Multiple Sklerose
MS in der Schwangerschaft
Original Titel:
The association between exposure to interferon-beta during pregnancy and birth measurements in offspring of women with multiple sclerosis
MedWiss – Die Behandlung der Multiplen Sklerose ist häufig nicht optional, das heißt, wenn Patientinnen schwanger werden oder dies planen, ist es also nicht immer möglich, die Behandlung für die Dauer der Schwangerschaft zu pausieren oder zu wechseln. Welchen Einfluss hat Interferon-Beta in der Schwangerschaft aber auf das sich entwickelnde Kind? Forscher verglichen dazu Gewicht, Größe und Kopfumfang Neugeborenener, die in der Schwangerschaft Interferon-Beta ausgesetzt waren, mit Babys, deren Mütter keine vergleichbare Behandlung erhielten.
Interferon-beta (IFN-beta) ist eine häufig eingesetzte Behandlung für Multiple Sklerose (MS). Aktuell empfehlen Leitlinien, diese Behandlung bei Schwangerschaft abzubrechen. Bisherige Studien zur Frage der Sicherheit von IFN-beta für den Embryo waren allerdings widersprüchlich. Daher führten Forscher nun eine große Studie durch, in der sie Gewicht und Größe bei der Geburt bei Babys verglichen, die als Embryo mit IFN-beta in Kontakt gekommen waren und solchen Babys, deren Mütter nicht mit IFN-beta oder anderen krankheitsmodifizierenden Medikamenten behandelt worden waren.
Welchen Einfluss hat Interferon-Beta in der Schwangerschaft aber auf das sich entwickelnde Kind?
Dazu analysierten die Wissenschaftler schwedische und finnische Datenbanken zu MS-Erkrankungen und Schwangerschaften in den Jahren 2005 bis 2014. Wenn Geburtsgewicht, -größe und -kopfumfang vorlagen, wurden die Daten in den Vergleich mit aufgenommen. Ob Patientinnen mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten in Behandlung waren, wurde in einem Zeitfenster ab der letzten Periode bis zum Ende der Schwangerschaft erfasst.
Gewicht, Größe und Kopfumfang Neugeborenener mit und ohne Interferon-Beta in der Schwangerschaft
In Schweden ermittelten die Forscher 1 131 Frauen, in Finnland 442 Frauen, die an einer MS litten und im Studienzeitraum schwanger waren. Von den schwedischen Patientinnen verliefen 411 Schwangerschaften mit einer Behandlung mit IFN-beta, 835 Schwangerschaften verliefen dagegen ohne krankheitsmodifizierende Medikamente. In Finnland waren 232 Frauen währen ihrer Schwangerschaft in Behandlung mit IFN-beta, 331 Frauen nahmen dagegen während der Schwangerschaft nicht solche Medikamente ein.
Babys, die vor der Geburt in Kontakt mit Interferon-beta kamen, waren in der schwedischen Patientengruppe im Mittel 28 Gramm schwerer, 0,01 cm länger und hatten einen um 0,14 cm größeren Kopfumfang als die Vergleichs-Babys. In Finnland zeigte sich das umgekehrte Muster: Babys aus der IFN-beta-Gruppe waren im Mittel um 50 Gramm leichter, 0,02 cm kürzer und hatten einen um 0,22 cm kleineren Kopfumfang im Vergleich zu den Vergleichs-Babys ohne IFN-beta. Diese Unterschiede waren nicht nur unterschiedlich zwischen beiden Ländern, sondern auch alle nicht statistisch signifikant.
Die Forscher verglichen schließlich Geschwisterpaare, bei denen ein Geschwisterteil während der Schwangerschaft mit IFN-beta behandelt worden war, das andere jedoch nicht. In Schweden fanden sich 101 Schwangerschaft von 50 Geschwisterpaaren, die unterschiedlich behandelt worden waren. In Finnland konnten 83 Schwangerschaften mit 41 Geschwisterpaaren verglichen werden. Auch hierbei gab es nur minimale Unterschiede zwischen den Geschwistern mit IFN-beta und ohne dieses Medikament. Auch der Vergleich zwischen Geschwistern mit und ohne krankheitsmodifizierende Behandlung zeigte keine statistisch signifikanten Unterschiede in Geburtsgewicht, -größe oder Kopfumfang des Kindes.
Kein nachweisbarer Einfluss auf Geburtsgewicht, Größe oder Kopfumfang der Babys
Die Forscher schließen aus ihren Daten, dass die Behandlung der MS mit IFN-beta während der Schwangerschaft keinen nachweisbaren Einfluss auf Geburtsgewicht, Größe oder Kopfumfang des Babys hat.
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