Atezolizumab bei fortschreitendem kleinzelligem Lungenkrebs: Wirksamkeit nicht nachweisbar
Original Titel:
A Randomized Non-Comparative Phase II Study of Anti-Programmed Cell Death-Ligand 1 Atezolizumab or Chemotherapy as Second-Line Therapy in Patients With Small Cell Lung Cancer: Results From the IFCT-1603 Trial.
MedWiss – Schreitet der kleinzellige Lungenkrebs nach einer ersten Chemotherapie weiter voran, wird zurzeit mit einer weiteren Chemotherapie behandelt. Französische Forscher haben nun untersucht, ob eine Behandlung mit dem Antikörper Atezolizumab auch in Frage kommen könnte.
In einer Phase-II-Studie haben französische Forscher untersucht, ob eine Behandlung mit dem Antikörper Atezolizumab Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs hilft, nachdem die Erkrankung nach einer ersten Chemotherapie (Platin/Etoposid) weiter fortschreitet. Atezolizumab richtet sich gegen ein Oberflächenmerkmal namens PD-L1, dass auf Krebszellen vermehrt vorkommen kann und das Immunsystem daran hindert, die Krebszellen anzugreifen.
Infusion mit Atezolizumab oder Chemotherapie
An der Untersuchung nahmen 73 Patienten teil. 49 von ihnen erhielten Infusionen mit Atezolizumab alle drei Wochen. Die anderen 24 Patienten erhielten eine Chemotherapie, die normalerweise in solchen Situationen zum Einsatz kommt (bis zu sechs Runden Topotecan oder ein erneuter Versuch mit der ursprünglichen Chemotherapie). Die Patienten wurden den Behandlungen zufällig zugeteilt, eine Untersuchung, ob die Krebszellen der Teilnehmer vermehrt PD-L1 auf ihrer Oberfläche aufwiesen, wurde vor der Zuteilung nicht durchgeführt. Die Behandlung mit Atezolizumab erfolgte, bis die Krankheit weiter voranschritt oder nicht vertretbare Nebenwirkungen auftraten. Patienten, die Kortison erhielten, die Autoimmunerkrankungen hatten oder Gehirnmetastasen hatten, konnten an der Untersuchung nicht teilnehmen.
Gesamtüberleben etwa gleich, aber kein statistischer Nachweis für Wirksamkeit
Die Wissenschaftler untersuchten nach sechs Wochen Behandlung, bei wie vielen Patienten die Behandlung ansprach. Von den 49 Patienten, die Atezolizumab erhielten, konnten die Daten von 43 Patienten letztlich ausgewertet werden. Bei den Patienten, die eine weitere Chemotherapie erhielten, waren es 20 Patienten. Unter der Behandlung mit Atezolizumab zeigte sich bei einem von 43 Patienten ein objektiv messbares Anschlagen der Behandlung, acht weitere Patienten erreichten einen stabilen Krankheitszustand. Das entspricht einer Krankheitskontrollrate von 20,9 %. Bei den mit Chemotherapie behandelten Patienten zeigte sich nach sechs Wochen bei zwei der 20 Teilnehmer ein objektiv messbares Ansprechen. Das entspricht einer Krankheitskontrollrate von 65 %, berichten die französischen Wissenschaftler. Die gemittelte Dauer bis zum Krankheitsfortschritt lag in dieser Untersuchung bei 1,4 Monaten mit Atezolizumab und bei 4,3 Monaten mit der Chemotherapie. Das Gesamtüberleben unterscheid sich nicht nachweisbar zwischen den beiden Gruppen: Das mittlere Gesamtüberleben in der Atezolizumab-Gruppe lag bei 9,5 Monaten und bei der Chemotherapie-Gruppe bei 8,7 Monaten.
Keine neuen Nebenwirkungen beobachtet
Bei der Behandlung mit Atezolizumab sind keine unerwarteten Sicherheitsbedenken aufgetreten. Von den mit Atezolizumab behandelten Patienten entwickelten zwei Patienten eine moderate Fatigue (Grad 3) und zwei weitere Patienten eine leichte Schilddrüsenstörung. Eine spätere Testung von Krebsgewebe auf das Oberflächenmerkmal PD-L1 zeigte, dass von 53 getesteten Teilnehmern nur einer das Merkmal aufwies (2 %). (2 %).
Wirksamkeit ließ sich in Untersuchung nicht nachweisen
Die Wissenschaftler fassen zusammen, dass eine alleinige Therapie mit Atezolizumab bei fortschreitendem kleinzelligem Lungenkrebs in ihrer Untersuchung keine statistisch nachweisbare Wirksamkeit hatte. Ob es einen Unterschied macht, ob die Krebszellen der Patienten PD-L1 aufweisen oder nicht, wurde in dieser Studie nicht näher untersucht. Dazu bedarf es weiterer Forschung.
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