Studienteilnehmer gesucht: Altersgebrechlichkeit und Altersdepression

Forschende des Universitätsklinikums Heidelberg und des AGAPLESION Bethanien Krankenhauses Heidelberg untersuchen Ursachen von Altersgebrechlichkeit und Altersdepressionen / Betroffene sind zur Studienteilnahme eingeladen / Dietmar Hopp Stiftung finanziert die klinische Studie mit rund 250.000 Euro

Altersgebrechlichkeit (Frailty-Syndrom), die mit einer auffällig fortgeschrittenen Einschränkung der Mobilität und Aktivität einhergeht, und Altersdepression gehören zu den häufigsten geriatrischen Erkrankungen. Fast 20 Prozent aller Deutschen über 65 Jahren leiden an mindestens einem dieser Krankheitsbilder, etwa 40 Prozent dieser Personen sind von beiden gleichzeitig betroffen.

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des AGAPLESION Bethanien Krankenhaus Heidelberg / Geriatrisches Zentrum des Klinikums der Universität Heidelberg untersucht nun in einer klinischen Studie, ob diese Erkrankungen gemeinsame neurobiologische Ursachen haben könnten. Die Dietmar Hopp Stiftung finanziert die Studie mit rund 250.000 Euro.

Dafür werden Studienteilnehmer über 65 Jahre gesucht, die von Altersdepression, Frailty oder beidem betroffen sind. In einer etwa einstündigen Sitzung wird das individuelle Bewegungsverhalten und die körperliche Leistungsfähigkeit untersucht und der körperliche und seelische Gesundheitszustand erfragt. Die Probanden tragen danach eine Woche lang einen Sensor – etwa so groß wie eine Kreditkarte – am Rücken, welcher die Bewegungen im Alltag misst. Abschließend folgt eine etwa 15-minütige MRT-Untersuchung des Gehirns. Dabei wird ohne den Einsatz von Kontrastmittel und ohne Strahlenbelastung die Gehirnaktivität gemessen.

Für weitere Informationen bzw. zur Teilnahme können sich Interessierte an das Studienteam wenden:

Frailty und Altersdepression – Zwei Krankheiten mit gemeinsamen Ursachen?

Die Einkaufstasche wird mit jedem Jahr schwerer, der Weg zum Friseur immer länger und der einst aktiv betriebene Sport wird immer weniger betrieben. Kommen noch Gewichtsverlust und eine intensiv erlebte Erschöpfung dazu, sprechen Geriater von Frailty, der Altersgebrechlichkeit. Das permanente Gefühl von Erschöpfung, eine daraus resultierende Reduktion von Freizeitaktivitäten und eine Appetitlosigkeit, die zum Gewichtsverlust führt, können aber auch Symptome einer seelischen Erkrankung im Alter sein: der Altersdepression.

„Sowohl die Frailty als auch die Altersdepression werden intensiv beforscht. Warum die beiden Zustände allerdings so häufig gemeinsam auftreten, ist aktuell unklar,“ sagt Professor Robert Christian Wolf, Leiter der Sektion Kognitive Neuropsychiatrie am UKHD. „Es besteht auch ein Mangel an spezialisierten Therapien und gesundheitsfördernden Maßnahmen für Betroffene,“ ergänzt Professor Klaus Hauer vom AGAPLESION Bethanien Krankenhaus Heidelberg. Die nun durchgeführte Studie soll langfristig dazu beitragen, diesem Mangel Abhilfe zu verschaffen.

Entscheidende Hinweise erhoffen sich die Forschenden dabei von der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) sowie von neuartigen Bewegungssensoren, mit denen sich das Bewegungsverhalten im Alltag registrieren lässt. Wichtige Symptome der Frailty und der Depression wie Erschöpfung und verringerte Aktivität lassen sich mit Hilfe der Bewegungssensoren detailliert vermessen. In Ergänzung zu Befragungen der Betroffenen, die Einblick in deren subjektives Erleben geben, steht damit zusätzlich ein objektiver Indikator für diese Symptome zur Verfügung.

fMRT ist eine moderne Sonderform der MRT und erlaubt es, ohne Kontrastmittel und ohne Strahlenbelastung die Hirnaktivität millimetergenau in einzelnen Bereichen des Gehirns zu messen. „Wenn es uns gelingt, solche Hirnbereiche zu identifizieren, die speziell an dem gleichzeitigen Auftreten beider Erkrankungen beteiligt sind, dann können wir die neurobiologischen Ursachen besser verstehen,“ sagt Wolf. „Gerade in unserer alternden Gesellschaft sind solche Erkenntnisse wichtig, um die Grundlage für eine bessere medizinische Versorgung und Lebensqualität von Betroffenen zu schaffen. Ganz besonders möchten wir uns bei der Dietmar Hopp Stiftung bedanken, die uns auf diesem Weg unterstützt,“ so Professor Hauer.

Weitere Informationen im Internet

Weitere Informationen zur Studie
Sektion Kognitive Neuropsychiatrie am UKHD
Forschung am AGAPLESION Bethanien Krankenhaus Heidelberg
Medizinförderung der Dietmar Hopp Stiftung

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum.uni-heidelberg.de