Depression
Coronapandemie belastet stärker bei Vitamin D-Mangel und Depression
Original Titel:
Serum 25-hydroxyvitamin D levels and psychological distress symptoms in patients with affective disorders during the COVID-19 pandemic
- Welche Rolle spielt Vitamin D bei Coronastress für Menschen mit affektiven Störungen?
- 112 Patienten in Remission (unipolar) bzw. euthymer Phase (bipolar)
- Vitamin D-Mangel und majore Depression mit Pandemiestress assoziiert
MedWiss – Die vorliegende Studie untersuchte, unter welchem psychologischen Stress eine Kohorte von Patienten mit affektiven Störungen nach einer Lockdown-Phase von 7 Wochen litt und ob dies mit Vitamin D-Mangel in Zusammenhang stand. Bei 112 Patienten zeigte sich eine Assoziation von psychischem Stress mit unipolarer Depression und dem Vitamin D-Spiegel. Die Autoren schließen, dass stärker auf den Vitamin-Haushalt als Risikofaktor gegenüber Stressoren geachtet werden sollte.
Die COVID-19-Pandemie hat den Stress-Level weltweit deutlich erhöht – besonders für Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Die vorliegende Studie untersuchte psychologischen Stress, unter dem eine Kohorte von Patienten mit majorer Depression oder der Bipolaren Störung nach einer Lockdown-Phase von 7 Wochen litt. Zusätzlich wurde der Blutgehalt an Vitamin D (25-hydroxyvitamin D) gemessen, um einzuschätzen, ob dies einen Einfluss auf den Schweregrad des Stresses hatte.
Welche Rolle spielt Vitamin D bei Coronastress für Menschen mit affektiven Störungen?
59 Depressionspatienten in Remission und 53 bipolare Patienten in einer euthymen Phase wurden in die Studie aufgenommen. Die Teilnehmer füllten eine Online-Befragung durch, in der Lockdown-bezogene Informationen erfasst wurden und eingeschätzt wurde, wie ausgeprägt der Stress infolge der Coronapandemie war (Kessler 10 Psychological Distress Scale, K10). Die medizinischen Unterlagen der Patienten wurden mit Blick auf soziodemographische und klinische Daten analysiert, darunter auch der Serumspiegel an Vitamin D in den 3 Monaten vor Beginn der Pandemie.
112 Patienten in Remission bzw. euthymer Phase
In der Teilnehmergruppe von 112 Menschen zeigte sich bei 29 Personen (25,9 %), dass sie eher nicht unter psychischem Stress litten. 35 Menschen (31,2 %) zeigten dagegen eine Wahrscheinlichkeit für milden Stress, 48 Menschen (42,9 %) für moderat bis schweren Stress. Der Schweregrad des Stresses infolge der Pandemiesituation schien dabei zum einen mit dem Serumspiegel an Vitamin D (p = 0,005), zum anderen aber mit der majoren Depressionsdiagnose (p = 0,001) assoziiert zu sein. Menschen mit COVID-19-bezogenem Stress lebten zudem häufiger im Lockdown allein, litten bereits länger an ihrer psychischen Erkrankung und rauchten eher.
Pandemiestress eher bei Vitamin D-Mangel und unipolare Depression
Menschen mit vorbestehenden, affektiven Störungen waren demnach nicht gleichermaßen durch die besondere Situation im Corona-Lockdown gestresst. Vielmehr waren besonders Menschen mit unipolarer (majorer) Depression stärker belastet. Auch der Vitamin D-Spiegel schien eine Rolle dabei zu spielen, wie gut die Menschen durch diese Zeit kamen. Die Autoren schließen, dass neben stabilisierender Unterstützung für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, gerade wenn sie alleine leben, auch auf den Vitaminhaushalt geachtet werden sollte, um biologische Risikofaktoren für die Psyche auszuschließen.
[DOI: 10.1016/j.psyneuen.2020.104869]
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