Leukämie

Moxetumomab Pasudotox: Stand der Forschung beim Wirkstoff zur Behandlung von Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie

Original Titel:
Phase 1 study of the anti-CD22 immunotoxin moxetumomab pasudotox for childhood acute lymphoblastic leukemia

MedWiss – In dieser Studie wurde mit Moxetumomab Pasudotox ein neuartiger Wirkstoff zur Behandlung von Kindern mit ALL untersucht. Der Wirkstoff hatte eine vertretbare Giftigkeit mit kontrollierbaren Nebenwirkungen und zeigte erste Wirksamkeit bei rückfälliger und schwer behandelbarer ALL. Ob das Medikament weiter bei ALL eingesetzt werden kann, ist allerdings unklar, da es nicht in allen Studien überzeugen konnte.


Trotz des Fortschritts, der in den letzten Jahren bei der Behandlung von Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) gemacht wurde, ist die Lage für junge Patienten mit hohem Risiko oder rückfälliger ALL immer noch schwierig. Gegenwärtige Therapien bergen das Risiko für starke Nebenwirkungen, und neue Therapien müssen die Widerstandsfähigkeit (Resistenz) der Krebserkrankung gegen eine Chemotherapie überwinden. Ein neuer Wirkstoff mit Potenzial ist Moxetumomab Pasudotox. Dieses sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugat kann als Kombination aus biopharmazeutischem Wirkstoff (Biologikum) und daran gekoppelten Giftstoff gezielt Krebszellen erkennen und abtöten.

Gezielt Krebszellen erkennen und mit angekoppeltem Giftstoff abtöten

Wissenschaftler aus den USA und Kanada haben eine erste, frühe Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit von Moxetumomab Pasudotox durchgeführt. Der Wirkstoff kam bei insgesamt 55 Kindern und jungen Erwachsenen mit ALL zum Einsatz. Moxetumomab Pasudotox wurde in steigenden Konzentrationen (5 bis 50 µg pro kg Körpergewicht) als 30-minütige Infusion verabreicht. Die Gabe erfolgte an sechs oder zehn Tagen innerhalb von 21 Tage langen Therapie-Zyklen (Wiederholungen der Therapie).

Frühe Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats bei ALL

Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen waren Gewichtszunahme, Transaminaseanstieg in der Leber (mögliche Leberschädigung) und Hypoalbuminämie (erniedrigter Gehalt an Albumin im Blut). Eine häufige, dosisbegrenzende Nebenwirkung war das sogenannte Kapillarlecksyndrom, welches eine erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäßwände beschreibt. Durch die zusätzliche Gabe von Dexamethason konnte diese Nebenwirkung größtenteils verhindert werden. Von 47 Patienten erreichten 32 % ein Ansprechen auf die Behandlung. Davon hatten elf Patienten (23 %) eine vollständige Remission (andauernde Abschwächung der Symptome ohne Heilung). Aufgrund der Nebenwirkungen wurden sechs Gaben mit 50 µg/kg Moxetumomab Pasudotox als empfohlene Dosis für weiterführende Studien ermittelt.

Vorerst vielversprechend: erste Wirksamkeit bei rückfälliger und schwer behandelbarer ALL

In dieser Studie wurde mit Moxetumomab Pasudotox ein neuartiger Wirkstoff zur Behandlung von Kindern mit ALL vorgestellt. Der Wirkstoff hatte eine vertretbare Giftigkeit mit kontrollierbaren Nebenwirkungen. Außerdem zeigte Moxetumomab Pasudotox erste Wirksamkeit sogar bei rückfälliger und schwer behandelbarer ALL. Ob das Medikament weiter bei ALL eingesetzt werden kann, ist noch unklar. Offenbar konnte es bislang nicht in allen Studien überzeugen. Aktuell wird das Medikament vor allem zur Behandlung von Haarzell-Leukämie in klinischen Studien getestet und scheint hierbei verlässlicher zu wirken.

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