Förderung der Blutzellenreifung durch Decitabin zur Unterstützung der AML-Therapie hilft abhängig von der Basistherapie

Original Titel:
Use of decitabine for patients with refractory or relapsed acute myeloid leukemia: a systematic review and meta-analysis.

MedWiss – Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) vermehren sich nicht vollständig gereifte Blutzellen krankhaft. Decitabin regt die Ausreifung der Blutzellen an und kann so helfen. Im Studienvergleich zeigte sich bei Betroffenen nach Therapieversagen oder Rückfall, dass die Wirksamkeit von Decitabin davon abhing, welche weiteren Therapien eingesetzt wurden.


Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Kern der Therapie ist eine Chemotherapie, die auch von einer Stammzelltransplantation gefolgt werden kann. Etwa ein Drittel der erwachsenen Patienten mit AML gelten als refraktär zur ersten Chemotherapie, die auch Induktionschemotherapie genannt wird. Refraktär bedeutet, dass die Behandlung nicht anschlägt. Auch Rückfälle ereignen sich häufig, selbst bei Patienten, die mit der Chemotherapie Symptomfreiheit (Remission) erreichen. Chinesische Hämatologen ermittelten nun die Wirksamkeit des Medikaments Decitabin bei der Behandlung einer refraktären oder rückfälligen AML. Decitabin ist ein sogenannter DNA-Methyltransferase-Hemmer, der die Ausreifung der Blutzellen fördert. Bei der AML und dem myelodysplastischen Syndrom, bei denen Blutzellen nicht vollständig ausreifen und sich unreif krankhaft vermehren, kann dieses Mittel manchmal helfen.

Förderung der Blutzellenreifung durch Decitabin zur Unterstützung der Therapie

Dazu ermittelten sie veröffentliche Studienergebnisse in verschiedenen medizin-wissenschaftlichen elektronischen Datenbanken (Google Scholar, Embase, Ovid und PubMed). Die Daten der ausgewählten Studien verglichen die Experten dann mit einer Meta-Analyse und berechneten dabei, wie wirksam das Mittel mit Blick auf komplette Remission, Ansprechrate und die durchschnittliche Überlebensdauer nach der Behandlung war. Die Ansprechrate beschreibt, bei wie vielen der behandelten Patienten eine Verbesserung der Erkrankung eintrat. Die Ergebnisse wurden auch nach unterschiedlichen begleitenden Therapieansätzen gruppiert betrachtet: neben der sogenannten Epigenetik-basierten Therapie (mit den Wirkstoffen Valproat oder Vorinostat), der Immunotherapie/molekularen Therapie (z. B. mit Wirkstoffen wie Rapamycin, Midostaurin oder Sorafenib) und der klassischen Chemotherapie wurden auch Studien mit einer Kombination von Chemotherapie mit molekularer Therapie (Wirkstoffe Cytarabin, Aclarubicin und eine Substanz zur Anregung der Bildung von Granulozyten) verglichen.

Vergleich klinischer Studien mit Decitabin bei AML nach Therapieversagen oder Rückfall

Die Forscher fanden 20 Studien zu diesem Thema. Insgesamt waren darin die Behandlungsdaten von 310 Patienten im mittleren Alter von 55,1 Jahren aufgeführt. Etwas mehr als die Hälfte der Patienten (57 %) waren Männer. Insgesamt sprachen etwas weniger als die Hälfte der Patienten (46,1 %) auf die Behandlung an, zeigten also Verbesserungen. Eine komplette Symptomfreiheit erreichte damit immerhin fast jeder 5. Patient (23,5 %). Dieser Erfolg hing aber von der begleitenden Therapie ab: wenn Decitabin im Rahmen einer Epigenetik-basierten Therapie gegeben wurde, lag die komplette Remissions-Rate nur bei 14,85 %. Ähnlich lag die Rate bei Immunotherapie oder molekularer Therapie (15,4 %). In Kombination mit einer Chemotherapie (34,8 %) oder einer Chemotherapie in Kombination mit molekularer Therapie (37,5 %) erreichten Patienten mit Decitabin dagegen sehr viel häufiger eine Phase ohne Krankheitssymptome.

Die mittlere Überlebensdauer war sehr unterschiedlich in den verschiedenen Studien (bis zu 19,9 Monate im Durchschnitt einer Studie) und ließ sich nicht auf einzelne Behandlungsansätze zurückführen. Die Behandlungen brachten auch unerwünschte Behandlungseffekte mit sich. In mindestens 4 der analysierten Studien wurden als schwerwiegendere Probleme Neutropenie (Mangel an bestimmten Blutzellen), Infektionen aufgrund des geschwächten Immunsystems und starke Erschöpfung genannt. Häufig berichtet wurden auch Übelkeit und Erbrechen, und in der Folge Unterernährung (Anorexie).

Decitabin kann abhängig von der Behandlungsmethode zur Therapie beitragen

Decitabin zeigte damit vor allem in Kombination mit Chemotherapie oder kombiniert mit molekularer Therapie Vorteile bei der Behandlung von AML-Patienten nach Therapieversagen oder Rückfall. Weitere Therapiestudien müssen nun die optimale Kombination klären, um Betroffenen bestmöglich zu helfen.

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