PCO-Syndrom
Der optimale Zeitpunkt für die künstliche Befruchtung: Wann genau ein Embryotransfer am erfolgsversprechendsten ist
Original Titel:
The precise determination of the window of implantation significantly improves ART outcomes
- Zeitfenster von Tag 19–21 des Zyklus geht mit verbesserten Eigenschaften des Uterus zur Einnistung des Embryos einher
- Bestimmung dieses Zeitfensters mittels genetischer Analysen
- Progesteron-Einnahme verbessert die Bereitschaft des Uterus 2 – 8 Tage nach Beginn der Einnahme
- Doppelte Schwangerschaftsrate bei Embryotransfer während des idealen Zeitfensters im Vergleich zur Schwangerschaftsrate bei Abweichungen vom Zeitfenster
- 50 % reduzierte Fehlgeburten- bzw. Schwangerschaftsabbruchsrate
MedWiss – Bei vielen Verfahren der Kinderwunschbehandlung steht die Qualität des Embryos im Fokus. Dabei achten Ärzte darauf, den Embryo mit den besten Entwicklungschancen einzusetzen; allerdings wird oft vernachlässigt, dass zur Entstehung einer Schwangerschaft auch der Uterus bereit sein muss. Die Bestimmung des idealen Zeitraums für den Transfer, so zeigte eine retrospektive Studie, stark auf die Schwangerschaftsrate und die Rate der Fehlgeburten auswirken.
Während des weiblichen Zyklus durchläuft der Uterus mehrere strukturelle und funktionelle Veränderungen. In einem bestimmten Zeitfenster (engl.: window of implantation – WOI) ist er dabei besonders auf die Einnistung des Embryos ausgerichtet. Die Auswirkung der Bestimmung dieses kurzen Zeitfensters (Tag 19 – 21 des Zyklus) auf den nachfolgenden Embryotransfer wurde in dieser Studie untersucht.
Retrospektive multizentrische Studie: Wie wichtig ist der Zeitpunkt des Embryotransfers?
In dieser retrospektiven multizentrischen Studie wurden 2 256 Patientinnen untersucht, bei denen die Implantation wiederholt fehlgeschlagen war, die Fehlgeburten erlitten hatten oder bei denen eine Infertilität vorlag. Zur Bestimmung des Implantations-Zeitfensters analysierten die Forscher das genetische Profil des Uterus. Die Autoren verglichen das Resultat des Transfers eines einzelnen Embryos in diesem optimalen Zeitfenster mit dem Resultat des Transfers mehr als 12 Stunden abweichend davon. Anschließend wurden Schwangerschaftsrate sowie die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche bestimmt.
Bei 34,2 % der Frauen war das nachträglich bestimmte optimale Zeitfenster für die Implantation nicht bei der Implantation genutzt worden. Durch Verabreichung von Progesteron konnte eine Bereitschaft des Uterus zur Aufnahme von Embryos erzeugt werden. Dies wirkte in einem Zeitraum von 2 – 8 Tagen ab Beginn der Progesteron-Einnahme. Die höchste Bereitschaft zeigte sich dabei nach 2, 5 – 6 und 8 Tagen. Zudem konnten die Autoren beobachten, dass bei einem Embryotransfer innerhalb des vorhergesagten optimalen Zeitfensters eine klinische Schwangerschaftsrate von 44,35 % erreicht wurde. Bei Abweichung vom optimalen Zeitfenster um mehr als 12 Stunden wurde hingegen nur eine Schwangerschaftsrate von 23,08 % erzielt. Kam es zu Abweichungen von mehr als 24 Stunden, betrug die Schwangerschaftsrate nur 19,23 %. Umgekehrt lag die Rate an Schwangerschaftsverlusten bei Implantationen im optimalen Zeitfenster bei 20,94 %, gegenüber 44,44 % bei Abweichung vom optimalen Zeitfenster.
50 % weniger Schwangerschaftsabbrüche – doppelt so viele klinische Schwangerschaften
Die Autoren betonen daher die Bedeutung des optimalen Zeitfenster für eine Implantation und der Bereitschaft des Uterus für eine Schwangerschaft. Diesem Zeitfenster kommt ihrer Auffassung nach eine ebenso große Bedeutung zu, wie der Qualität des zu transferierenden Embryos. Allerdings merken sie an, dass ihre rückblickend erhobenen Ergebnisse mit randomisierten Kontrollstudien untermauert werden sollten.
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