Myo-Inositol-Beobachtungsstudie: Spontaner Eisprung bei jeder 3. PCOS-Patientin

Original Titel:
Management of polycystic ovary syndrome among Indian women using myo-inositol and D-chiro-inositol

Kurz & fundiert

  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Deregulierter Hormonhaushalt
  • Unkontrollierte Beobachtungsstudie in Indien
  • 3 Monate, zweimal täglich MI-DCI-Tabletten (550 mg Myo-Inositol, 150 mg D-Chiro-Inositol)
  • 283 Patientinnen mit PCO-Syndrom
  • Gewichtsreduktion, seltener und milder Hirsutismus
  • Normalisierung von Menstruation bei 80,92 %
  • Spontaner Eisprung bei 32,86 %
  • Gute Verträglichkeit der Behandlung

 

MedWiss – Inositol ist eine natürliche Substanz, die Stoffwechsel- und Sexualhormone beeinflussen kann. Eine nicht-kontrollierte Beobachtungsstudie in Indien fand, dass eine dreimonatige Behandlung mit Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol das Hormonprofil von PCOS-Patientinnen normalisierte und so deutliche Symptomverbesserungen bei guter Verträglichkeit erreichte.


Beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kommt es zu einer Deregulierung der Sexualhormone wie Testosteron, Östradiol, Progesteron, follikelstimulierendes Hormon (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH), aber auch des Stoffwechselhormons Insulin. Dies führt zu einem breiten Spektrum an Symptomen wie einem erhöhten Risiko für Insulinresistenz, Diabetes und Übergewicht, veränderte Menstruationszyklen und unerfülltem Kinderwunsch (hierbei wichtig: LH-/FSH-Verhältnis) oder auch übermäßiger Behaarung (z. B. Bartwuchs, Hirsutismus) aufgrund erhöhter Testosteron-Spiegel. Inositol ist eine natürliche Substanz, die sowohl Hormone des Stoffwechsels wie Insulin als auch Sexualhormone beeinflussen kann. Zwei Formen von Inositol – Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol – werden daher seit einiger Zeit für die Behandlung des polyzystischen Ovarialsyndroms eingesetzt.

Inositol: Natürliche Regulierung des Hormonhaushalts

Wissenschaftler untersuchten nun in Indien die Behandlungsmuster, klinische Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung mit einer Kombination von Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol (MI-DCI) bei Frauen mit PCOS.

Daten von 50 Gesundheitszentren in ganz Indien wurden zwischen September 2019 und Februar 2020 erfasst und analysiert. Dabei wurden Patientinnen mit PCOS im Alter von 12 – 45 Jahren berücksichtigt, die MI-DCI-Tabletten (550 mg Myo-Inositol, 150 mg D-Chiro-Inositol) erhielten. Zur Ermittlung der Wirksamkeit analysierten die Autoren Veränderungen des Körpergewichts, das LH-/FSH-Verhältnis, Hirsutismus, Blutglukose- und Insulin-Level, den Insulinresistenz-Wert HOMA-IR sowie das Lipidprofil.

Beobachtungsstudie: Was bringt Myo-Inositol bei PCOS?

Insgesamt 283 Frauen im durchschnittlichen Alter von 27,74 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Die Patientinnen hatten im Mittel vor Beginn der Behandlung einen BMI (body mass index) von 26,89 kg/m2. Die MI-DCI-Tabletten nahmen die Teilnehmerinnen zweimal täglich für 3 Monate ein.

Ergebnisse der Behandlung über 3 Monate bei 283 Patientinnen

197 der Frauen (69,61 %) berichteten eine Gewichtsreduktion nach Behandlung mit MI-DCI. Der Hirsutismus-Score verbesserte sich ebenfalls, mit vor Behandlungsbeginn Hirsutismus bei 68,93 % der Frauen versus 49,49 % anschließend. Moderater Hirsutismus trat vor Behandlungsbeginn bei 32,52 % der Patientinnen auf, anschließend lediglich bei 6,12 %. Nach Behandlung mit MI-DCI wurde bei keiner Patientin schwerer Hirsutismus verzeichnet. Dies war konsistent mit signifikant gesenktem freiem Testosteron (mittlere Differenz: 1,49; p < 0,001) und Dehydroepiandrosteron (mittlere Differenz: 21,49; p < 0,001) nach regelmäßiger Einnahme von MI-DCI. Auch weitere Sexualhormone wurden positiv beeinflusst: So wurde das LH-/FSH-Verhältnis signifikant reduziert (mittlere Differenz: 0,25 mg/dl; p = 0,021). 80,92 % der Frauen berichteten über eine normalisierte Menstruation und, konsistent mit dem verbesserten LH-/FSH-Verhältnis, entwickelten 32,86 % wieder einen spontanen Eisprung. Die Behandlung mit MI-DCI verbesserte darüber hinaus Insulin-Level, HOMA-IR-Score, Nüchtern-Glukose, postprandiale Glukose sowie das Lipidprofil signifikant. Unerwünschte Ereignisse wurden von 4 von 283 Patientinnen berichtet und umfassten Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Kopfschmerz.

Normalisierung des Hormonhaushalts, jede 3. mit spontanem Eisprung

Die Behandlung mit MI-DCI erreichte demnach in dieser nicht-kontrollierten Beobachtungsstudie vielfältige therapeutische Effekte. Das Hormonprofil der PCOS-Patientinnen normalisierte sich, so dass sichtbare Symptome wie Hirsutismus deutlich reduziert wurden. Bei jeder dritten Patientin stellte sich ein spontaner Eisprung ein. Zudem verbesserte die Behandlung den Glukose- und Lipid-Stoffwechsel. Die Autoren schließen, dass in der Alltagsanwendung die Nahrungsergänzung mit MI-DCI großes Potenzial zu Besserung von PCOS hat, das mit kontrollierten Studien bestätigt werden sollte.

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