Prostatakrebs

Die meisten Prostatakrebs-Patienten sind mit ihrem Sexualleben unzufrieden

Original Titel:
Scandinavian Prostate Cancer Patients' Sexual Problems and Satisfaction With Their Sex Life Following Anti-Cancer Treatment

MedWiss – Gerade bei Prostatakrebs kann eine Behandlung zu sexuellen Problemen führen. In einer Umfrage mit 1707 Prostatakrebs-Patienten aus Skandinavien stellten Wissenschaftler fest, dass die große Mehrheit der Patienten unter sexuellen Problemen litten und mit ihrem Sexualleben unzufrieden waren. Diese Thematik nimmt bei der Betreuung der Patienten somit einen großen Stellenwert ein.


Die Behandlung eines Prostatakrebses zielt darauf ab, den Patienten zu heilen oder (falls die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist) die Lebenszeit so lange wie möglich zu verlängern. Natürlich sollte hier die Lebensqualität der Patienten nicht außer Acht gelassen werden. Zu einer guten Lebensqualität zählt auch ein erfülltes Sexualleben. Dieses kann durch die Prostatakrebs-Erkrankung selbst und durch die Behandlungen gestört sein. Behandlungen wie die Bestrahlung oder Entfernung der Prostata führen nicht selten zu Erektionsstörungen oder generell zu sexuellen Funktionsstörungen – von sexuellen Funktionsstörungen spricht man, wenn die eigene Sexualität nicht befriedigend ausgelebt werden kann. Diese Nebenwirkungen der Therapie gelten jedoch oftmals als Tabu-Thema und viele Betroffene meiden aus Scham das Gespräch mit ihrem Arzt, sodass oftmals nur die Kontrolle der Krebserkrankung im Fokus der Kontrolluntersuchungen steht. Wissenschaftler aus Dänemark wollten nun genauer wissen, wie zufrieden Prostatakrebs-Patienten mit ihrem Sexualleben sind und wie weit sexuelle Probleme unter den Patienten verbreitet sind. Aus diesem Grund führten sie eine Umfrage mit Prostatakrebs-Patienten aus Skandinavien durch.

Wissenschaftler befragten Männer mit Prostatakrebs nach ihrem Sexualleben

Die Wissenschaftler befragten 1707 Prostatakrebs-Patienten aus Dänemark, Norwegen und Schweden, die nach eigenen Angaben vor der Krebsdiagnose sexuell aktiv waren, anonym nach ihrem Sexualleben. Dabei interessierte die Wissenschaftler vor allem, ob die Patienten unter Erektionsstörungen, Orgasmusproblemen oder sexuellen Funktionsstörungen litten und wie zufrieden sie mit ihrem Sexualleben waren. Die Patienten waren im Durchschnitt 72,6 Jahre alt und waren seit durchschnittlich 6,1 Jahren an Prostatakrebs erkrankt. Je nachdem, ob sich die Patienten einer Prostatakrebs-Behandlung (1615 Patienten) unterzogen oder nicht (92 Patienten), wurden sie in verschiedene Gruppen eingeteilt. Von den Patienten, die sich behandeln ließen, bekamen 869 Patienten eine Hormontherapie, 225 Patienten eine Strahlentherapie und keine weitere Behandlung und 521 Patienten wurden operiert und evtl. im Anschluss bestrahlt.

Patienten, die sich einer Prostatakrebs-Behandlung unterzogen, litten häufig unter sexuellen Funktionsstörungen

Die Auswertung der Daten ergab, dass sehr viele Patienten unter Erektionsstörungen, Problemen mit dem Orgasmus und generell sexuellen Funktionsstörungen litten. Je nach Behandlung berichteten 84 % bis 92 % von Erektionsstörungen, 72 % bis 81 % von Orgasmusproblemen und 87 % bis 94 % von mindestens einem sexuellen Problem. Von den Befragten, die sich keiner Prostatakrebs-Behandlung unterzogen hatten, litten hingegen 69 % unter Erektionsstörungen, 61 % unter Orgasmusproblemen und 74 % unter mindestens einem sexuellen Problem. Bezüglich der sexuellen Zufriedenheit war die große Mehrheit der Patienten, die sich einer Behandlung unterzogen, mit ihrem Sexualleben unzufrieden. Weniger als 15 % der befragten Patienten gaben an, mit ihrem Sexualleben zufrieden zu sein. Statistische Analyse ergaben, dass Patienten, die sich keiner Prostatakrebs-Behandlung unterzogen, eine 3,75-mal so große Chance hatten von sexuellen Problemen verschont zu bleiben, wie die Patienten, die eine Hormontherapie bekamen.

Die meisten Patienten mit Prostatakrebs, die vor der Diagnose sexuell aktiv waren, waren somit mit ihrem Sexualleben unzufrieden. Viele Prostatakrebs-Patienten litten unter sexuellen Funktionsstörungen. Die Wahrscheinlichkeit für diese wurde durch Behandlungen des Prostatakrebses erhöht. Diese Studie zeigt auf, dass sexuelle Funktionsstörungen und die damit einhergehende sexuelle Unzufriedenheit unter Prostatakrebs-Patienten weit verbreitet ist. Daher sollte dieses Thema bei der Betreuung der Patienten nicht vernachlässigt werden. Betroffene sollten wissen, dass sie mit diesen Problemen nicht allein sind und viele Leidensgenossen haben. Es ist absolut empfehlenswert und keine Schande, sich diesbezüglich Hilfe zu suchen.

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