Die häufigsten Wechselwirkungen: Medikamente und Nahrungsmittel
Wechselwirkungen können nicht nur bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener Medikamente auftreten, auch alltägliche Lebensmittel interagieren zum Teil mit Arzneimitteln. Manche Nahrungsmittel beeinflussen die Wirkung eines Arzneistoffs, indem sie diese entweder verstärken oder abschwächen. Ebenso können Medikamente die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen. In manchen Fällen kann die Interaktion dazu führen, dass die Wirkung des Medikaments vollständig aufgehoben wird. Wenn die Beschwerden nicht abklingen, suchen viele Patienten erneut den Arzt auf und bekommen möglicherweise eine höhere Dosis verschrieben. Es beginnt ein gefährlicher Kreislauf. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, rät daher, insbesondere bei Neuverordnung eines Arzneimittels immer mit dem Apotheker die richtige Einnahme und mögliche Interaktionen, gerade auch mit Nahrungsmitten, zu besprechen, damit die gewünschte Arzneimittelwirkung nicht beeinträchtigt wird.
Der Bitterstoff der Grapefruit
Die Grapefruit gilt als sehr gesundes Nahrungsmittel. Allerdings kann sie mit zahlreichen Medikamenten interagieren und deren Nebenwirkungen auslösen oder verstärken. Der Bitterstoff Furanocumarin sorgt für den typischen Geschmack der Grapefruit und ihrer Verwandten Pomelo. Dieser Bitterstoff und einige andere Bestandteile der Frucht können den Abbau vieler Arzneistoffe in der Leber hemmen. Dadurch bleibt zu viel Wirkstoff im Blut, was Nebenwirkungen verursachen kann. Patienten sollten daher während einer Medikamententherapie oder wenn sie dauerhaft Medikamente einnehmen müssen, entweder komplett auf den Verzehr von Grapefruit (auch als Saft) verzichten bzw. den Verzehr mit dem Apotheker klären.
Medikamente, die mit Bestandteilen der Grapefruit interagieren sind beispielsweise einige Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels sowie Calciumkanalblocker wie Nifedipin oder Nitrendipin bei Bluthochdruck oder Angina Pectoris. Bei vielen anderen Medikamenten wie Immunsuppressiva nach Organtransplantationen, östrogenhaltigen oralen Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille) oder Phospodiesterase-Hemmern bei erektiler Dysfunktion wurden erhöhte Wirkstoffspiegel festgestellt, die zu Nebenwirkungen führen können.
Koffein in Kaffee, Cola und Energydrinks
Zahlreiche Medikamente können den Abbau von Koffein im Körper erschweren, wodurch dessen aufputschende Wirkung verstärkt werden kann. Wer also Kaffee oder koffeinhaltige Erfrischungsgetränke mag, sollte ebenfalls abklären, ob während der Medikamententherapie der Konsum von koffeinhaltigen Getränken eingeschränkt werden soll, um schlaflose Nächte, heftiges Schwitzen und Herzrasen zu verhindern. Für einige Medikamente gibt es Alternativen, welche die Verstoffwechselung von Koffein nicht hemmen.
Koffein hingegen hemmt unter anderem den Abbau von Theophyllin, ein Wirkstoff, der bei Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD eingesetzt wird, was zu Nervosität, Schlaflosigkeit und Herzrhythmusstörungen führen kann. Kaffee und schwarzer Tee enthalten zudem Gerbstoffe, welche die Aufnahme einiger Medikamente im Darm behindern.
Kalzium: Milchprodukte und Mineralwasser
Milchprodukte wie Käse, Quark und Joghurt sowie bestimmte Mineralwässer enthalten Kalzium, das für die Knochengesundheit von großer Bedeutung ist. Wenn jedoch bestimmte Arzneimittel, z.B. Antibiotika wie Ciprofloxacin, Norfloxacin und Doxycyclin oder Osteoporosemittel wie Alendronsäure oder Risedronsäure oder das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin, eingenommen werden, können sie im Magen mit dem Kalzium aus den Milchprodukten schwerlösliche Verbindungen bilden. Dies führt dazu, dass der Körper die Medikamente nicht gut aufnehmen kann und ihre Wirkung schwächer wird. Ein Großteil der Wirkstoffe wird dann einfach wieder im Darm ausgeschieden ohne die erwünschte Wirkung erzeugen zu können. Um dies zu vermeiden, sollten Sie solche Medikamente eine gewisse Zeit vor oder nach dem Essen einnehmen, wie es im Beipackzettel angegeben ist. Wählen Sie zudem für die Medikamenteneinnahme grundsätzlich kalziumarmes Mineralwasser.
Medikamente und Alkohol – Ein No-Go
Alkohol – vor allem in größeren Mengen – verursacht die meisten unerwünschten Wechselwirkungen, insbesondere in Kombination mit Arzneimitteln wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Psychopharmaka, die das zentrale Nervensystem beeinflussen. Eine gegenseitige Verstärkung der Wirkung kann unter Umständen zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Atem- oder Herzstillstand führen. Der Abbau von Medikamentenwirkstoffen wird durch Alkoholkonsum verlangsamt, was zu einer verlängerten Wirkungsdauer und einem erhöhten Risiko für Vergiftungen führen kann. Bei der Einnahme von Antibiotika kann bereits eine geringe Menge Alkohol unerwünschte Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Übelkeit oder Herzrasen auslösen, während Paracetamol in Kombination mit Alkohol eine besonders schädliche Wirkung auf die Leber haben kann. Daher sollte die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Medikamenten vermieden werden.
Ernährungsgewohnheiten besprechen
Ballaststoffe können ähnlich wie Kalzium einige Medikamente binden. Auch sehr proteinreiche oder fettreiche Mahlzeiten und weitere Lebensmittel können mit bestimmten Medikamenten interagieren. Lesen Sie bei jedem Arzneimittel, das Sie verschrieben bekommen, den Beipackzettel aufmerksam durch. Auch wenn Sie in der Apotheke ausführlich über die richtige Einnahme gesprochen haben, tauchen manche Fragen erst zu Hause auf. Scheuen Sie sich nicht, dann bei Unklarheiten Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker vor Ort anzusprechen. „Wir wollen, dass Ihr Arzneimittel die für Sie gewünschte Wirkung entfalten kann“.
Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 6500 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder.