Kinderwunschbehandlung mit personalisierter Dosierung von humanem Follitropin delta: Eine randomisierte kontrollierte Studie
Original Titel:
A randomised controlled trial to clinically validate follitropin delta in its individualised dosing regimen for ovarian stimulation in Asian IVF/ICSI patients.
- Die personalisierte Dosierung von Follitropin delta war der konventionellen Dosierung von Follitropin alfa nicht unterlegen: Es konnte eine vergleichbare Rate fortlaufender Schwangerschaften erzielt werden
- Die Lebendgeburtenrate lag bei personalisierter Dosierung von Follitropin delta deutlich höher als mit der konventionellen Dosierung von Follitropin alfa
- Ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom trat unter personalisierter Gabe von Follitropin delta deutlich seltener auf als unter Follitropin alfa
MedWiss – Die Verabreichung von follikelstimulierenden Hormonen erfolgt bei einer Kinderwunschbehandlung, um die Entwicklung mehrerer Follikel anzuregen. Dabei soll das Risiko eines ovariellen Hyperstimulationssyndroms (OHSS) möglichst gering bleiben. Die hier vorgestellte Studie verglich die Verabreichung von humanem Follitropin delta in personalisierter Dosierung mit der Verabreichung von Follitropin alfa in der empfohlenen konventionellen Dosierung.
Vor einer künstlichen Befruchtung (IVF, In-vitro-Fertilisation oder ICSI, intrazytoplasmatische Spermieninjektion) wird eine kontrollierte Stimulation der Eierstöcke durchgeführt. Dazu werden follikelstimulierende Hormone wie Follitropin delta verabreicht. Zu den Besonderheiten von Follitropin delta zählt, dass die Herstellung mit Hilfe menschlicher Zelllinien erfolgt. Die Dosierung richtet sich nach einem zugelassenen Dosierungsschema, das die Serumkonzentrationen des Anti-Müller-Hormons (AMH) sowie das Körpergewicht der Patientinnen berücksichtigt.
Ablauf der ovariellen Stimulation
Innerhalb dieser Studie erhielten über 1 000 Frauen (v. a. aus China, Südkorea, Vietnam, Taiwan) ihre erste Kinderwunschbehandlung. Die Teilnehmerinnen wurden nach Altersgruppen (< 35 Jahre, 35–37 Jahre, 38–40 Jahre) aufgeteilt. Ermittelt wurden u. a. die fortlaufenden Schwangerschaften, die Lebendgeburtenrate, die Zahl gewonnener Eizellen sowie die OHSS-Häufigkeit. Die ovarielle Stimulation erfolgte entweder mit einer individuellen Dosierung von Follitropin delta oder einer konventionellen Dosierung von Follitropin alfa.
Ergebnisse der Kinderwunschbehandlung
Die Nichtunterlegenheit der individuellen Dosierung von Follitropin delta gegenüber Follitropin alfa bestätigte sich anhand der Rate fortlaufender Schwangerschaften (31,3 % mit Follitropin delta; 25,7 % mit Follitropin alfa).
Die Lebendgeburtenrate lag mit Follitropin delta bei 31,3 % und damit deutlich höher als mit Follitropin alfa (24,7 %; p = 0,023). Dieser Unterschied konnte in allen Altersgruppen beobachtet werden.
Unter Einsatz von Follitropin delta entwickelten deutlich weniger Frauen ein frühes OHSS (5,0 % vs. 9,6 %; p = 0,004).
Die Zahl der gewonnenen Oozyten lag mit Follitropin delta etwas niedriger als mit Follitropin alfa (10 im Vergleich zu 12). Allerdings konnten bei Patientinnen mit möglicherweise geringem Ansprechen durch die individuelle Dosierung von Follitropin delta zwei Oozyten mehr gewonnen werden. Bei Patientinnen mit möglicherweise starkem Ansprechen wurden hingegen 3 Oozyten weniger gewonnen.
Fazit
Diese aktuelle Studie zeigt einen bedeutenden Vorteil der individuellen Dosierung für das Schwangerschaftsergebnis: Frauen, die eine personalisierte Dosierung Follitropin delta erhalten hatten, erreichten eine um mehr als 25 % höhere Lebendgeburtenrate. Dieser klinisch relevante Unterschied konnte in allen Altersgruppen festgestellt werden. Gleichzeitig bestand im Vergleich zur konventionellen Dosierung von Follitropin alfa ein deutlich geringeres Risiko für ein ovarielles Überstimulationssyndrom.
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