Tocilizumab bei juveniler Arthritis: Besonders bei jüngeren Patienten?
Original Titel:
Short-Term Outcomes and Predictors of Effectiveness of Tocilizumab in Systemic Juvenile Idiopathic Arthritis: A Prospective Cohort Study
- Systemische juvenile idiopathische Arthritis
- Biologische Anti-IL-6-Therapie mit Tocilizumab über 1 Jahr
- 65 junge Patienten
- 25 % der Patienten minimale Krankheitsaktivität nach einem Jahr
- 35 % der Patienten klinisch inaktive Erkrankung
- Vielversprechend bei jüngeren Patienten oder früh in der Erkrankung mit systemischer Inflammation
MedWiss – Systemische juvenile idiopathic Arthritis (sJIA) stellt eine eigene Kategorie innerhalb der juvenilen Arthritis dar, bei der das pro-inflammatorische Interleukin 6 (IL-6) eine wichtige pathogenische Rolle spielt. Entsprechend interessant ist die Therapie mit Medikamenten, die IL-6 hemmen, wie etwa Tocilizumab. In einer prospektiven Beobachtungsstudie zeigte sich bei 65 jungen Patienten, dass die Therapie über ein Jahr besonders bei Jüngeren mit ausgeprägterem inflammatorischen Status zu deutlichen Verbesserungen führte.
Tritt die rheumatische Erkrankung Arthritis in der Kindheit auf, spricht man von juveniler Arthritis. Als idiopathisch wird sie bezeichnet, wenn es keine klare Ursache für die Erkrankung gibt. Systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA) stellt eine eigene Kategorie innerhalb der juvenilen Arthritis dar, bei der das pro-inflammatorische Interleukin 6 (IL-6) eine wichtige pathogene Rolle spielt. Entsprechend ist die Therapie mit Medikamenten, die IL-6 hemmen, wie etwa Tocilizumab, besonders vielversprechend. Die vorliegende Studie untersuchte, welche kurzfristigen Effekte eine Behandlung von jungen Patienten mit sJIA mit Tocilizumab hatte und ob sich mögliche Faktoren identifizieren ließen, mit denen die Vorhersage des Behandlungsergebnisses möglich wäre.
Biologische Anti-IL-6-Therapie: Eine Chance bei systemischer juveniler idiopathischer Arthritis?
In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurden 65 Patienten mit sJIA (nach ILAR-Kriterien, International League of Associations for Rheumatology) untersucht, die trotz konventioneller Therapie weiterhin unter aktiver Erkrankung litten. Die Patienten wurden zwischen August 2019 und Oktober 2020 in der biologischen Erstlinientherapie mit Tocilizumab behandelt. Die Forscher analysierten nun klinische und serologische Parameter, die zu Beginn und nach einem Jahr der Tocilizumab-Therapie ermittelt wurden. Wie stark sich die Erkrankung in mehr als nur den Gelenken zeigte, wurde anhand verschiedener systemischer Manifestationen wie Fieber, Rötung bzw. Ausschlag, Anämie und anhand des Ferritin-Spiegels eingeschätzt.
Beobachtungsstudie mit 65 jungen Patienten unter Tocilizumab
Nach einem Jahr hatten 25 % der Patienten minimale Krankheitsaktivität erreicht. 35 % erreichten eine klinisch inaktive Erkrankung unter Tocilizumab. Ebenso beobachteten die Wissenschaftler eine signifikante Reduktion des Krankheitsaktivitiäts-Scores (10-joint juvenile arthritis disease activity score) und von Markern im Blut für eine akute Phase der Erkrankung. Jüngere Patienten (bis 7 Jahre) mit kürzerer Erkrankungsdauer (bis 3 Jahre), geringerer Krankheitsaktivität und höherem Ferritin-Spiegel im Serum sowie mit systemischen Manifestationen der Krankheit schienen dabei stärker von der Therapie zu profitieren.
Besonders vielversprechend für Jüngere mit systemischer Manifestation der Krankheit
Etwa ein Drittel junger Patienten mit sJIA konnte demnach deutliche Verbesserungen mit Tocilizumab über ein Jahr sehen. Besonders traf dies auf Patienten zu, die die Behandlung früher im Krankheitsverlauf oder in jüngerem Alter erhielten und die einen ausgeprägteren systemischen inflammatorischen Status aufwiesen. Die Ergebnisse deuten damit ein Profil von jungen Patienten an, für die die IL-6-Blockade mit Tocilizumab besonders vielversprechend sein könnte.
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