Depression
Was hilft mehr gegen Übergewicht durch Antipsychotika: Ergänzendes Metformin, Wechsel des Antipsychotikums oder Edukation zum Lebensstil?
Original Titel:
Metformin add-on vs. antipsychotic switch vs. continued antipsychotic treatment plus healthy lifestyle education in overweight or obese youth with severe mental illness: results from the IMPACT trial.
- Manche Antipsychotika steigern das Gewicht – was hilft?
- Untersuchung mit Heranwachsenden zwischen 8 und 19 Jahren über 24 Wochen
- Ergänzendes Metformin, Wechsel des Antipsychotikums oder Edukation zum Lebensstil?
- Gegen Übergewicht durch Antipsychotika hilft vor allem Medikamentenwechsel oder Metformin
MedWiss – Wie bei starker Gewichtszunahme durch antipsychotische Medikation optimal reagiert werden sollte, ist noch ein viel diskutiertes Forschungsthema. Zur Diskussion stehen ergänzendes Metformin, ein Medikationswechsel sowie Lebensstil-Edukationen mit Fokus auf Ernährung und Bewegung. Diese drei Ansätze verglich nun eine klinische Studie mit Heranwachsenden und fand, dass sowohl Metformin als auch der Behandlungswechsel vielversprechender gegen Übergewicht durch Antipsychotika wirkten als Informationssitzungen.
Manche Antipsychotika steigern das Gewicht und bringen somit Patienten neben ihrer positiven Wirkung auf die Psyche einen deutlich negativen Effekt mit Folgen für das Diabetesrisiko und das Herz-Kreislauf-System. Wie in diesen Fällen optimal reagiert werden kann, ist noch ein Forschungsthema. Zur Diskussion stehen ergänzendes Metformin, der Wechsel des Antipsychotikums zu einer weniger gewichtsfördernden Medikation, oder eine Edukation zum Lebensstil, die Betroffenen gesunde Ernährung und Bewegung näherbringen soll. Forscher untersuchten nun, wie jungen Patienten am besten gegen Übergewicht durch Antipsychotika geholfen werden kann.
Dazu wurden psychiatrisch stabile, übergewichtige oder adipöse Heranwachsende zwischen 8 und 19 Jahren mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen zufällig in parallele Gruppen (ergänzendes Metformin, Wechsel des Antipsychotikums oder nur Lebensstil-Edukation) eingeteilt und über 24 Wochen an vier US-amerikanischen Universitäten betreut und untersucht. Bei allen dieser Kinder und Jugendlichen hatte sich anschließend an die Behandlung mit einem Antipsychotikum der zweiten Generation eine substanzielle Gewichtszunahme entwickelt. Stand ein Wechsel der Medikation an, wurde entweder zu Aripiprazol gewechselt, oder, falls vorher bereits damit behandelt worden war, zu Perphenazin oder Molindon. Alle Teilnehmer nahmen an Informationsveranstaltungen zu gesundem Lebensstil (Lebensstil-Edukation) teil. Ermittelt wurde schließlich, wie sich der BMI (body mass index) im Vergleich zum Messpunkt zu Beginn der Studie in jeder der drei Gruppen veränderte.
Ergänzendes Metformin, Wechsel des Antipsychotikums oder Edukation zum Lebensstil
Insgesamt konnten 127 Teilnehmer untersucht werden. 49 erhielten ergänzendes Metformin, 31 wechselten das Antipsychotikum und 47 erhielten nur die Lebensstil-Edukation. Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 13,7 Jahre alt, die Mehrzahl (64,6 %) war männlich. Die häufigste Diagnose war eine Bipolare Störung (84,2 % der Patienten), Erkrankungen im schizophrenen Spektrum lagen bei 9,4 % vor und 6,3 % litten an psychotischer Depression. Begleiterkrankungen wurden ebenfalls dokumentiert: ADHD (35,4 %), Störungen aus dem Autismus-Spektrum (26,0 %) und Angststörungen (25,2 %) waren die drei häufigsten Diagnosen. Die Hälfte der jungen Patienten (52,0 %) hatte bereits einen Krankenhausaufenthalt aufgrund der psychiatrischen Erkrankung hinter sich.
Zu Beginn der Studie waren die jungen Menschen vor allem mit Aripiprazol (46,4 %) oder Risperidon (38,6 %) in Behandlung. Die aktuelle Medikation war typischerweise seit 21,6 (+/- 20,4) Monaten im Einsatz, insgesamt lag die durchschnittliche Behandlungszeit bei 29,9 (+/- 23,1) Monaten. In diesem Zeitraum hatte bereits fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (43,3 %) einen Medikationswechsel und verschiedene Antipsychotika hinter sich.
Sowohl in der Metformin-Gruppe als auch der Wechsel-Gruppe sank der BMI signifikant in Woche 24 im Vergleich zum Anfangswert (Metformin: – 0,09, Wechsel: – 0,11). In der Kontrollgruppe, die nur an der Lebensstil-Edukation teilnahm, stieg der Wert dagegen geringfügig und nicht signifikant an (+ 0,04). Die Metformin-Ergänzung und der Medikamentenwechsel waren der Kontrollmethode gegenüber überlegen, konnten aber nicht statistisch voneinander unterschieden werden. In der Metformin-Gruppe traten allerdings mehr Verdauungsprobleme auf. Nicht jeder Medikationswechsel war allerdings gleich gut: Die Behandlung mit Perphenazin im Rahmen des Medikamentenwechsels wurde vor Studienende gestoppt, da mit diesem Mittel 35,2 % der jungen Patienten mehr psychiatrische Probleme entwickelten.
Gegen Übergewicht durch Antipsychotika hilft vor allem Medikamentenwechsel oder Metformin
Die Studiendaten deuten an, dass bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht durch Antipsychotika ergänzendes Metformin eine mögliche Unterstützung zum Gewichtsverlust sein kann, oder ein Wechsel zu einem Antipsychotikum mit geringerem Risiko zu Gewichtszunahme. Reine Informations- und Edukationsveranstaltungen zu gesundem Lebensstil sind dagegen offenbar nicht ausreichend, um diesen Patienten mit ihrem Gewichtsproblem zu helfen.
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