Rolle medizinisches Cannabis als ergänzende Therapie für Patienten mit MS spielt.
Medizinisches Cannabis: Hilft das bei MS?
Die Wissenschaftler führten eine retrospektive Analyse medizinischer Daten von MS-Patienten durch, die medizinisches Cannabis zum Symptommanagement verschrieben bekamen. Daten über bis zu 4 Nachsorge-Termine nach Beginn der Cannabis-Therapie wurden analysiert. Dabei fokussierte die Analyse auf Veränderungen in MS-Symptomen, Veränderungen in der Medikation, unerwünschten Ereignissen und Änderungen in Denkleistung und Mobilität.
Retrospektive Analyse über 141 MS-Patienten mit ergänzendem Cannabis
141 Patienten mit MS erhielten medizinisches Cannabis und wurden in diese Analyse aufgenommen. Die Indikation für die Cannabis-Behandlung war bei 80 % der Patienten (n = 113) chronischer Schmerz, bei 38 % (n = 54) Spastizität. Zu Beginn erhielten 65 % der Patienten Cannabis mit einem THC:CBD-Verhältnis von 1:1, 34 % erhielten eine Mischung von 20:1 THC:CBD. Bei der 4. Nachuntersuchung hatten jedoch 56 % der Patienten das 20:1-Verhältnis und nur noch 32 % nahmen Cannabis im Verhältnis von 1:1 THC:CBD ein.
THC-dominiertes Cannabis bei 56 % der Patienten
Die Patienten berichteten deutliche Verbesserungen von MS-Symptomen nach Beginn der ergänzenden Cannabis-Therapie. 72 % der Patienten gaben Schmerzlinderung an, 48 % der Patienten berichteten von verbesserter Spastizität-Symptomatik. Verbesserungen des Schlafs wurden von 40 % der Patienten angegeben. Darüber hinaus wurde eine signifikante Reduktion des begleitenden Opioid-Einsatzes (Abnahme im täglichen Morphin-Milligramm-Äquivalent, p = 0,01) während der Cannabis-Behandlung beobachtet. Verringerte Einnahmen von Muskel-Relaxantien und Benzodiazepinen erreichten hingegen keine statistische Signifikanz (p > 0,05).
Das am häufigsten auftretende unerwünschte Ereignis im Rahmen der Behandlung war Fatigue bei 11 % der Patienten. 62 Patienten (48 %) brachen die Cannabis-Behandlung vor der 4. Nachuntersuchung ab.
Schmerzlinderung bei 72 % und signifikant weniger Opioide
Die Studie fand somit, dass die ergänzende Cannabis-Therapie bei Patienten mit MS häufig gut verträglich war und zu Schmerzlinderung und Verbesserungen von Symptomen wie Spastizität und Schlafproblemen führte. Parallel wurden signifikant weniger Opioide zur Schmerzbehandlung eingesetzt. In prospektiven Studien sollte die therapeutische Rolle von medizinischem Cannabis bei MS weiter untersucht werden.
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